Fans 24.04.2019 - 13:00 Uhr
"Junge Fans sehen Geschlechterklischees kritisch"
Workshop im Rahmen der Ausstellung "Fan.tastic Females – Football Her.Story"
Als Subkultur, deren Bühne die Kurve ist, lohnt es sich auch innerhalb der Ultraszene darüber nachzudenken, wer auf dieser Bühne spielt und was eigentlich dargestellt wird. Wie wird mit Weiblichkeit umgegangen und wie verhalten sich Privilegien und Ausschluss zueinander? Diesen Fragen hat sich ein speziell an junge aktive Fans gerichteter Workshop gewidmet, den die Jugendinitiative Spiegelbild in Kooperation mit dem Fanprojekt und mit Unterstützung der Fanabteilung des 1. FSV Mainz 05 rund um die Ausstellung "Fan.tastic Females – Football Her.Story" am Dienstag angeboten hat.
Bei den anwesenden Jungen und Mädchen im Alter zwischen 13 und 20 Jahren kam das gut an und sorgte für viele erkenntnisreiche Gespräche und interessante Selbstreflektionen, bei den Teilenhmenden, berichtete Bildungsbegleiter Benny Momper von Spiegelbild. "Sexismus im Fußball ist ein immens vielschichtiges Thema, und vor allem eines, das historische Wurzeln hat. Lange durften Frauen gar nicht Fußball spielen oder an dem Sport als Fan teilhaben. Bis in die 1960er Jahre hat sogar der Deutsche Fußball-Bund dagegen propagiert mit dem Argument, Fußball entspräche nicht dem Anmut der Frauen", erzählt Momper, "es hat viele Jahre gedauert, bis dieses starre Rollenverständnis aufgebrochen worden ist, und der Prozess dauert immer noch an. Das Umdenken in diesem Bereich muss weiter gelernt werden."
"Konventionelle Geschlechterrollen als soziales Konstrukt"
Genau hier hat der Workshop angesetzt. Ziel war es, junge weiblichen Fans zu bestärken, ihnen Unterstützung anzubieten, sich selbstbewusst gegen sexistische Tendenzen in der Fankurve zu stellen. Junge männliche Fans wiederum sollen sensibilisiert werden für das Thema Sexismus und somit eine Ebene geschaffen werden, in der man sich ernsthaft mit dem Thema Weiblichkeit auseinandersetzen kann. Ein spannendes Konzept – und eins, das bei den Mainzer Workshop-Teilnehmern auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
"Die Teilnehmenden haben konventionelle Geschlechterrollen als soziales Konstrukt eindeutig entlarvt und sehen die Klischees kritisch. Die Gespräche im Workshop waren sehr offen, sehr inklusiv und vor allem sehr reflektiert", resümiert Momper, der selbst Mitglied der aktiven Mainzer Fanszene ist. "Für fast alle Anwesenden hat sich ihre persönliche Fan-Lebensrealität sehr gut an die Inhalte des Workshops und auch der Ausstellung angelehnt." Das war auch die Idee des Workshops: Die Thematik der Ausstellung "Fan.tastic Females – Football Her.story" in der Kurve widerzuspiegeln.
Entgegen aller Klischees
Die Eindrücke der Teilnehmenden waren vielschichtig. "Wie sehen sie die Probleme, wie wollen sie sich verhalten? Das haben wir gemeinsam erörtert. Auch zu sehen wie die verschiedenen Altersgruppen Dinge unterschiedlich wahrnehmen, war sehr befruchtend für alle Teilnehmenden", so Momper. Besonders die männlichen Workshop-Besucher waren sehr offen für das Thema, entgegen aller Klischees. "Sie haben klassische Gender-Stereotypen sehr kritisch gesehen und mitnichten die klischeehafte Idee von "Männlichkeit" verteidigt. Auch die sexuelle Identifizierung in einem nicht weiblichen oder männlichen, sondern diversgeschlechtlichen Kontext wird nicht als sonderbar, sondern als normal angesehen." Optimale Bedingungen, um Sexismus und antiquierten Geschlechterrollen in der Fankurve endgültig den Garaus zu machen.
Die Ausstellung "Fan.tastic Females – Football Her.story" gastiert noch bis Freitag in der OPEL ARENA. Thematisiert werden Frauen im Fußballkontext, aber vor allem weibliche Fans und ihre Rolle in den jeweiligen Fanszenen. Mit Beginn der Einführungsveranstaltung am Ostersonntag ist sie in diesem Zeitraum täglich zwischen 13 und 20 Uhr zugänglich, der Eintritt ist kostenfrei. Alle Gäste benötigen aufgrund des multimedialen Charakters der Ausstellung ein WLAN-fähiges Abspielgerät (Smartphone, Tablet, Notebook usw.) mit QR-Code-Scanner. Aus Rücksicht auf andere BesucherInnen und zur Steigerung der Hörqualität wird darüber hinaus empfohlen, Kopfhörer zu nutzen. Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es unter https://fan-tastic-females.org/.