Vorberichte 09.03.2023 - 16:00 Uhr
Kurzfristige Ziele statt langfristiger Träume
Bo Svensson sprach in der Pressekonferenz am Donnerstag über die Denkweise bei der Zielsetzung, die Mainzer Standardstärke, das anstehende Trainer-Duell mit Sandro Schwarz & die Personalsituation
Wenn am Samstag um 15.30 Uhr (live auf Sky & 05ER.fm) im Berliner Olympiastadion die Begegnung zwischen Hertha BSC und dem 1. FSV Mainz 05 angepfiffen wird, gehen beide Teams unter unterschiedlichen Vorzeichen in die Partie. Während es für die von Ex-05ER Sandro Schwarz trainierten Hauptstädter darum gehen wird, die jüngste 1:4-Niederlage in Leverkusen vergessen zu machen und sich Luft im Tabellenkeller zu verschaffen, wollen die Mainzer auch das fünfte Bundesliga-Spiel in Serie für sich entscheiden und ihren Lauf weiter ausbauen. Besonders zuhause präsentierte sich die Hertha zuletzt mit den Siegen gegen Bor. Mönchengladbach und den FC Augsburg aber stabil, habe "zu einem System gefunden, in dem sie sich wohlfühlen, wo ihre Stärken zum Ausdruck kommen“, weiß FSV-Coach Bo Svensson. Jeder sei sich bewusst, dass man am Samstagnachmittag alles aus sich wird herausholen müssen, um drei Punkte aus Berlin-Charlottenburg zu entführen.
Zu Gast bei heimstarker Hertha
Man sei nicht so naiv zu denken, dass das Auswärtsspiel bei der Hertha ob der aktuellen Tabellensituation ein leichtes werde. Im Gegenteil: Man wisse, welche Bedeutung die Partie für die Hausherren, besonders nach dem Rückschlag in der vergangenen Woche, hat. "Ich erwarte einen engagierten und motivierten Gegner. Alle wissen, dass es ein sehr schwieriges Spiel für uns wird. Wir müssen an unser Top-Level herankommen, um etwas zu holen", weist Svensson auf die Schwierigkeit der Aufgabe, die Siegesserie fortzuführen, hin.
Diese, wie auch der aktuelle Tabellenplatz sieben, spielten in der Arbeit mit der Mannschaft unterdessen keine Rolle. "Ich thematisiere das jedenfalls nicht", so Svensson. Viel lieber spricht der FSV-Coach darüber, was aktuell gut läuft und wo es noch Potenzial gibt. "Fakt ist, dass ich mich als Trainer nicht gerne mit Zielen beschäftige, die weit in der Zukunft liegen", so Svenssons Antwort auf die Frage, wo die Reise für den FSV nun hingehen könne. "Für mich sind elf Spiele sehr weit", unterstrich der 43-Jährige mit Blick auf die verbleibenden Herausforderungen bis zum Saisonende. "Ich gucke auf das nächste Spiel und auf die nächsten Wochen, für die wir uns als Mannschaft teaminterne Ziele setzen." Wie diese teaminternen Vorhaben im Detail lauten, wollte Svensson selbstredend nicht verraten, erklärte aber, dass man kurzfristige, kleine Ziele brauche, die man mit den eigenen Ergebnissen unmittelbar beeinflussen kann.
"Ich glaube nicht, dass es zusätzliche Motivation bringt, wenn man als Mainz 05 vor dem ersten Spieltag ein Ziel ausgibt, das man am 34. Spieltag erreichen will." Darüber, wo man am Ende der Saison stehen möchte, könne man dann drei oder vier Spieltage vor Schluss reden. "Vorher freuen wir uns über die momentane Situation, vor allem darüber, wie wir spielen, und versuchen da dranzubleiben."
Freiburg als Vorbild bei Standards
Ein Grund für die jüngsten Erfolge sind zweifellos die Standardsituationen, nach denen die 05ER in dieser Spielzeit bereits zwölfmal erfolgreich waren. Nur zwei Bundesliga-Teams gelangen mehr Treffer nach ruhenden Bällen. Den SC Freiburg hebt Svensson dabei als Vorbild hervor. Die Breisgauer trafen in dieser Saison schon 16 mal nach Standards - Ligabestwert. "Sie schneiden seit vielen Jahren sehr positiv ab, was Standards angeht", erklärt der FSV-Coach. "Sie machen - und das ist als Lob gemeint - immer das Gleiche. Trotzdem ist es schwer, das zu verteidigen. Wenn du gute Schützen und gute Abläufe hast, wird es schwer, egal wie du dich als Gegner darauf einstellst“, kennt Svensson das Erfolgsrezept. Die Schützen, die die Bälle regelmäßig gefährlich vor das Tor bringen, habe man aktuell und mit Ludovic Ajorque im Winter einen geeigneten Zielspieler hinzubekommen.
Entsprechend versuche man, den Standards weiterhin eine hohe Aufmerksamkeit zu schenken. "Manchmal läuft es besser, manchmal läuft es nicht so gut", so Svensson, der auch das gute Defensivverhalten seiner Mannschaft bei ruhenden Bällen lobt. "Das liegt besonders an Patrick Kaniuth, der dafür verantwortlich ist", hebt der Däne die Arbeit seines Co-Trainers heraus. "Wir wissen, dass es ein wichtiger Teil des Spiels ist.“
Die Freundschaft ruht für 90 Minuten
Dass das anstehende Trainer-Duell mit Schwarz am Samstagnachmittag für Svensson etwas Besonderes ist, liegt nahe, schließlich haben die beiden Übungsleiter über mehrere Jahre gemeinsam am Bruchweg gearbeitet. "Es ist aber nicht so, dass ich jede Woche mit ihm Kontakt habe", berichtet Svensson. Zuletzt habe man sich zufällig am Flughafen getroffen und ein bisschen gequatscht. "Ich komme sehr gut mit Sandro klar, wir haben viel Respekt voreinander", so der 05-Coach weiter. "Klar ist aber auch, dass wir beide gewinnen wollen, wenn unsere Mannschaften gegeneinander spielen."
Ausfälle und Rückkehrer in der Offensive
Personell haben die 05ER vor der Reise Richtung Osten die Ausfälle von Jonathan Burkardt und Brajan Gruda zu beklagen, Karim Onisiwo soll nach überstandenen Kniebeschwerden am Donnerstagnachmittag wieder ins Teamtraining einsteigen. Der österreichische Angreifer mache einen guten Eindruck, nach längerer Pause sei es aber unwahrscheinlich, dass er in Berlin über die volle Distanz auf dem Platz stehen könne. "Wir freuen uns, dass er uns zur Verfügung steht und werden sehen, inwiefern er uns helfen kann. Karim ist ein wichtiger Spieler, aber die Leistungsdichte im Kader ist aktuell sehr hoch. Du musst bei 100 Prozent sein, um der Mannschaft helfen zu können", ordnet Svensson die Situation ein. Auch Sturmkollege Marcus Ingvartsen, der zu Wochenbeginn erkältet hatte kürzertreten müssen, soll am heutigen Donnerstag wieder ganz normal mittrainieren.
Ob die Rückkehr Onisiwos für Nelson Weiper bedeute, dass er am Wochenende mit der U19 zum Saisonfinale nach Trier reist, wo sich die 05ER die Staffelmeisterschaft in der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest sichern wollen, beantwortete Svensson mit: "nicht unbedingt." Der Youngster habe es in der Bundesliga nach seinen Einwechslungen zuletzt "beeindruckend" gemacht. "Ich gucke auf die Qualität und das Personal, das uns zur Verfügung steht und dann wird eine Entscheidung fallen", erklärt der Mainzer Cheftrainer einen Tag vor der Abreise in die Hauptstadt.