Profis 11.07.2018 - 18:00 Uhr
Kunde: Torhungriger Box-to-Box-Spieler
Der Neuzugang wartet im Trainingslager in Venlo darauf, durchstarten zu können und träumt vom Afrika-Cup
Das Zimmer in seinem ersten Trainingslager mit dem FSV teilt sich Neuzugang Kunde Malong dieser Tage mit Alexandru Maxim. Und den Rumänen und den Mann, der im Juni für die Nationalmannschaft Kameruns debütierte, eint mehr als die nominelle Position auf dem Spielfeld. Beide bevorzugen es, zentral eingesetzt zu werden, und beide wählten zudem früh in ihrer Karriere den Weg nach Spanien, um sich den Traum von der Karriere als Profi-Fußballer zu verwirklichen. Maxim, der vergangenen Sommer zum FSV gewechselt war, zog einstmals im Alter von 15 Jahren in die Jugendakademie von Espanyol Barcelona ein, während Kunde als 16-Jähriger von Kamerun nach Madrid ging, wo er als Jugendspieler für Atlético Madrid auflaufen durfte. Abgezeichnet hatte sich die Entwicklung hin zum Bundesliga-Spieler jedoch lange nicht.
Nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte Kunde in den bisherigen Tagen in den Niederlanden auf dem Rasen noch nicht. Eine hartnäckige Adduktorenverhärtung ließ bis Mittwochvormittag nur Lauftraining zu. Auffälliger ist da schon die Haarpracht des Afrikaners, dank der er stets aus der Gruppe heraussticht. Dennoch hält Sandro Schwarz bereits jetzt große Stücke auf den 22-Jährigen, der in der vergangenen Saison an den spanischen Zweitligisten FC Granada verliehen gewesen war. "Wir müssen jetzt ein bisschen Geduld haben. Wenn man seine Muskeln sieht, kann man sich vorstellen, wie schwierig es ist, diese Verhärtung rauszumassieren", verweist Schwarz auf die imposante Statur des "Box-to-Box-Spielers", als der der Profi sich selbst bezeichnet. "Wir sehen ihn als robusten Spieler mit viel Dynamik auf der Sechser- oder Achterposition. Er fordert die Bälle im Mittelfeld, und wir wollen ihn auf dem nächsten Entwicklungsschritt begleiten", so der 05-Cheftrainer.
"Alles sehr professionell"
Auch Kunde selbst übt sich derzeit in Geduld, brennt aber gleichzeitig darauf, endlich voll einsteigen zu können, nachdem ihm im ersten Testspiel-Einsatz in Ginsheim gleich sein erster Treffer für den neuen Klub gelungen war. So bleibt aber trotz Verletzung Zeit, Abläufe, Teamkollegen und natürlich die Spielphilosophie kennenzulernen. "Natürlich will ich schnellstmöglich auf den Platz. Dennoch bin ich froh, im Trainingslager dabei zu sein. Alles hier ist sehr professionell organisiert. Das spürt man jeden Tag", sagt Kunde. "Ich denke, dass die Physis hier in Deutschland eine noch größere Rolle als in Spanien spielen wird und freue mich einfach, nun die Möglichkeit zu haben, in einer der Top-Ligen Europas zu spielen", sagt Kunde. Einige Angebote hätten ihm nach dem Jahr in Granada vorgelegen. Das der von Sportvorstand Rouven Schröder und der 05er sei am Ende die beste Option für ihn gewesen. Und gleichzeitig eine Chance, die er für den nächsten Karrierschritt nutzen und seine Stärken ausbauen möchte: "Am liebsten spiele ich auf der 'Acht', weil ich dort noch häufiger in Abschlusspositionen komme und torgefährlich sein kann", schildert er einen seiner Vorzüge.
Anpassungsprobleme hat die neue Nummer 14 bislang keine, so dass die Eingewöhnungszeit deutlich schneller vonstatten gehen dürfte als einst in Spanien, wohin er im Alter von 16 Jahren gewechselt war, ohne auch nur ein Wort der Sprache zu beherrschen. "Damals war ich völlig blank, konnte nichtmal 'hallo' sagen", erzählt der Spieler. "Mein heutiger Manager hatte mich in der U17 Kameruns spielen sehen und mich dann nach Europa gelotst. Wir waren mit vielen Spielern aus diversen Nationen untergebracht, lernten die Sprache und spielten natürlich Fußball." Gerade die Anfangszeit nach dem Verlassen der Heimat, der Eltern und der fünf Geschwister (Kunde ist der Letztgeborene) habe ihn als Menschen reifen lassen. "So hatte ich auch das Privileg, Atlético drei Jahre lang zu repräsentieren und drücke dem Verein natürlich weiter die Daumen."
Dass ihn der Weg später einmal in die Bundesliga führen würde, war lange nicht absehbar gewesen, spielte Kunde doch bis er elf Jahre alt war ausschließlich auf der Straße oder in der Schule Fußball. Der entscheidende Schritt, der wohl die Weichen stellte für den späteren Wechsel, dürfte dann die Aufnahme in der Blackstars Academy gewesen sein, wo er unter professionellen Bedingungen weiter ausgebildet wurde, und in die Jugendnationalmannschaft Kameruns berufen wurde schon bevor er die Heimat verließ. Mit dem Stichwort Nationalmannschaft schließt sich der Kreis, hat Kunde doch ein ganz großes Ziel vor Augen. "Im kommenden Juni findet der Afrika-Cup in Kamerun statt, da möchte ich natürlich dabei sein. Das ist mein Traum", sagt der 22-Jährige. Was er für weitere Nominierungen in der kommenden Saison im 05-Trikot zu tun hat, dürfte klar sein. Die nächsten Weichen will Kunde schließlich in Mainz stellen.