Profis 05.12.2016 - 13:00 Uhr

In Euphorie-Falle getappt

05er starten gegen Bayern furios & werden ausgekontert

Die Enttäuschung überwog nach der Niederlage gegen die Bayern trotz einer starken kämpferischen Leistung der 05er.

Die 34.000 Zuschauer in der erstmals in dieser Saison ausverkauften OPEL ARENA erlebten am Freitagabend im Heimspiel der 05er gegen Rekordmeister Bayern München in den Anfangsminuten typischen Mainzer Heimspielfußball. Aggressiv und mutig wurden die Bayern attackiert, Ballverluste erzwungen und somit bereits nach vier Minuten die 1:0-Führung durch Jhon Córdoba erzielt. Leon Balogun hatte sich den Ball gegen David Alaba erkämpft und Yunus Malli die sich dem kolumbianischen Torjäger bietende Gasse ausgemacht. Weder Mats Hummels noch Javi Martinez konnten folgen, euphorische Mainzer auf dem Platz wie auch auf den Rängen waren die Folge, nachdem Córdoba Welttorhüter Manuel Neuer bei seinem trockenen Abschluss keine Chance gelassen hatte.

Die Anfangseuphorie währte noch weitere vier Minuten. Dann wurden stürmische Mainzer im eigenen Stadion ausgekontert, von einem bis dahin sichtlich beeindruckten Gegner aus München. Malli wurde kurz vor dem Strafraum des FCB in aussichtsreicher Position freigespielt, ging ins Dribbling und wurde von Philipp Lahm per Grätsche gestoppt – Schiedsrichter Daniel Siebert ließ das Spiel weiterlaufen und das Unheil nahm seinen Lauf. Über Thomas Müller und Arjen Robben landete der Ball bei Robert Lewandowski, der freistehend vor Lössl eiskalt zum 1:1-Ausgleich nach nur acht Minuten verwandelte. Der Vorteil des perfekten Starts wandelte sich in den Folgeminuten immer mehr zum Nachteil gegen gereizte Bayern, die bis zur 30. Minute ihre individuelle Qualität zunehmend ausspielen konnten und gar das 2:1 erzielten, als es den 05ern nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung erneut nicht rechtzeitig gelang, die Ordnung in der defensiven Fünferkette wiederherzustellen, Müller flankte und Robben einköpfte (21.). "Auf der letzten Linie haben wir in dieser Phase nicht gut verteidigt, waren viel zu offen, haben zu große Abstände gelassen und wurden zwei Mal ausgekontert", bemängelte 05-Trainer Martin Schmidt nach der Partie das Fehlverhalten seiner Profis nach der Führung. Das habe, auch weil die Bayern sich in der Defenive geschickter verhalten hätten, unter dem Strich den Unterschied ausgemacht, so der Schweizer, der dem ausgebliebenen Freistoßpfiff unmittelbar vor dem Ausgleich nicht allzu viel Bedeutung beimessen wollte.

"Das war eine 50:50-Entscheidung, an der ich die Niederlage nicht festmachen möchte." Abgesehen von den rund 25 Minuten nach der Führung, in denen der FSV durchaus Glück hatte, dem Halbzeitpfiff nur mit einem Tor Rückstand entgegenzusteuern, habe sein Team eine solide Partie gezeigt. "Wir haben bis zum Schluss gehofft und hatten in Hälfte zwei einige gute Aktionen. Der richtige Abschluss hat leider gefehlt, weil die Bayern in letzter Linie sehr gut verteidigt haben", so Schmidt. Insbesondere nach dem Seitenwechsel, als der Rekordmeister zunehmend passiv agierte und die 05er sich ein leichtes Übergewicht erarbeiteten hatten, blieben Torchancen dennoch Mangelware, weil die Gastgeber nach Ballgewinnen häufig zu hektisch agierten und zu selten zwingend vor Neuer auftauchten.

"Ein paar Fehler zu viel"

So blieb am Ende der Eindruck eines ordentlichen Auftritts gegen den klaren Favoriten, für den sich die Mainzer einmal mehr nicht hatten belohnen können. "Ein paar kleine Fehler zu viel", hatte auch Kapitän Stefan Bell ausgemacht, die gegen eine Mannschaft wie den FCB eben den Ausschlag geben können. "Ich denke, insbesondere mit der Leistung der zweiten Halbzeit wäre gegen viele andere Mannschaften mehr drin gewesen. Gegen Bayern darf man sich aber eigentlich keine Fehler erlauben, weil fast jede Chance genutzt wird", fiel die Analyse des Innenverteidigers am Tag nach der Begegnung deutlich aus. Ähnlich hatte es sein Abwehrkollege Balogun gesehen, der bemängelte, dass die 05er nach der Führung phasenweise den Zugriff aufs Spiel verloren hätten. „Bitter“ sei die Niederlage gewesen, da zumindest ein Punkt drin gewesen wäre. Der abschließende Gegentreffer zum 1:3 in der Nachspielzeit durch den zum vierten Mal in Folge in der OPEL ARENA zweifach erfolgreichen Torschützen Lewandowski fiel da kaum noch ins Gewicht. Balogun hob zudem positiv hervor, dass die zweite Hälfte belegt habe, wie viel Power die 05er hätten, um auch in der Endphase eines Spiels noch einmal zulegen zu können. 

Ein weiterer positiver Aspekt, den es nun in die nächste englische Woche mit den Partien in der Europa League gegen FK Qäbälä am Donnerstag in der OPEL ARENA (Anpfiff: 19 Uhr) und in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach (Anpfiff: 15:30 Uhr) am Sonntagnachmittag mitzunehmen gilt, ist die sich zunehmend entspannende Personallage. Darauf verwies auch Bell: "Wir haben keine zu 100 Prozent eingespielte Formation. Das wirkt sich natürlich auch ein Stück weit auf das gesamte Defensivverhalten aus, wo wir im Moment mehr Gegentore kassieren und mehr Chancen zulassen. Wenn sich die ganze Situation beruhigt und wir uns mal einspielen können - sprich zwei, drei Spiele ohne Wechsel absolvieren - werden wir wieder um einiges kompakter auftreten." Und, wie Schmidt seine Hoffnung im Anschluss an das Bayern-Spiel formulierte, bestenfalls auch wieder Punkte einfahren nach zuletzt zwei Bundesliga-Niederlagen in Serie. "Wir wollen uns den nächsten Spielen wieder für unsere Leistung belohnen", so der Trainer, der seine Profis nach einem freien Sonntag am Montagvormittag zum Start in die Trainingswoche begrüßte, in der er vor dem Europa-League-Spiel gegen Qäbälä noch einmal öffentlich trainieren lässt (Dienstag, 15 Uhr), bevor am Mittwoch das nicht-öffentliche Abschlusstraining vor dem letzten internationalen Auftritt dieser Saison stattfindet.