Profis 22.03.2017 - 17:00 Uhr
Langer Atem im Saison-Endspurt
Nahezu die halbe Liga, inklusive der 05er, bangt aktuell um den Klassenerhalt
Geduld und Ausdauer dürften gefragt sein von Seiten der 05er im Saison-Endspurt und im Kampf um den Klassenerhalt. Eigenschaften, die auch beim Laktattest am Mittwochnachmittag gefragt waren, wird doch bei dieser regelmäßigen leistungsdiagnostischen Untersuchung das Tempo der Läufe in Intervallen behutsam gesteigert. Am Ende jeder Stufe wird ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen entnommen, durch die Auswertung der Ergebnisse werden schließlich Erkenntnisse über die Grundlagenausdauer gewonnen. Eines langen Atems bedarf es angesichts der aktuellen Tabellenkonstellation in der Fußball-Bundesliga auch in den verbleibenden neun Partien. 29 Punkte nach 25 Spieltagen haben die Mainzer eingefahren und somit aktuell lediglich zwei Zähler Vorsprung auf den Hamburger SV auf Relegationsplatz 16.
Die zwei jüngsten Niederlagen gegen Darmstadt 98 und Schalke 04 sowie die Aufholjagd der Konkurrenz in den letzten Wochen lassen die durchaus brisante Tabellenkonstellation aktuell noch prekärer erscheinen. Tatsache ist aber auch, dass die Gesamtbilanz der 05er mit Blick auf die vergangenen Jahre so schlecht nicht ist, hätte die Ausbeute von 29 Zählern seit dem Wiederaufstieg der Mainzer im Jahr 2009 doch in jeder Saison seither einen Platz im gesicherten Mittelfeld mit komfortablem Abstand (1x vier, 1x gar 9 Zähler) zur Abstiegszone bedeutet. Die wiedererstarkte Mitte der Bundesliga-Gesellschaft führt nun in dieser Saison dazu, dass neben den 05ern aktuell mehr als die halbe Liga gegen den Gang in den Relegation ankämpfen muss und das Erreichen der ominösen 40-Punkte-Marke zum sicheren Klassenerhalt erstmals seit langer Zeit von Nöten sein dürfte. Immerhin trennen auch Schalke 04 auf Rang neun ganze sechs Zähler von Rang 16. Zeiten, in denen dem derzeit mit 27 Punkten auf dem Relegationsrang stehenden Hamburger SV ebenso viele Punkte nach 34 Spieltagen zum Erreichen der Entscheidungsspiele ausreichten, sind Geschichte.
Elf Zähler aus neun Partien – machbar, auch für die 05er. Machbar aber nur, wenn es gelingt in den kommenden Wochen die eigenen Stärken wieder regelmäßig zur Geltung zu bringen und Lösungen zu präsentieren, um auch tief stehende Gegner wirksam zu bespielen. Das Bewusstsein, im Abstiegskampf angekommen zu sein hingegen, es hat nicht erst seit der 0:1-Niederlage gegen Schalke 04 am vergangenen Wochenende Einzug erhalten am Bruchweg. Betont, dass es in allererster Linie um den Ligaerhalt geht, hatten sowohl Trainer Martin Schmidt als auch Sportdirektor Rouven Schröder ohnehin seit Saisonbeginn.
Falsche Entscheidungen vermeiden
Umso konzentrierter gingen die Profis die erste Woche der Länderspielpause, an deren Ende am Freitagnachmittag ein Testspiel gegen den Zweitligisten Karlsruher SC (Anpfiff im Bruchwegstadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit: 15 Uhr) steht, an. Nach regenerativen Maßnahmen am Montag sowie einem trainingsfreien Dienstag ging es am Mittwochvormittag zunächst auf dem Trainingsplatz hinter dem Bruchwegstadion mit Spaß, aber gleichzeitig auch mit der notwendigen Intensität zur Sache. Spielformen, mit dem Fokus auf aggressivem Pressing und Kurzpassspiel, standen dabei auf dem Programm. Insbesondere auf kurze, im Spiel häufig in Drucksituationen an den Mann zu bringende Anspiele, dürfte es bereits im kommenden Auswärtsspiel beim Vorletzten Ingolstadt (02. April) ankommen, um nach drei sieglosen Spielen in Serie wieder Zählbares einzufahren. Zu häufig seien hier zuletzt, so Trainer Schmidt nach dem Schalke-Spiel, insbesondere in der letzten Zone, wo wenige Zentimeter entscheidend sein können, falsche Entscheidungen getroffen worden. Mit der Folge, dass den 05ern sowohl in Darmstadt als auch gegen Schalke trotz dominanter Auftritte in den Schlussphasen der Ausgleich verwehrt geblieben war.
Was Mut macht: Die FSV-Profis zeigten nach dem enttäuschenden Auftritt in Darmstadt bereits gegen Schalke eine entsprechende Reaktion in Form eines couragierten Auftritts. Einzig der Lohn der Mühen in Form von Toren blieb aus. Gefragt sind nun kreative Momente, entschlossene Zweikampfführung und defensive Stabilität, um das Abstiegsgespenst am Bruchweg gar nicht erst willkommen zu heißen und im Sommer 2017 in die dann bereits neunte Bundesliga-Saison in Serie starten zu können. Keine Selbstverständlichkeit am Rhein, aller Erfolge der jüngeren Vergangenheit inklusive der Europa-League-Qualifikation in dieser Saison zum Trotz, ein erstrebenswertes Ziel aber allemal. Und gleichzeitig eines, für das Trainer Schmidt und seine Profis während der zweiwöchigen Länderspielpause die Grundlagen schaffen werden. Mit viel Ausdauer sowie Geduld, den Fans im Rücken, und mit dem notwendigen langen Atem - notfalls bis zum 34. Spieltag.