Profis 16.02.2022 - 18:30 Uhr
Barreiro: "Es war brutal anstrengend"
Im Fastnachtsheimspiel 2019 gegen Bayer Leverkusen feierte das Eigengewächs aus dem NLZ sein Bundesliga-Debüt. Drei Jahre später steht, erneut an Fastnacht im vierfarbbunten Sondertrikot, sein 71. Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse für den FSV an. Geduld und harte Arbeit haben sich ausgezahlt für den Luxemburger.
Am 08. Februar 2019 stand Leandro Barreiro erstmals in der Bundesliga für den 1. FSV Mainz 05 auf dem Platz. Das damalige Fastnachtsheimspiel gegen Bayer Leverkusen bleibt dem mittlerweile 22-Jährigen trotz einer deutlichen Niederlage deshalb in positiver Erinnerung. "Es bleibt ein emotionaler, wichtiger und sehr glücklicher Moment für mich", sagt er in der Retroperspektive. Am kommenden Freitag (20.30, live auf DAZN und 05ER.fm) möchte das 05-Eigengewächs in der MEWA ARENA bei seinem mittlerweile vierten Spiel im vierfarbbunten Sondertrikot der 05ER (Barreiro: "Gefällt mir sehr gut") wieder alles geben, wenn, wie schon bei seiner Premiere, die Werkself zu Gast beim FSV sein wird.
Das Fastnachtstrikot seines ersten Bundesliga-Spiels bewahrt seine Mutter auf. Vor etwas mehr als drei Jahren war auch die Familie dabei, als sich der damals 19-Jährige, der zuvor noch in der A-Junioren-Bundesliga für die U19 auf dem Platz gestanden hatte, plötzlich Top-Spielern wie Kai Havertz, Julian Brandt, Leon Bailey oder Kevin Volland gegenübersah. "Es war brutal anstrengend", erinnert sich Barreiro, den der damalige 05-Cheftrainer Sandro Schwarz überraschend von Beginn an aufgestellt hatte. "Nach 13 Minuten habe ich damals hoch auf die Anzeigetafel geschaut und gedacht: 'Wie kann es sein, dass erst 13 Minuten gespielt sind?'" Es wurden am Ende sogar 90 Minuten plus Nachspielzeit, Barreiro durfte bei seinem Debüt durchspielen und kämpfte sich in die Partie. "Es ist dann im Laufe des Spiels besser geworden, aber in der zweiten Halbzeit habe ich gemerkt, dass mein Körper am Limit war."
Am nächsten Tag merkte der damalige Jungprofi die Anstrengung noch deutlicher. "Ich lag zuhause im Bett und hatte überall Krämpfe. Sogar bei dem Versuch, meine Decke über mich zu legen, hatte ich Probleme, erzählt Barreiro schmunzelnd. Dazu kam die Enttäuschung über den Spielverlauf und die herbe 1:5-Niederlage. Es dauerte etwas bis er auch die guten Seiten fokussieren konnte. "Meine Familie konnte an dem Tag dabei sein und ich war seit langer Zeit der erste Luxemburger in der Bundesliga. Es war vor allem mein Debüt, also gab es viele positive Elemente." Zu weiteren Einsätzen für die Profis sollte es in der Saison 2018/19 nicht kommen. Barreiro trainierte weiterhin oben mit, sammelte in der U19 und U23 Spielpraxis und machte gleichzeitig sein Abitur.
Barreiro im neuen Fastnachtstrikot
Belohnt für Geduld und harte Arbeit
Diese Phase lehrte dem Mittelfeldspieler eine wichtige Eigenschaft, die für junge Top-Talente auf dem Weg nach oben elementar ist: Geduld. Barreiro musste das auch für sich zunächst erkennen. "Ich war nicht immer so geduldig. Vor allem auf dem Trainingsplatz wollte ich beweisen, dass ich auf dem Level bin und mehr Spiele machen kann. In den Gesprächen wurde mir dann aufgezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das war der Anhaltspunkt für mich, immer Gas zu geben, mir nichts vorzuwerfen. Ich war mir sicher, dass ich irgendwann dafür belohnt werde, alles zu geben für meinen Traum." Mittlerweile gibt er jüngeren Spielern, die zu den Profis kommen auch gerne Tipps, denn er hat ähnliche Situationen durchlebt: "Man ist manchmal frustriert und kann es nicht immer richtig einordnen, wenn man nur wenig spielt. In solchen Momenten kann ich den jüngeren Spielern etwas mitgeben."
Mit dieser Einstellung kommt der luxemburgische Nationalspieler auf mittlerweile 70 Bundesliga-Einsätze für den FSV. Barreiro steigerte seine Einsatzzeiten von Saison zu Saison, in dieser Spielzeit kam er in allen 22 bisherigen Bundesliga-Partien für die 05ER zum Einsatz. "In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass alles zu seiner Zeit kommt", zeigt er sich reflektiert und weiterhin ehrgeizig, Tag für Tag hart an sich zu arbeiten – in guten wie in schlechten Phasen: "Wichtig ist, das gut einordnen zu können, Situationen auch zu relativieren und zu schauen: Wie intensiv ist diese Phase, was kann ich besser machen?" In allen Bereichen sieht er bei sich noch Luft nach oben.
Gutes Verhältnis zu Svensson
Barreiro profitiert dabei in seiner Entwicklung auch von der Zusammenarbeit mit Bo Svensson. Der 05-Cheftrainer war 2016 an der Verpflichtung des Luxemburgers für die Mainzer U17 beteiligt und trainierte ihn bis zur U19. "Ich weiß, was er von mir fordert und er, wie er mit mir umgehen muss. Ich war sehr glücklich und bin es immer noch, dass er Anfang 2021 hier übernommen hat. Ich freue mich darauf, mich unter ihm nochmal weiterzuentwickeln", betont der 22-Jährige das gute Verhältnis zu seinem Coach, der ihn mal als "Paradebeispiel für einen Mentalitätsspieler" bezeichnet hat. "Mentalität ist für mich sehr wichtig, um mit verschiedenen Situationen umzugehen, sie einzuordnen und sich immer wieder zu motivieren, an die eigene Grenze zu gehen", so Barreiro.
Das wird er auch am Freitag wieder vorhaben, denn mit Bayer Leverkusen ist eine Spitzenmannschaft der Bundesliga zu Gast in der MEWA ARENA. Statt wie 2019 Havertz oder Brandt stehen nun unter anderem Florian Wirtz und Moussa Diaby für den temporeichen Fußball der Bayer-Elf. "Im Umschalt- und Konterspiel sind sie überragend. Es wird interessant und ich freue mich darauf, mich mit ihnen zu messen. Für mich sind sie aktuell die formstärkste Mannschaft der Bundesliga. Wir wollen ihnen weh tun und am Freitag punkten", sagt Barreiro, der sich auch auf die Unterstützung der Fans freut: "Sie geben uns einen zusätzlichen Push, die Unterstützung spüren wir in den Aktionen, die wir haben. Wir fühlen uns enorm wohl zuhause."