Profis 18.11.2019 - 18:00 Uhr
"Ich stehe da voller Tatendrang"
05ER stellen Achim Beierlorzer als neuen Cheftrainer vor - Schröder: "Er hat Autorität, ein klares Auftreten, eine deutliche Ansprache, eine klare Philosophie"
Um 15 Uhr am Montagnachmittag, als Rouven Schröder in einer Pressekonferenz in der OPEL ARENA den neuen Cheftrainer vorstellte, hat beim 1. FSV Mainz 05 ein neues Kapitel begonnen. Achim Beierlorzer übernimmt die Nachfolge von Sandro Schwarz. Der gebürtige Franke, der am Mittwoch 52 Jahre alt wird und vor zehn Tagen beim 1. FC Köln freigestellt worden war, hat ab sofort die Verantwortung für die Bundesliga-Profis. "Ich bin froh, dass ich hier sein kann und diese Stelle antreten darf. Es ist sicher etwas kurios, aber ich glaube, meine Vita und meine Herangehensweise passen zu Mainz 05", sagte Beierlorzer.
Diese zehn Tage, die zwischen dem Aus in Köln und dem Engagement in Mainz liegen, seien schon besonders gewesen. "Wenn man sich aber kennt, den Verein schon lange beobachtet, auch die Trainer und wie hier gearbeitet wird, dann ist es toll, wenn man nach einer solchen Geschichte den Anruf aus Mainz erhält und sich damit auseinandersetzen kann", erklärte der Neu-05ER.
Vom Weg beeindruckt
"Von der Energie her, von der Lust, die ich habe, eine Mannschaft in der Bundesliga zu betreuen, da hat sich überhaupt nichts bei mir verändert. Ich stehe da voller Tatendrang. Ich sehe es als absolutes Privileg, in der Bundesliga als Trainer arbeiten zu dürfen. Und bei einem Verein wie Mainz 05 umso mehr, so, wie sich der Klub in den letzten Jahren präsentiert hat."
var vp_youtubeid = "toM4mPseIE0"; var vp_filename = "";Der 05-Sportvorstand kennt den neuen Coach von der gemeinsamen Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth, als Beierlorzer dort als U17-Trainer arbeitete, Schröder Koordinator der Lizenzspielermannschaft und später deren Sportlicher Leiter war. Er habe Beierlorzers Werdegang immer intensiv verfolgt. Er schätze ihn als Mensch und als Trainer, der damals schon total aufgeweckt und offen gewesen sei, "aber auch seine Sicht auf das Leben war beeindruckend. Und er hat anschließend einen beeindruckenden Weg hingelegt", sagte Schröder. "Mich hat die Geschichte mit Jahn Regensburg am meisten beeindruckt. Das war ganz hervorragend, wie er den Verein repräsentiert und gelebt hat." Mit dem SSV Jahn war Beierlorzer als Zweitligaaufsteiger zweimal unter die ersten zehn der Liga gekommen, bevor ihn der Effzeh nach Köln holte.
"Köln können wir nicht wegdiskutieren. Die Erfahrung ist da. Das gehört zum Leben dazu. Das hat für mich in der Entscheidungsfindung aber keine Rolle gespielt. Achim Beierlorzer ist als Trainer und als Mensch für uns der richtige." Die Entscheidung möge für viele überraschend kommen, für ihn hingegen absolut nicht. Er habe sich auch nicht damit beschäftigt, ob diese Personalie nach außen hin zu vermitteln sei. "Wenn man einen Barometer benutzen muss, um atmosphärisch abzufragen, wer der Passende ist, dann ist man auf dem falschen Weg", erklärte der Sportvorstand. Für ihn als Entscheider zählten ausschließlich inhaltliche Bewertungsgrundlagen. "Wir haben einen fachlich sehr, guten Trainer, der junge Spieler, in- und ausländische Spieler weiterentwickelt hat. Ich lasse mir das durch die Entwicklung in Köln nicht kaputtreden. Ich bin total überzeugt. Wir haben uns bewusst entschieden. Er hat Autorität, ein klares Auftreten, eine deutliche Ansprache und eine klare Philosophie."
Bungert ein "zusätzlicher Baustein"
Jan-Moritz Lichte und Michael Falkenmayer stehen Beierlorzer künftig weiter als Assistenten zur Verfügung. "Wir haben nun mit Niko Bungert zudem einen weiteren Baustein dazu gepackt, um neue Ideen zu entwickeln, um Bestehendes und das, was gut war, weiterzuführen", erklärte Schröder. "Niko ist am längsten hier. Er steht für Mainz 05. Wer seinen Namen hört, denkt an Mainz 05. Er ist eine Respektperson. Für uns ist es sehr wichtig, ihn in einer neuen Rolle dabeizuhaben."
Statt mit seiner Familie in den Urlaub zu fahren, der gebucht war und nun abgesagt ist, steht Beierlorzer nun am Dienstagnachmittag (15.30 Uhr) am Bruchweg auf dem Trainingsplatz. "Man kann sich die Zeiten nicht aussuchen. Die Dinge entstehen. Eine Tür geht zu, eine andere geht auf. Dann muss man sich entscheiden", betonte der 51-Jährige. Er habe zusammen mit der Familie überlegt. "Dann war der Zeitpunkt da, um zu sagen: 'Es ist zwar kurios, aber eine neue Aufgabe, auf die ich mich riesig freue'.“ Die Vertragsauflösung am Freitag in Köln habe im Übrigen nichts mit der Anfrage der 05ER zu tun gehabt, stellte der Coach klar. Er habe schon am Sonntag davor den 1. FC Köln gebeten, sich Gedanken über eine Vertragsauflösung zu machen. Er habe sich nicht wohlgefühlt dabei, "im Goldenen Käfig zu sitzen, weiter bezahlt zu werden, aber nicht frei darin zu sein, was man macht."