Fans 17.12.2020 - 07:45 Uhr
Lautstark auf den "VIP-Stehplätzen"
Seit seiner Gründung im Aufstiegsjahr der 05ER ist der Fanclub "Crossing Mainz" unterwegs - auf und neben dem Platz, in Europa und beim Bau von "Palettencouches".
"Natürlich sind wir alles Meenzer, ein Mitglied haben wir nur nach Heidelberg ziehen lassen, weil es aufgrund des Berufs nicht anders ging", sagt Christoph Hosseus-Schönhals vom Fanclub Crossing Mainz. Wobei es sich bei diesem Fanclub eigentlich gar nicht um eine Gründung im klassischen Sinne handelt, sondern vielmehr um eine Fusion, welche mit dem Wiederaufstieg der 05ER 2009 begangen wurde.
"Unser Vorsitzender Felix Ludes hatte 2006 eine Xing-Gruppe für 05-Fans gegründet. Und wir haben mit ein paar Freunden eine Hobbyfußballgruppe, die SG Bierschiss 05. Die ist sogar noch ein Jahr älter", erinnert sich Christoph. Über gemeinsame Studienfreunde lernten sich die beiden Gruppen kennen und schließlich entschloss man sich, gemeinsame Sache zu machen: "Crossing Mainz" war geboren. "Den Namen haben wir damals in Anlehnung an das Logo von Xing gewählt, als Verweis auf unsere Wurzeln“, erklärt Christoph. „Wir haben seitdem immer mal wieder darüber nachgedacht, ihn zu ändern, aber so richtig hat noch keiner von uns die Namensänderung forciert."
Ist vielleicht aber auch schon zu spät, schließlich haben sich die Jungs bereits einen Namen gemacht. Auf ihrem Stammplatz im Supporters-Bereich im M-Block auf der Gegengerade sind sie jedenfalls wohlbekannt. Zum Beispiel durch die Geschichte, als sie einen der mobilen Bierverkäufer „adoptiert“ hatten. "Wir haben ihm gesagt, dass er ruhig bei uns bleiben kann, wir würden das Fass schon leer bekommen." Gesagt, getan. Der Mitarbeiter kam in den seltenen Genuss ein Spiel der 05ER von einem festen Platz zu erleben, und der Nachschub an Gerstensaft für die Jungs von Crossing Mainz war gesichert. "Wir fanden das absolut klasse, so direkt an der Quelle zu sein. Aber beim nächsten Spiel durfte der Kollege leider nicht mehr zu uns."
Erinnerungen an derartige Erlebnisse machen umso deutlicher, wie sehr das Stadionerlebnis in der aktuellen Situation fehlt. "Wir vermissen das wirklich brutal", so Christoph. „Wir standen schon am Bruchweg zusammen, aber im neuen Stadion haben wir unsere "VIP-Stehplätze", die sind wirklich klasse. Das ist einfach ein besonderes Merkmal von Mainz 05. Hier war die Gegengerade schon immer fester und lauter Bestandteil des Supports. Das führen wir natürlich gerne weiter und stimmen jedes Spiel den ein oder anderen Gesang an."
Tatsächlich ist Christoph nicht nur auf der Tribüne zu finden – zwei Mal ging es für ihn auch schon auf den heiligen Rasen. Zum Beispiel beim letzten Torwandschießen in der Halbzeitpause in der OPEL ARENA. Wie das gelaufen ist? "So mittelgut", sagt er lachend. Außerdem hatte er sich noch in Bruchwegzeiten für das Finale der Olympiade im Bruchwegstadion qualifiziert. "Doch mein Blinddarm konnte sich mit der Idee wohl nicht anfreunden und hat meinen Auftritt da verhindert. Also musste mein Bruder Simon als Ersatz auflaufen." Doch der verpasste den Sieg für die Familie Hosseus und die SGB. Bevor es zu ernsteren familiären Verstimmungen kommen konnte, rettete der Sieger der Olympiade den Tag und teilte seinen Gewinn. "Hauptpreis war, dass man einen Bus für die Auswärtsfahrt nach Fürth gestellt bekam. Der Sieger hat uns dann angeboten, dass wir mit drei, vier Leuten mitfahren könnten." Und selbst Simon durfte mit dabei sein. Ende gut, alles gut.
Doch man war nicht nur in Fürth, um die 05ER im fremden Stadion zu unterstützen. Reisen zu Auswärtsspielen sind fest im Fanclub-Programm verankert. "Wir sind viel unterwegs. Es gibt Spiele, da musst du einfach hin, wie nach Dortmund, Gladbach oder zu jedem Derby, was die eben Saison hergibt." Natürlich war Crossing Mainz auch in der Europa League mit dabei. Besonders der Besuch in St. Etienne ist ihnen in Erinnerung geblieben. "Das ist halt Wahnsinn. Du setzt dich ins Auto und fährst acht Stunden und dann steigst du da aus und da sind nur Meenzer. Auf den Straßen, in den Kneipen – überall Meenzer!"
Um in Zeiten, in denen keine Fans ins Stadion dürfen, dennoch in Kontakt zu bleiben, haben sich Jungs von Crossing Mainz einiges einfallen lassen in den letzten Monaten. "Als es noch wärmer war, haben wir uns draußen bei uns auf dem Weingut Schönhals getroffen. Wir haben Palettencouches gebaut, damit wir mit genug Abstand sitzen konnten, haben ein Lagerfeuer gemacht, gemeinsam Fußball geschaut und gefeiert." Und auch als das Wetter kühler und schlechter wurde, wurde Wert auf die gemeinsame Zeit gelegt. "Es gab auch einige virtuelle Veranstaltungen, zum Beispiel über Houseparty oder Zoom", so Christoph. "Wir kennen uns teilweise noch aus der Schulzeit, sind aber jetzt natürlich alle beruflich sehr eingespannt. Der Fußball und Mainz 05 ist für uns ein Fixpunkt, der es uns ermöglicht in Kontakt zu bleiben – da war es uns wichtig, andere Möglichkeiten zu schaffen, um das aufrecht zu erhalten."