Spielbericht 17.05.2020 - 00:00 Uhr
05ER beweisen Moral & entführen Punkt aus Köln
Dieser Re-Start war nichts für schwache Nerven: In einer packenden Partie vor leeren Rängen hat der 1. FSV Mainz 05 am Sonntagnachmittag zum Bundesliga-Re-Start einen verdienten Punkt beim 1. FC Köln einfahren können. Nach einem 0:2-Rückstand nach Gegentreffern von Mark Uth und Florian Kainz bewiesen die 05ER Moral und schlugen durch Taiwo Awoniyis Bundesliga-Tor-Debüt und einen Sololauf von Kunde Malong binnen elf Minuten zurück.
Nach fast 70 Tagen Spielpause - zuletzt hatten die 05ER sich am 08. März 1:1 von Fortuna Düsseldorf getrennt – hatte Achim Beierlorzer seine Elf ordentlich durchgemischt. Nur Moussa Niakhaté, Ridle Baku, Karim Onisiwo und Robin Quaison blieben im Team. Erstmals überhaupt in einem Pflichtspiel für die 05ER zum Einsatz kam in Köln Dong Won Ji, der südkoreanische Sommerneuzugang, der sich nach seiner Knieverletzung zurückgekämpft hatte. Im Tor ersetzte Flo Müller den verletzten Robin Zentner. In einer 4-2-3-1-Grundordnung der Gäste agierte zudem Jeremiah St. Juste an der Seite von Kapitän Niakhaté, Aarón erhielt links in der Viererkette den Vorzug vor Phillipp Mwene. Auf der Doppelsechs bildeten Edimilson Fernandes und Kunde ein Duo, Jean-Paul Boëtius sollte auf der zehn, flankiert von Ji und Quaison, kreative Akzente setzen, während Onisiwo an vorderster Front begann.
Keine vier Minuten waren vor leeren Rängen gespielt, da kam der Kölner Winterneuzugang Uth nach einer leichten Berührung von Niakhaté im Strafraum aus dem Tritt und zu Fall, Schiedsrichter Guido Winkmann zeigte sofort auf den Punkt. Der Gefoulte übernahm die Verantwortung, Müller ahnte zwar die Ecke, konnte den frühen Rückschlag aber nicht verhindern - 0:1 aus 05-Sicht (6. Spielminute). Vom frühen Rückstand ließen sich die 05ER jedoch nicht entmutigen, sondern hätten nur rund fünf Minuten später zurückschlagen können. Onisiwo hatte sich über links stark durchgesetzt und einen überlegten Rückpass auf Boëtius gespielt, dessen Direktabnahme Toni Leistner aber mit einer Grätsche am Torpfosten vorbeilenken konnte (12.). In einer nun offenen Partie verhinderte Niakhaté vor dem ehemaligen 05ER Jhon Cordoba den zweiten Gegentreffer in Minute 18. Die Mainzer fanden dennoch zunehmend besser in die Partie, verteidigten hoch, zeigten eine gefällige, variable Spielanlage und hätten nach einer knappen halben Stunde erneut ausgleichen können: Quaison bediente den in der Anfangsphase äußerst auffälligen Onisiwo, der Sebastiaan Bornauw aussteigen ließ, dann aber aus 14 Metern an Timo Horn scheiterte – es war die zweite ganz dicke Gelegenheit für den FSV (29.).
Erst kurz vor Ende des ersten Durchgangs meldeten sich auch die Gastgeber noch einmal zurück in der Partie, als Kainz es aus 22 Metern versuchte, Müller musste jedoch nicht eingreifen, das Leder strich am linken Pfosten vorbei (43.). Wenig später war Pause in Köln Müngersdorf nach durchaus ansehnlichen 45 Minuten, aus denen die Mainzer mit einem etwas unglücklichen, aber knappen Rückstand hervorgingen.
Packende Szenen vor leeren Rängen
Köln schlägt erneut früh zu, Awoniyi & Kunde antworten
Cheftrainer Beierlorzer vertraute auch mit Wiederbeginn weiter seiner Startelf. Den ersten zaghaften Versuch der zweiten 45 Minuten gab Cordoba in Minute 50 ab, er bedeutete jedoch keine echte Gefahr für das Gehäuse von Müller. Auf der anderen Seite spielte Fernandes kurz darauf Quaison frei, der aber in aussichtsreicher Position ins Straucheln und nicht zum Abschluss kam (52.). Im Gegenzug schlug Köln dann, wie schon Durchgang eins, früh zu. Jonas Hector führte einen Freistoß aus dem Zentrum schnell aus, Dominick Drexler konnte unbedrängt flanken und fand im Zentrum Kainz, der keine Mühe hatte, Müller aus kurzer Distanz per Kopf zu überwinden. Beierlorzer reagierte umgehend und brachte Awoniyi für Ji, um den Druck noch einmal zu erhöhen (56.). Die nächste Gelegenheit bot sich aber zunächst erneut den Gastgebern, als Ellyes Skhiri zum Solo ansetzte und Müller zu einer starken Parade zwang (57.). Wenig später sollte der 05-Joker dann aber nach einem klasse Spielzug stechen: Nach toller Kombination über Onisiwo und Quaison flankte Baku scharf vors Tor, wo Awoniyi stand, wo ein Torjäger stehen muss, und aus fünf Metern einschob (61.).
In der 69. Minute bliesen die 05ER dann mit der Einwechslung von Ádám Szalai für Fernandes zur Schlussoffensive und lösten eine Absicherung im Zentrum auf. Und ausgerechnet der verbliebene Sechser der Mainzer sorgte nur drei Minuten später nach einem großartigen Sololauf für den 2:2-Ausgleichstreffer. Der Kameruner marschierte fast ohne Gegenwehr in den Kölner Strafraum und ließ Horn aus zehn Metern keine Abwehrchance, die Partie war wieder völlig offen (72.)! Köln zeigte sich zwar durchaus beeindruckt von der Mainzer Mentalität, hatte in der 78. Minute nach einem Kopfball von Cordoba aber die Gelegenheit zur erneuten Führung – knapp daneben. Im Gegenzug bediente Szalai Onisiwo glänzend, doch Horn war zur Stelle und klärte in höchster Not (79.). Es ging nun hoch her in dieser Schlussphase, Langeweile kam keine auf. So war Müller in Minute 81 gleich zweimal gegen Cordoba zur Stelle, während der Ball Awoniyi wiederum nur Sekunden später nach einer Aarón-Flanke vor die Füße fiel, doch der Joker war zu überrascht und verpasste einen kontrollierten Abschluss. In der 86. Minute hatte der FSV dann noch einmal Glück, dass ein Leistner-Kopfball nur haarscharf am Pfosten vorbeistrich. Weil auf der gegenüberliegenden Seite erneut Leistner zur Stelle war und Quaison entscheidend blockte, blieb es am Ende nach hochintensiven 90 Minuten bei diesem 2:2-Unentschieden, durch das die Mainzer ihr Punktekonto auf 27 hochschrauben und die vier Punkte Abstand zu Relegationsplatz 16 wahren. Am kommenden Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) empfängt der FSV RB Leipzig, ebenfalls vor leeren Rängen, in der OPEL ARENA.