Profis 03.11.2020 - 16:00 Uhr

Lichte: "Warum war das so?"

Die sechste Niederlage in Folge und der Auftritt in Augsburg sind auch vor dem Duell mit Schalke 04 das Thema am Bruchweg

Die Niederlage von Augsburg und dabei vor allem die erste Halbzeit, die das Team des 1. FSV Mainz 05 dort abgeliefert hat, ist immer noch das beherrschende Thema in der Woche vor dem richtungsweisenden Kellerduell am Samstag (15.30 Uhr) in der OPEL ARENA gegen den nach sechs Spielen ebenfalls noch sieglosen FC Schalke 04. Es sei bisher ein Herantasten in Form von Gesprächen und Videoanalysen an die Probleme und Mängel gewesen, die zum frustrierenden 1:3 geführt hätten", sagte Jan-Moritz Lichte nach dem ersten Training der Woche.

Die Vormittagseinheit am Bruchweg dauerte länger als üblich, weil sowohl das Videostudium dessen, was am Wochenende falsch gelaufen war, als auch die daraus resultierende Arbeit auf dem Trainingsplatz sehr umfangreich ausfielen. Lichte und dessen Co-Trainer Michael Falkenmayer haben seit dieser Woche dabei Unterstützung erhalten: Der bisherige U16-Trainer Patrick Kaniuth ist ab sofort neuer Assistent. "Wir brauchen ihn auf jeden Fall im Bereich der individuellen Analyse, sonst schaffen wir es nicht mit zwei Trainern und unserem Videoanalysten im Laufe der Woche", sagte Lichte. "Er ist außerdem wichtig als Bindeglied zum NLZ für unsere Top-Talente. Bei unserem großen Kader ist nun auch auf dem Trainingsplatz die Aufteilung besser als vorher zu zweit. Patrick ist in alle Bereiche eingebunden."

Vollgas, wenn der Pfiff ertönt

Natürlich auch in die Aufarbeitung der aktuellen Situation, die am Sonntag, einen Tag nach dem Auftritt in Augsburg begonnen hat. Und zwar höchst selbstkritisch von Seiten der Mannschaft, wie Lichte bekräftigte. "Es war nicht so, dass ich einen Monolog gehalten habe, sondern dass ich von allen wissen wollte: warum war das so? Dann merkst du, dass die Spieler nicht vorhatten, den Eindruck zu vermitteln, dass da ein Sprint fehlt, das Nachschieben nicht so war, wie wir uns das vorgenommen hatten, dass wir nicht im Plan waren. Die Spieler sagen: Prinzipiell wissen sie das alles selbst und wollen natürlich auch nicht so schlecht aussehen", erklärte der 05-Trainer, der seine Profis da jedoch auch in der Eigenverantwortung sieht. "Jeder muss für sich dran sein, das alles zu hinterfragen. Wir werden es nicht hinbekommen, dass wir mit jedem Spieler einzeln den perfekten Tagesplan entwickeln für ihn. Da muss jeder für sich genau gucken, dass er Vollgas geben kann, sobald der Pfiff ertönt."

In Augsburg war das nicht der Fall. "Wenn man das immer individuell wissen und es die Spieler immer für sich ganz klar beantworten würden, warum was nicht funktioniert hat, wäre es relativ einfach", sagte Lichte. "So ist es ein Herantasten. Ich habe im Training das Gefühl, dass wir selbstkritisch sind in der Situation, hart daran arbeiten, und es arbeiten alle mit." Und das wiederum gebe ihm das Gefühl dass er etwas bewirken könne in der täglichen Arbeit.

Der 05-Trainer hat sich für den analytischen Weg entschieden: Mängel erkennen, gemeinsam besprechen, im Training mithilfe passender Spielformen bearbeiten, anstatt mit Drohungen und Druck zu arbeiten. "Die Spieler reagieren auf mich", so der Coach. "Leider in der ersten Halbzeit nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Mit diesem ersten Durchgang können wir nicht zufrieden sein. Ich will herausfinden, warum das so war und wie wir es bessermachen können. Es wäre, glaube ich, falsch, wenn ich emotional irgendwelche Leute anschreie."

Solche Halbzeiten, wie sie das Team schon häufiger in der Vergangenheit abgeliefert habe, müssten in Zukunft unbedingt verhindert werden. Ein Thema, das auch Gegenstand der spontanen Diskussion mit den Fans war, die die Spieler am Sonntag nach dem Training am Bruchweg zur Rede stellten. Eine konstruktive Aktion, wie Lichte betonte. "Ich fand die Fans sehr reflektiert, sehr klar, in dem, was sie uns mitteilen wollten. Auch in der Art und Weise völlig in Ordnung. Ich würde es nicht als gefühlte Sitzblockade nach einem Spiel interpretieren, sondern als einen konstruktiven Austausch. Das, was die Fans bewegt, sind aber ähnliche Themen, die wir vorher in der Kabine schon bearbeitet haben."

Weshalb jeder das Gefühl habe, es könne eigentlich mehr sein. "Alleine dieses Gefühl ist schon ein Problem. Die Fans haben ähnliche Punkte aufgezeigt, wie wir. Ich hoffe, dass die Spieler nun mit diesen Informationen einfach auch etwas machen." Am Samstag gegen Schalke beispielsweise.