• Home
  • News
  • Mit Mainzer Jetzt-erst-recht-Mentalität

Vorberichte 13.08.2021 - 19:20 Uhr

Mit Mainzer Jetzt-erst-recht-Mentalität

Am Ende einer außergewöhnlichen Wochen richten sich die Mainzer Blicke auf den Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig vor rund 10.000 Zuschauern - Heidel: "Wir haben ein Problem, und bei Problemen stehen wir in Mainz zusammen"

Bo Svensson gibt während des Testspiels gegen Genua Ende Juli Anweisungen an sein Team weiter.

Eine schwere Prüfung? Keine Frage! Eine hoffnungslose Mission? Keinesfalls! Nach turbulenten Tagen mit mehreren Corona-Fällen, in deren Folge insgesamt 14 Spieler und Mitglieder des Trainerstabs durch das Mainzer Gesundheitsamt in häusliche Quarantäne geschickt wurden, sind die 05ER am Freitagnachmittag mit drei Tagen Verspätung in die Vorbereitung auf den Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr, live auf 05ER.fm & DAZN) in der MEWA ARENA gestartet. Zuvor äußerten sich Vorstand Christian Heidel und Bo Svensson auf der Pressekonferenz zu den zurückliegenden Ereignissen, dem Umgang mit der Situation sowie die Erwartungshaltung an Team und Fans. Heidel erinnerte dabei nicht zuletzt an urtypische Mainzer Tugenden in Krisenzeiten und die altbekannte Jetzt-erst-Recht-Mentalität.

So groß die Neugierde der Journalisten zwei Tage vor dem Duell mit dem Vizemeister auch war: Wie der Kader oder gar die Startelf aussehen könnten, darüber wollte der Cheftrainer keine Auskunft erteilen. Nachdem die Corona-Tests am Donnerstag und Freitag negativ ausgefallen sind, nimmt der Däne mit der ihm zur Verfügung stehenden Gruppe das Mannschafstraining wieder auf und will die verbleibenden knapp 48 Stunden bestmöglich nutzen, um den Gästen Paroli bieten zu können:

"Wir werden Spieler auf dem Platz, die alles raushauen werden. Wenn Fans ihren Stadionbesuch davon abhängig machen würden, wer auf dem Platz steht, wären sie hier falsch", entgegnete der Trainer auf die Frage, ob man in in diesem Zusammenhang nicht womöglich einer Informationspflicht gegenüber den Fans unterliege. "Es geht darum, hierher zu kommen und unseren Verein zu unterstützen - egal, in welcher Formation wir auflaufen."

13.08.2021

Beim Abspielen dieses Video werden Daten an YouTube weitergegeben. Weitere informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Heidel ergänzte, dass man mit vielen Nachteilen in die Begegnung gehe. "Der kleine Vorteil, den wir noch haben, ist, dass Leipzig keine Ahnung hat, wie wir auflaufen werden", so das Vorstandsmitglied, dass anschließend deutlich auf seine Erwartungshaltung zu sprechen kam. "Keiner ist glücklich, aber jetzt geht's einfach darum, dass dieser Verein zusammensteht. Wir haben ein Problem, und bei Problemen stehen wir in Mainz zusammen. Ich wäre enttäuscht, wenn die Fans die Jungs am Sonntag auf dem Platz nicht bedingungslos unterstützen. Ich hoffe, dass die restlichen Tickets noch verkauft werden, und dann muss diese Mannschaft nach vorne gepowert werden. Sie werden alles dafür tun, um gegen Leipzig zu bestehen. Es geht darum, umso mehr zusammenzuhalten. Ich habe das Gefühl, dass das jetzt auch passieren wird!"

Willkommene Abwechslung

Der Fokus auf den Sport ist indes wohl für alle Mainzer Beteiligten eine mehr als willkommene Abwechslung, nachdem seit Montag, wie Heidel berichtete, der Austausch mit Gesundheits- und Ordnungsamt zur täglichen Routine gehört hatte. Auch der Trainer gab zu, in den letzten Tagen wenig Gelegenheit gehabt zu haben, sich auf den Fußball zu konzentrieren: "Es war eine sehr schwierige Woche, aber damit wir müssen jetzt umgehen. Es ist immer schwer gegen Leipzig, jetzt ist die Herausforderung sicher nicht kleiner geworden. Ich kann mein Gesicht aber nicht in den Händen vergraben und werde versuchen, die besten Lösungen zu finden. Unsere Konzentration gilt ab heute dem Hier und Jetzt."

Wie groß ist die Sehnsucht nach einem Heimspielerlebnis? 13.500 Zuschauer sind zur Partie zugelassen, derzeit rechnen die 05ER mit rund 10.000 Fans.

Was er seinen Spielern, von denen einige aus Kreisen von U19 und U23 rekrutiert werden dürften, nun vermitteln wolle? "Was bleibt uns übrig, als sich einfach zu freuen auf dieses Erlebnis gegen eine Top-Mannschaft. Du kannst mit Angst rein gehen oder alles raushauen und es genießen. Das erwarte ich grundsätzlich von meinen Spielern. Vielleicht wird der Ansatz ein etwas anderer sein, aber werden wie immer versuchen, die Tugenden, die wichtig für unseren Verein sind, auf den Platz zu bringen."

Heidel setzt auf ein Umdenken

Dass neben dem sportlichen Kräftemessen auch das Thema Corona sowie die Impfquote im Kader thematisiert wurden, kam zum Ende dieser so außergewöhnlichen Woche wenig überraschend. Auch hier positionierte sich Heidel klar und deutlich: "Jeder möchte, dass möglichst alle geimpft werden. Es gibt in jedem Verein eine Anzahl von Spielern, die entschieden haben, sich nicht impfen zu lassen. Da gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Es ist ein Stück weit die Angst vor dem Ungewissen oder Sorge um die Leistungsfähigkeit. Wir wären natürlich sehr froh, wenn alle geimpft wären und hoffen, auch durch die Vorkommnisse, dass sich noch mehr Spieler impfen lassen. Jeder hat die Möglichkeit. Es geht darum, dass die Jungs verstehen, was die bessere Lösung ist. Ich glaube, dass die Geschehnisse zum Nachdenken anregen werden. Aber es geht um die Spieler selbst, wir können nicht entscheiden. Wir haben nun ein weiteres Argument, weil alle sehen, was passieren kann. Das beste Bild wäre, wenn alle in der Bundesliga geimpft werden. Ich glaube, dass viele dachten, es kann sie nicht erwischen. Als Konsequenz kann ich mir vorstellen, dass Mainz 05 keinen Spieler mehr verpflichtet, der nicht geimpft ist."

Dass nun ein Riss im Team entstehen könne aufgrund der Situation, die die 05ER noch über das Leipzig-Spiel hinaus beschäftigen wird, schließt Svensson indes aus und verweist dabei auf die vergangenen Monate: "Ich bin mit diesen Jungs durch eine Phase gegangen, die viel schwerer war. Das haben wir gemeistert, und ich weiß, dass sie wieder als Team auf dem Platz stehen werden", so der 42-Jährige. Einen ersten Beweis soll seine Elf am Sonntag liefern, wenngleich sie in dieser Besetzung nicht allzu bald wieder auf dem Platz stehen dürfte.