Profis 12.09.2017 - 14:30 Uhr
Kopfsache
Schwarz: "Man sieht einfach, was Erfolgserlebnisse mit Menschen machen können"
Es lief die 78. Spielminute am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA. Die 05er waren gegen Bayer 04 Leverkusen dank eines furiosen Auftritts im zweiten Durchgang mittlerweile völlig verdient mit 3:1 in Führung gegangen - da schickte Abdou Diallo Levin Öztunali mit einem weiten wie auch hohen Befreiungsschlag auf die Reise. Der U21-Nationalspieler stoppte das Leder problemlos, legte maßgerecht ab auf Pablo De Blasis und nur Bayer-Torwart Bernd Leno und dessen Glanztat verhinderten das mögliche 4:1 für den FSV. Insbesondere diese Szene war es, die 05-Trainer Sandro Schwarz im Kopf hatte, als er nach der Vormittagseinheit am Dienstagmittag am Bruchweg zu den anwesenden Journalisten sprach: "Mit welchem Selbstverständnis Levin den Ball runterholt, zeigt einfach, was Erfolgserlebnisse mit Menschen machen können", so der Chefcoach.
Denn Öztunali stand sinnbildlich für die Mainzer Profis, die sich trotz des dritten 0:1-Rückstands im dritten Spiel in Folge Stück für Stück das stellenweise abhanden gekommene Selbstvertrauen zurück erarbeitet hatten. Der Mensch lebt schließlich vom Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, und nicht zuletzt von Erfolgserlebnissen. Einem solchen war Öztunali in Minute 37 bei seinem Lattenkracher bereits näher gekommen, Yoshinori Mutos Ausgleichstreffer mit dem Pausenpfiff war dann der Brustlöser für alle Rot-Weißen, die wie verwandelt und mit breiter Brust aus der Kabine gekommen waren. Zwei Asissts von Öztunali zur ersten FSV-Führung der Bundesliga-Saison durch Diallo (57.) sowie zum 3:1 durch Suat Serdar waren logische wie gleichermaßen verdiente Konsequenz. "Der Kopf spielt letztendlich immer eine entscheidende Rolle", unterstrich Schwarz seine These. Über die einfachen Dinge habe sein Team ins Spiel gefunden und sich nach dem Rückstand in die Partie zurück gebissen.
"Großen Schritt gemacht"
Zwar, so betonte Schwarz auch, sei der Glaube an die eigenen Fähigkeiten weder im Trainerteam noch in der Mannschaft zuvor verloren gegangen. Der letzte Schritt aber, das seien eben immer die entsprechenden Ergebnisse. "Wir haben am Samstag einen Top-Beweis hinsichtlich unserer Widerstandskraft angetreten und auch dank der fantastischen Atmosphäre in der Arena einen einen großen Schritt gemacht. Diese Wechselwirkung zwischen Mannschaft und Publikum brauchen wir." Ein Schritt, auf dem sich die Mainzer nun selbstredend keinesfalls ausruhen wollen, wartet doch bereits am Samstag die Reise zu Rekordmeister Bayern München.
"Die Vorfreude auf dieses Spiel ist groß. Es werden wieder andere Herausforderungen auf uns warten, auf die wir uns in den kommenden Tagen intensiv vorbereiten", blickte Schwarz voraus. In erster Linie werde es wichtig sein, "scharf" in der Arbeit gegen den Ball zu sein. "Gleichzeitig wollen wir aber mutig auftreten und auch dieses Spiel mit viel Freude angehen." Schließlich hätte insbesondere der Blick in die glücklichen Gesichter nach dem 3:1-Siegtreffer gegen Leverkusen verdeutlicht, worum es auch in der Bundesliga immer noch geht: "Jeder kleine Junge fängt irgendwann einmal an Fußball zu spielen, um Tore zu erzielen. Das hat sich in diesem Moment in allen Gesichtern widergespiegelt", so Schwarz. Genau diesen Torhunger wollen die 05er auch am Wochenende bei den Bayern nicht aus den Augen verlieren. Die mentalen Voraussetzungen haben sie mit dem ersten Saisonsieg geschaffen. Schließlich ist im Fußball wie auch im "echten" Leben längst nicht alles, aber eben doch vieles, reine Kopfsache.