Profis 16.09.2021 - 18:30 Uhr
"Ich will auf dem Platz vorangehen"
Jonny Burkardt will vorangehen, auf und neben dem Platz, häufiger treffen – und sich weiter als Startelfspieler etablieren
Vier, acht, 29: Die Steigerung der Anzahl von Bundesliga-Partien, die Jonathan Burkardt in den letzten drei Saisons für den 1. FSV Mainz 05 absolviert hat, steht sinnbildlich für die Entwicklung des 21-jährigen Angreifers, der sich vom Jungprofi zu einem Startelfspieler entwickelt hat und in dieser Saison nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung nicht nur sportlich, sondern auch in seiner Persönlichkeit nochmal weiter vorangekommen zu sein scheint.
Burkardt bestätigt diesen Eindruck mit seinen Worten beim Gespräch im Mediencontainer auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS, die ein gestiegenes Selbstbewusstsein zeigen. Gleichzeitig weiß der FSV-Profi ganz genau, woran er weiter intensiv arbeiten muss und wo er sich in der Mannschaftshierarchie einzuordnen hat. "Ich bin gerade vielleicht ungefähr in der Mitte. Nicht mehr bei den Jungprofis, denen ich jetzt auch mal Tipps geben kann, sondern schon einen Schritt weiter. Und von den ganz Erfahrenen kann ich mir selbst noch sehr viel abschauen", so Burkardt, der sich der Verantwortung nicht entziehen möchte.
Im Gegenteil, auch bei der U21-Nationalmannschaft hat sich seine Rolle nochmals geändert. Burkardt ist von Trainer Stefan Kuntz zum Mannschaftskapitän bestimmt worden. "Bei der U21 habe ich noch ein bisschen mehr Verantwortung, weil so gut wie alle Spieler jünger sind, ich am längsten dabei bin und das Trainerteam und Staff sehr gut kenne." Genauso wie mit den Jungprofis beim FSV kann der gebürtige Darmstädter beim DFB-Team seinen Mitspielern viele Dinge mitgeben. Diese neue Rolle, "durch die ich lerne, mehr Verantwortung zu übernehmen", helfe ihm auch in Mainz.
Das sieht man auch auf dem Platz: "Dort möchte ich vorangehen und auch die anderen mitziehen." Das Eigengewächs der 05ER stand in allen bisherigen Partien von Beginn an auf dem Feld, körperlich scheint Burkardt nochmal einen Sprung gemacht zu haben. "Das stimmt. Ich bin jetzt einfach bereit, über längere Zeit jedes Wochenende Bundesliga-Fußball zu spielen." Sein Verzicht darauf, bei den Olympischen Spielen in Tokio mit der deutschen Auswahl anzutreten, eine Entscheidung, die dem 21-Jährigen nicht leichtfiel, hatte ebenfalls damit zu tun. "Körperlich wollte ich auf den Punkt vorbereitet sein für den ersten Spieltag und nicht die ganzen Reisestrapazen haben, um dann sozusagen aus der kalten Hose in ein Turnier reinzugehen. Dieser Wettkampfmodus wäre für mich, mit den muskulären Problemen, die ich hatte, nicht optimal gewesen."
Optimal lief es hingegen beim Auswärtssieg in Hoffenheim, Burkardt erzielte die Führung und sein erstes Saisontor für die Rheinhessen. Gute Ballannahme mit dem Rücken zum Tor, der Abschluss, ohne zu zögern aus der Drehung mit dem linken Fuß. "Man verlässt sich auf seine Fähigkeiten, glaubt an sich und hat Vertrauen, dass der Ball rein geht." Dass der Torabschluss aber eines der Themen ist, an denen er noch arbeiten muss, weiß Burkardt selbst nur zu gut.
Ein Mehrwert auf dem Platz
Dass sich sein Wert für die 05ER nicht nur in Treffern ausdrückt, ist ebenso klar. Im Konzept von Chefcoach Bo Svensson ist der nimmermüde, fleißig für das Team arbeitende und Wege gehende Burkardt momentan unverzichtbar. Das Eigengewächs aus dem Nachwuchsleistungszentrum kennt die Mainzer Spielweise und auch die Herangehensweise seines Trainers schon aus dem Juniorenbereich. "Wenn zum Beispiel einer von zwei Stürmern stehen bleibt und nicht mitmacht, dann wird es einfacher für den Gegner. Dann hat er einen Mann weniger, den er ausspielen muss, um zum Torerfolg zu kommen. Es ist brutal wichtig, dass wir alle unsere Aufgabe kennen und in unserem Konzept verteidigen und arbeiten."
Das wird auch gegen den nächsten Gegner am Samstag (15.30 Uhr, Tickets hier) in der MEWA ARENA wieder die Basis für den FSV sein. Gegen den SC Freiburg erwartet Burkardt ein Team mit ähnlichem Ansatz. "Sie arbeiten brutal gut als Team und verteidigen auch sehr kompakt. Deswegen wird es mit Sicherheit ein enges Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden", so Jonny, der die Breisgauer auch generell schätzt: "Sie haben sich immer souverän in der Liga gehalten und guten Mannschaftsfußball gespielt. Daran können wir uns orientieren. So gefestigt, wie sie in den letzten Jahren waren, wollen wir auch sein."