Profis 09.08.2020 - 12:20 Uhr
Im Kühlschrank konservieren
Im internen Testspiel am Bruchweg zeigten einige 05-Profis beachtliche Frühform
Dass dieser erste Testlauf in der Vorbereitung nur ein internes Freundschaftsspiel war, tat der Wertigkeit der Vorstellung keinen Abbruch. Achim Beierlorzer hatte die zwei Mannschaften des 1. FSV Mainz 05 so aufgestellt und durch Auswechslungen ergänzt, dass sich eine durchaus veritable Wettkampfsituation simulieren ließ, die zudem einen hohen Unterhaltungswert hatte. "Wir haben heute Erkenntnisse gewonnen, die unheimlich wichtig sind für uns", sagte der 05-Trainer anschließend.
Als Schiedsrichter Marcel Wabra von der SpVgg. Ingelheim die dreimal 20 Minuten am Bruchweg abpfiff, musste das in den neuen roten Heimtrikots angetretene 05-Team ein recht klares 0:6 quittieren gegen die Kollegen im weißen Auswärtsdress. Eine Niederlage, die vor allem in den letzten Minuten an Deutlichkeit zunahm, als Jean-Philippe Mateta, Abass Issah und Levin Öztunali im Zweiminutentakt ihre Treffer markierten und bei den Roten ein Manko aufzeigten, das Erinnerungen an die insgesamt 65 Gegentore aus der vergangenen Saison weckte.
Erster Durchgang Top
"Am Ende einer solchen Trainingswoche, die anstrengend war, haben wir in der letzten Sequenz die Belastung gemerkt. Vor allem bei denen, die durchgespielt haben", sagte Beierlorzer, der aber auch kritisch hinzufügte: "Am Schluss war es ärgerlich, weil sie haben sich da etwas gehen lassen."
Der 52-Jährige war dennoch hochzufrieden mit dem Stand der Vorbereitung. "Wir arbeiten im Detail daran, noch klarer in unserem Spiel zu sein", sagte er und verwies besonders auf die erste Phase der Partie. "Diese 20 Minuten waren top. Da hat man gemerkt, wie unser Spiel ausschaut. Es ist das Wichtigste, dass wir das, was wir sehen wollen, auf den Platz kriegen. Kompaktheit, sauberes Aufbauspiel. Ich bin da sehr guter Dinge. Ich habe vieles gesehen, natürlich auch Entwicklungspotenzial bei dem einen oder anderen, aber wir sind ja in der Vorbereitung und arbeiten daran."
Im ersten, höchst interessanten Duell mit vielen Torszenen, hätten durchaus auch die rotgekleideten 05ER den Sieg einfahren können. Beierlorzer lobte nachher Jonathan Burkardt, der zwar drei hochkarätige Chancen nicht genutzt hatte und an Torhüter Florian Müller gescheitert war, "der sich aber durch Super-Tiefenläufe die Chancen erarbeitet hat". Auf der anderen Seite vergaben Mateta nach perfektem Zuspiel von Ridle Baku, der danach selbst mit einem Kopfball scheiterte, sowie Aaròn mit einem Freistoß an den Pfosten beste Chancen. Und auch den Kopfball von Neuzugang Dimitri Lavalée wehrte Robin Zentner im roten Tor reaktionsstark ab. Den ersten Durchgang entschied dann Karim Onisiwo, der an diesem Morgen auffälligste Spieler. Der Österreicher nahm einen hinten abgewehrten Ball noch vor der Mittelinie auf und versenkte die Kugel nach einem tollen Solo im langen Eck.
Der Stürmer gehörte eindeutig zu jenen 05-Profis, die der Trainer nachher als Spieler einstufte, "die schon in einer Bombenverfassung sind" und deren Form er am liebsten im Kühlschrank für später konservieren würde. In diese Kategorie fiel auch Baku mit seiner starken Leistung. "Wenn man das analysiert, ist das genau das Außenverteidigerspiel, das wir haben wollen: hinten extrem stabil und nach vorne immer wieder Tiefenläufe, immer wieder super gespielte Hereingaben", sagte Beierlorzer. Im zweiten Spiel beeindruckte Onisiwo erneut als Torschütze. Aaròn nahm mit seinem zweiten direkten Freistoß noch ein wenig genauer Maß und zirkelte den Ball rechts oben in den Winkel zum 2:0, im ersten Drittel war der Spanier zuvor noch am Aluminium gescheitert.
Chance für Holtmann und Issah
Interessant auch die Vorstellung der beiden zuletzt ausgeliehenen Profis Gerrit Holtmann und Abass Issah. "Gerrits Geschwindigkeit ist eine absolute Waffe, die natürlich vorne noch mehr zum Tragen kommt, aber wir haben eine Szene gesehen im letzten Spiel, wie er im Vollspeed in die Mitte geht und den Ball klärt, das kann er auch in der Defensive einbringen. Jetzt hat er weitere Erfahrungen gemacht, kann sich hier zeigen und hat die nächste Chance", so Beierlorzer. Das gilt auch für Issah, den aus Holland zurückgekehrten Stürmer, der gute Szenen hatte. "Am Schluss macht er dieses schöne Tor, aber wir sehen ihn auch vorher, wie er den Ball nur ins leere Tor schieben muss und ihn daneben schiebt", erklärte der Trainer. Am Ende der Vorbereitung werde man bei allen, die es betreffe, entscheiden, wohin der Weg führe. Soll heißen: weitere Ausleihe oder Konkurrenzkampf im 05-Bundesligakader.