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Verein 30.09.2020 - 18:20 Uhr

Hofmann: "Da hat sich über einen längeren Zeitraum etwas angestaut"

05-Vorstände Stefan Hofmann & Jan Lehmann im Mediengespräch: Aufarbeitung der vergangenen Tage in vollem Gange – keine wirtschaftliche Schieflage

Stefan Hofmann & Jan Lehmann während des Duells mit Hertha BSC im September 2019 auf der Tribüne der OPEL ARENA.

Am Montag hat der 1. FSV Mainz 05 die Trennung von Chefcoach Achim Beierlorzer bekanntgeben und den vorherigen Co-Trainer Jan-Moritz Lichte als dessen Nachfolger ernannt. Vorausgegangen waren der Trennung turbulente Tage rund um den Bruchweg mit dem negativen Höhepunkt des Trainingsausstands der 05-Profis vor der Partie gegen den VfB Stuttgart. Am Mittwochmittag luden nun der Vereinsvorsitzende Stefan Hofmann sowie der kaufmännische Vorstand Dr. Jan Lehmann zu einem Mediengespräch in die OPEL ARENA, um ausführlich Stellung zu nehmen zu den Ereignissen. Sportvorstand Rouven Schröder hatte aufgrund dringender Verpflichtungen im sportlichen Kerngeschäft kurzfristig absagen müssen.

Mit Selbstkritik bezüglich der internen Kommunikation hatte die 05-Führung in der vergangenen Woche auf die Geschehnisse reagiert und eine ausführliche Analyse angekündigt. Gleichzeitig, auch dies verdeutlichte Hofmann erneut, sei die Wahl der "höchsten Eskalationsstufe" in Form der Weigerung des Teams, am Training teilzunehmen, schwer nachzuvollziehen. Dennoch habe man entschieden, trotz dieser "arbeitsrechtlichen Verfehlung“, den Weg der Kommunikation mit den Profis zu wählen. "Es ist auch meine klare Erwartungshaltung, dass von Spielerseite noch etwas kommt", betonte der 05-Vorsitzende, der zudem herausstellte, dass die Causa Ádám Szalai letztlich nur Auslöser gewesen sei, aber keinesfalls der alleinige Grund für die "Explosion". Vielmehr gebe es vielschichtige Gründe sowie Unzufriedenheit bei einzelnen Spielern aus den verschiedensten Motiven, die zu den Ereignissen führten, die schlussendlich den "kompletten Verein getroffen" hätten. "Da hat sich, das hat sich aus den ersten Gesprächen mit dem Team klar ergeben, über einen längeren Zeitraum etwas angestaut", sagte Hofmann. All dies gelte es in den kommenden Wochen und Monaten aufzuarbeiten und den entstandenen "Scherbenhaufen wieder zusammen zu kehren".

Die zentralen Aussagen der Vorstände im Überblick

Stefan Hofmann zu Ádám Szalai: "Die Versetzung von Ádám in die zweite Mannschaft war eine Entscheidung der sportlichen Leitung. Ein solcher Vorgang ist im Profifußball nicht ungewöhnlich und juristisch aus unserer Sicht nicht zu beanstanden. Selbstkritisch müssen wir eingestehen, dass die Kommunikation hätte besser sein können. Dadurch hat sich die Situation hochgeschaukelt, dennoch ist klar, dass wir im Sinne beider Parteien einen Streit vor Gericht vermeiden möchten. Wir werden auf das Management des Spielers zugehen mit dem Ziel, das Thema konstruktiv zu lösen.“

Hofmann zum Thema Gehaltsverzicht: "Aufgrund der Corona-Situation muss im gesamten Verein der Gürtel wirtschaftlich enger geschnallt werden. Dies erfordert insbesondere auch einen Beitrag unserer Profis. Aus diesem Grunde wurde mit Ihnen ein Gehaltsverzicht für die Monate April bis Juni vereinbart, verbunden mit einer Option der Rückzahlung, sollte sich die wirtschaftliche Situation verbessern. Da auch in der Saison 2020/21 mit erheblichen Einnahmerückgängen zu rechnen ist, wurde den Spielern mitgeteilt, dass eine Rückzahlung nicht erfolgen wird. Auch in diesem Fall war die Kommunikation aus Sicht der Spieler nicht ausreichend. Wir hätten die Beweggründe ausführlicher darstellen müssen. Dies wird definitiv nachgeholt. Wir werden der Mannschaft die Gründe offen und transparent darlegen."

Jan Lehmann zum Thema Gehaltsverzicht und zur wirtschaftlichen Lage: "Wir haben im März an den verschiedensten Stellen im Verein Einsparpotenzial für die Monate April bis Juni identifiziert und konnten damals natürlich nicht wissen, inwieweit Covid 19 sich auf das Spieljahr 2020/21 auswirken würde. Die klar formulierte Intention war stets, das Geld in dem Fall zurück zu zahlen, dass es dem Verein wirtschaftlich besser geht. Was nicht zutrifft ist, dass diese mögliche Rückzahlung an die Ausschüttung von Medienerlösen gekoppelt wurde. Im Juni wurde uns in einem Schreiben der DFL mitgeteilt, dass die zu erwartenden Medienerlöse um rund 13 Prozent sinken werden, was für uns einen nicht unerheblichen Einnahmeausfall im siebenstelligen Bereich bedeutet. Die zwingende Folge war eine Neubewertung der Situation. Hinzu kommt, dass weiterhin nur wenige Zuschauer die OPEL ARENA besuchen können, kostendeckend sind diese Spiele nicht. Wir sind solide aufgestellt, haben stabile Budgets und befinden uns keinesfalls in einer Schieflage, müssen den neuen Voraussetzungen, unter denen wir arbeiten, aber Rechnung tragen. Auch anderen leitenden Angestellten werden die Gelder im Übrigen nicht zurückgezahlt, alle leisten ihren Anteil, diese Herausforderung zu meistern. Diese betrifft darüber hinaus nicht nur Mainz 05, sondern andere Vereine und Unternehmen gleichermaßen. Wir befinden uns schließlich inmitten einer globalen Krise."

Hofmann zu Rouven Schröder: "Die Zusammenarbeit in unserem Vorstand ist sehr wertschätzend und vertrauensvoll. Rouven Schröder ist für den Sport verantwortlich, allerdings tragen wir die getroffenen Entscheidungen als Gesamtvorstand mit. Rouven opfert sich mit Leib und Seele für diesen Verein auf und ich hoffe, dass wir gemeinsam diese schwierige Zeit überstehen."