Profis 09.01.2014 - 08:21 Uhr

Jetzt aber!

Julian Koch freut sich nach seiner Verletzung endlich bei den 05ern durchstarten zu können

Julian Koch an der Seite von Christoph Moritz - der junge Rechtsverteidiger will endlich durchstarten.

Wenn man sich die Verletzungskarriere des Julian Koch ansieht, ist man ehrlich verleitet ihn in die Arme zu nehmen und einmal kräftig zu drücken. Außenbandriss, Kreuzbandriss, Kompartment-Syndrom, Meniskusoperation – der 23-jährige ist ein wahres Stehaufmännchen, und schnell bekommt man Mitleid mit dem Riesen-Defensivtalent, dass sich immer wieder nach oben gespielt und dann von einer Verletzung am nächsten Karrieresprung gehindert worden ist. Doch Mitleid will Julian Koch gar nicht. Braucht er auch nicht. Denn der Rechtsverteidiger ist nicht nur eine Froh-, sondern auch eine Kämpfernatur. Sein Glas ist immer halb voll, auch wenn eine Verletzung ihn mal wieder aus der Bahn wirft. „Sich ständig zu fragen, warum immer ich, das bringt ja auch nichts“, räsoniert Koch.

Aus demselben Realismus heraus hat sich Julian Koch auch keinen Vorsatz für 2014 vorgenommen. „Warum auch? Ich habe mir 2013 gewünscht, endlich mal verletzungsfrei zu bleiben, und wir wissen alle was daraus geworden ist“, lächelt der gebürtige Westfale. Rückblende auf das Testspiel der 05er gegen Eschborn. Nach einer starken Vorbereitung kurz vor Saisonstart verletzte sich Koch an der Schulter, schon wieder war der Traum von der Bundesliga auf Eis gelegt. Der Verteidiger sieht aber auch hier das Positive: „Die Schulterverletzung war nicht so ätzend wie die am Knie. Ich war ja in den Beinen beweglich und konnte viel machen“, erklärt Koch, „außerdem ist so eine Reha-Phase ganz schön anstrengend. Man ist bis zu acht Stunden am Tag im Einsatz, und wenn man abends daheim ist, ist man platt. Da hat man gar keine Zeit, nachzudenken.“

Jetzt jedoch mischt Koch wieder mit, ist voll ins Mannschaftstraining eingestiegen. „Mit Zweikämpfen, Grätschen und allem“, grinst der 23-Jährige, „auch wenn man am Anfang sicher eine Hemmschwelle hat was die Belastung angeht. Aber sobald man den ersten Zweikampf gemacht und gemerkt hat, dass alles hält, löst sich diese Blockade.“ Die unbeschwerte, pragmatische Art des smarten Talents zeigt sich nach seinem Trainer auch auf dem Platz. „Er ist offen, gerade hinaus, hat keine Allüren, keine Mätzchen – er ist ein Kerl, der einfach anpackt und macht. Er ist so, wie er Fußball spielt“, sagt Thomas Tuchel.

Der Plan: Verletzungsfrei bleiben so lange es geht und Spielpraxis sammeln. Allerdings auf einer fremden Position, so Tuchel. „Es ist angedacht dass Julian bei der U23 einmal sechs bis acht Spiele auf der Doppel-Sechs in Folge erhält, um einmal richtig über einen Zeitraum im Spiel zu sein.“ Und insbesondere im Bereich Handlungsschnelligkeit im Spiel zuzulegen, denn der letzte Pflichtspieleinsatz des Rechtsverteidigers war im Mai 2013. „Das schult die Abläufe, ich kann mich so schneller wieder auf dem Platz orientieren und komme auch schneller wieder zurück“, so Koch. Bis er in der Bundesliga mit Zdenek Pospech um den rechten Platz in der Viererkette konkurrieren kann, dauert es also gegebenenfalls noch ein Weilchen. Doch sowohl Koch als auch sein Coach sehen das entspannt, wenngleich der junge Spieler natürlich ehrgeizig ist. „Ich habe hohe Erwartungen an mich selbst, die ich bislang noch nicht erfüllen konnte. Dafür habe ich ja aber noch die Rückrunde.“

Koch, der den Rechtsverteidiger Dani Alves vom FC Barcelona als sein Vorbild nennt, will erst einmal an seinem Spiel feilen: „Meine Stärken liegen sicherlich in der Zweikampfführung und in der Dynamik, ich kann schnell den Ball nach vorne tragen. In diesem Bereich habe ich denke ich auch nicht so viel verloren. Aber ich muss noch ein bisschen an der Ruhe am Ball schrauben. Im Moment agiere ich noch zu hektisch, aber ich denke das kann ich mir nach der Pause bald zurückholen.“ Sein Trainer indes vertraut darauf, dass sich Julian Kochs Schicksal schon fügen wird. „Ich schaue mir das Ganze sehr entspannt an und hoffe, dass er gesund bleibt. Dann ergibt sich alles andere von ganz alleine.“.