Profis 18.10.2020 - 17:30 Uhr
Lichte: "Bitter, aber wir machen weiter"
Schritt nach vorne trotz 0:1-Niederlage: Geschlossenheit und Defensivleistung stimmen zuversichtlich
Eigentlich waren die 90 Minuten in der OPEL ARENA eine klassische Null-zu-null-Begegnung. Doch Bayer 04 Leverkusen nutzte eine Standardsituation, um dem 1. FSV Mainz 05 die vierte Niederlage in Folge zuzufügen. Trotzdem löste dieser Auftritt bei den Beteiligten vorsichtigen Optimismus aus. "Es war ein erster Schritt", sagte Rouven Schröder nach dem 0:1. "Mit dieser Leidenschaft können wir auch wieder punkten."
Genauso dachten wohl auch die allermeisten der 250 Zuschauer, die das Team mit FSV-Gesängen und aufmunterndem Beifall verabschiedeten. Mit den ganz wenigen, die anderer Meinung waren, diskutierte der 05-Cheftrainer dann persönlich und höchst emotional die Lage am Spielfeldrand. "Man kann sich bei uns auch mal die Meinung sagen", so Jan-Moritz Lichte. "Es war eine inhaltliche Diskussion, um klarzumachen, dass die Mannschaft alles gegeben hat. Natürlich dürfen wir uns darüber unterhalten, was wir besser machen müssen", sagte Lichte und fügte hinzu: "Wir brauchen diese Emotionen, die unsere Fans jede Woche haben. Für uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir diese Emotionen ebenfalls auf dem Feld bringen. Das haben wir getan. Jetzt müssen wir gemeinsam aus dieser Situation herauskommen."
Im Moment fehlt das Quäntchen
Das Spiel gegen das ambitionierte Leverkusen könnte ein erstes Signal dafür gewesen sein. "Die Mannschaft hat gemeinschaftlich gezeigt, dass sie den Willen hatte, das Spiel zu gewinnen, sich zu zerreißen, jedem Ball nachzujagen, aggressiv, kompakt, mit sehr guter Arbeit gegen den Ball", betonte der Sportvorstand. "Auch zweite Halbzeit haben wir immer wieder angeschoben, hatten viele enge Aktionen, da kann sich das Spiel auch drehen. Wir haben im Moment aber nicht das Quäntchen vor dem Tor", so Schröder. "Wir haben sehr viel investiert, aber auch Leverkusen musste sehr viel investieren, um hier zu gewinnen. Es ist bitter für uns, aber wir machen weiter", sagte der 05-Trainer. "Ich glaube, die meisten im Stadion haben gesehen, dass jeder Einzelne bei uns mit allem versucht hat, das Spiel zu gewinnen."
Dass die Mannschaft dennoch verlor, lag an der Eckballsituation in der 30. Minute, als Lucas Alario zum 1:0 einköpfte, weil Jean-Philipp Mateta zuvor den Ball verfehlte, Robin Zentner zwar noch die Hand auf den Ball bekam, aber erst hinter der Linie. Außer zwei Distanzschüssen war das im Grunde die einzige Aktion, die das gute 05-Defensivkonstrukt nicht wegverteidigte. Die zwei eng verzahnten Viererketten gegen den Ball leisteten gute Arbeit. "Wenn einer ein Problem hatte, war ein anderer da. Das war in den letzten Wochen nicht der Fall", lobte der 05-Coach. "Es muss in den Köpfen drin sein, dass dies die Basis sein muss, sonst wirst du ganz selten den Punkt mitnehmen. Das haben wir in den ersten drei Spielen deutlich gesehen."
Keine Präzision im letzten Pass
Da aber der Gegner ebenfalls defensiv sehr stabil und konsequent arbeitete, kamen auch die Mainzer aus dem Spiel heraus nur selten über Ansätze hinweg. "Wir hatten ein paar gute Ausgangssituationen und haben sie einige Male dazu gezwungen, dass sie sich im Strafraum dazwischen geschmissen haben. Es hört sich vielleicht komisch an, aber unser Plan ist auch offensiv halbwegs aufgegangen. Leverkusen hat eine unfassbare Qualität im Defensivspiel. Für uns als Manz 05 ist es da nicht einfach zu sagen, wir machen uns einen Plan, und dann sind da die Räume. Es gibt kaum Räume. Die wenigen, die es gab, haben wir gefunden", sagte Lichte. Da fehlte nur etwas das Glück, aber wie der Trainer feststellte, auch "Präzision im letzten Pass."
Bemerkenswert war immerhin, dass sich die 05-Profis mit zunehmender Spieldauer und personellen Wechseln mehr und mehr Selbstbewusstsein holten, Druck aufbauten und sich einen lucky punch zum Ausgleich durchaus verdient gehabt hätten. "Wir müssen dieses Spiel verarbeiten und gucken, warum es nicht gereicht hat, die großen Chancen heraus zu spielen, warum wir das Standard-Gegentor bekommen haben. Wir werden schauen, was wir defensiv gut gemacht haben, dass wir gegen eine Mannschaft wie Leverkusen kaum Chancen zugelassen haben", erklärte Lichte. Dann werde man sich mit den Gladbachern beschäftigen und einen Plan entwickeln, "um mit dem Enthusiasmus und dem Engagement, das wir heute auf dem Platz hatten, eben nächste Woche was zu holen". Die Borussia stellt sich am Samstag (15.30 Uhr) in der Arena vor.