Profis 09.05.2018 - 12:00 Uhr
Identifikationsfiguren aus dem Unterbau
Ridle Baku ist einer von acht Spielern aus dem NLZ oder der U23, die in dieser Saison zum Profikader von Sandro Schwarz gehörten
Der erfolgreich absolvierte Abstiegskampf des 1. FSV Mainz 05 hat viele besondere Geschichten geschrieben. Eine davon, vielleicht die schönste, ist der Aufstieg des Newcomers Ridle Baku, der innerhalb einer Woche vom Nachwuchsspieler, der mit den Profis trainiert und normalerweise in der U23 spielt, zu einem mitentscheidenden Faktor im Team von Sandro Schwarz avancierte und mit seinen zwei Toren beim 3:0 gegen RB Leipzig sowie beim 2:1 bei Borussia Dortmund maßgeblichen Anteil daran trug, dass die 05er schon vor dem Saisonfinale am Samstag (15:30 Uhr) in der OPEL ARENA gegen Werder Bremen das Ticket für ihre zehnte Bundesliga-Saison in Folge gelöst haben.
Wie der 20-jährige gebürtige Mainzer zu seinem Erstliga-Debut gekommen, auf der Autobahnraststätte Bruchsal von 05-Teammanager Darius Salbert aus dem Bus der Mainzer Regionalmannschaft geholt worden war, weil der Trainer einen Ersatzmann für die verletzten Mittelfeldmotoren Danny Latza und Suat Serdar gebraucht hatte, fand bundesweit mediale Beachtung. Nicht zuletzt, weil Baku das Tor zum 3:0 gegen die Leipziger erzielte. In Dortmund dann setzte das Eigengewächs noch einen drauf und legte bereits nach vier Minuten mit seinem Treffer zum 1:0 den Grundstein für den späteren Erfolg. Diesmal war es ein Angriff über Levin Öztunali und Jean-Philippe Gbamin, den Baku mit perfekter Schusstechnik abschloss. "Dann rattert er hier nochmal so ein Spiel runter und legt den Ball so souverän ins Tor wie ein alter Hase", sagte Sportvorstand Rouven Schröder im Anschluss begeistert.
Stolzer 05-Vorsitzender
Bakus Blitz-Karriere belegt einmal mehr die Bedeutung des Nachwuchsleistungszentrums und der U23 für einen Klub wie die 05er. Spieler, die aus den eigenen Reihen den Sprung in den Profikader schaffen, erfüllen eine große Vorbildfunktion im Nachwuchsbereich, zeigen anderen Jugendspielern, was mit Beharrlichkeit, Leistung und Ehrgeiz im eigenen Verein möglich ist. Baku spielt seit der E-Jugend am Bruchweg und gehört jetzt zu einer ganzen Riege von Spielern aus dem NLZ oder der U23, die in dieser Saison Bestandteil des Profikaders waren. Wie die Torhüter Florian Müller und Robin Zentner, die ihre ersten Bundesligaeinsätze absolvieren durften. Oder wie Finn Dahmen, der beim 0:0 in Hamburg als Ersatzkeeper auf der Bank saß. Oder wie der inzwischen ausgeliehene Jannik Huth, der in elf Begegnungen als zweiter Schlussmann parat stand. Aber auch Leistungsträger wie Stefan Bell, Alexander Hack und Serdar kommen aus dem Nachwuchsbereich der 05er. "Es ist eine schöne Geschichte, wie der Kleine mit zehn Jahren zu uns kam und alle Mannschaften durchlaufen hat. So ein Junge aus dem eigenen Verein ist natürlich eine Identifikationsfigur. Im heutigen Fußball gehen solche Identifikationsfiguren immer mehr verloren. Umso wichtiger sind sie denn, wenn wir sie aus dem eigenen Verein produzieren können. Deshalb macht mich das stolz", sagte Stefan Hoffmann am Sonntag im Flutlicht-Studio beim SWR mit Blick auf Baku. Der 05-Vorsitzende war vor seiner Wahl im Januar selbst viele Jahre Leiter des Mainzer NLZ gewesen.
Baku: Ich muss das noch sortieren
Baku selbst sagte nach dem Triumph von Dortmund, er sei nicht mehr ganz so nervös gewesen wie beim Debüt gegen Leipzig. "Vor 80.000 Zuschauern zu spielen, ist aber auch nicht gang und gäbe. Ich glaube dennoch, ich habe das ganz gut gemacht." Die Entstehung seines zweiten Treffers im zweiten Spiel sei genauso gewesen wie in der Woche davor. "Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Ich bin einfach mitgegangen und habe gehofft, dass der Ball in den Rückraum gespielt wird. Dann wollte ich den Ball einfach nur verwerten. Dass er so reingeht, freut mich umso mehr", so der 05-Profi.
Er habe das Ganze jedoch noch gar nicht richtig realisiert. "Ich muss das noch sortieren, was in der letzten Woche passiert ist. Ich habe versucht, da zu sein, wenn ich gebraucht werde. Ich kann mit dem ganzen Trubel schon umgehen, aber ich lasse jetzt erst einmal alles sacken. Und wir haben ja auch noch ein Spiel."