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Profis 18.10.2016 - 16:20 Uhr

Lössl: "Endgültig angekommen"

Die neue Nummer eins der 05er im Interview

In Wolfsburg spielten die 05er zum ersten Mal in dieser Saison zu Null. ©rspc

Jonas Lössl wurde im Sommer vom französischen Erstligisten EA Guingamp als Nachfolger von Loris Karius verpflichtet und ist seit dem ersten Spieltag die unumstrittene Nummer eins bei unseren 05ern. Zuletzt sorgten nicht zuletzt die tollen Reflexe des dänischen Nationaltorhüters für das torlose Unentschieden in Wolfsburg sowie den 2:1-Sieg gegen Darmstadt 98. Mit seinen Leistungen will der 27-Jährige in den folgenden Monaten seinen Beitrag leisten, dass der FSV in drei Wettbewerben überwintern kann. Nach den ersten Monaten am Bruchweg sprach Lössl vor der Trainingseinheit am Dienstagnachmittag mit mainz05.de auch über seine ersten Eindrücke vom neuen Arbeitsplatz, die Herausforderung Bundesliga sowie seine Rolle in der Nationalmannschaft.

Jonas, du bist seit Sommer Bundesliga-Torwart. War die Liga schon immer ein Traum für dich?

Lössl: Definitiv. Die Dimensionen übertreffen meine Erwartungen letztendlich aber sogar noch. Ich habe mir alles sehr groß vorgestellt, aber nicht so groß. All die Begleiterscheinungen, die großen Stadien, vor allem aber das riesige Interesse der Medien und der Fans ist unglaublich. Eine tolle Erfahrung für mich!

Du hast bisher die dänische und die französische Liga kennengelernt. Worin besteht der Unterschied zur Bundesliga?

Lössl: Einfach gesagt: In allem. Vor allem aber ist das Tempo, mit dem die Spiele in der Bundesliga ablaufen, nicht vergleichbar. Zudem gibt es im Grunde keine kleinen Gegner. In Dänemark oder auch in Frankreich gibt es da größere Leistungsunterschiede. Hier spürt man in jedem Spiel Druck und muss voll dagegenhalten, um zu bestehen. Es gibt so viele Spieler mit hoher individueller Qualität, da muss man im Prinzip in jeden Moment mit allem rechnen. Die Liga ist einfach sehr ausgeglichen. Bayern München habe ich noch nicht kennengelernt, sie spielen vermutlich nochmal auf einem anderen Level. Aber insgesamt ist die Leistungsdichte viel enger.

Du bist seit rund vier Monaten Teil von Mainz 05. Wie hast du die intensive Zeit erlebt?

Lössl: Die ersten Monate hier waren hervorragend und haben mir gezeigt, dass der Wechsel zu Mainz 05 genau die richtige Entscheidung war. Die Professionalität hier im Verein ist außergewöhnlich hoch verglichen mit dem, was ich gewohnt bin. Daher bin ich sehr zufrieden und habe ohne Zweifel den idealen Schritt für meine persönliche Weiterentwicklung gemacht. In all diesen Spielen bislang in der Startelf gestanden zu haben, bedeutet mir sehr viel. Es gibt nichts Schöneres für mich als diesen Rhythmus mit drei Spielen in einer Woche, zumal wir weitestgehend gute Ergebnisse erzielt haben. Dafür ist man Fußballprofi geworden und arbeitet in jedem Training hart.

Aus sportlicher Sicht habt ihr einen guten Start hingelegt in allen drei Wettbewerben. Wie zufrieden bist du bislang?

Lössl: Wir wollen in allen Wettbewerben so weit wie möglich kommen und sind da auf einen guten Weg. Mein erstes Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Unterhaching hat gezeigt, dass selbst ein Viertligist einem Bundesligisten das Leben sehr schwer machen kann. Mit Greuther Fürth spielen wir nun gegen einen Zweitligisten und hoffen natürlich alle weiterzukommen und dann einen noch größeren Gegner zugelost zu bekommen im Laufe des Wettbewerbs. In der Europa League hätten wir zwei Punkte mehr haben können, vier Punkte sind aber völlig in Ordnung. Anderlecht wird am Donnerstag somit schon zu einer Art Schlüsselspiel für uns werden. Da können wir unsere gute Ausgangsposition noch weiter verbessern. In der Bundesliga haben wir elf Punkte und sind absolut zufrieden mit der bisherigen Ausbeute, auch wenn vielleicht sogar ein bisschen mehr drin gewesen wäre. Wir können unter dem Strich aber definitiv stolz auf die in der ersten Saisonphase gezeigten Leistungen sein.

Zuletzt hast du zwei Mal einen besonders hohen Anteil an den Ergebnissen gehabt beim 0:0 in Wolfsburg wie auch beim ersten Heimsieg der Saison gegen Darmstadt. Steigert das dein Selbstvertrauen zusätzlich?

Lössl: Das war natürlich sehr wichtig. Ich gebe immer mein Bestes für das Team. Aber gerade aus persönlicher Sicht war es jetzt wichtig, auch ein paar individuelle Erfolge zu verzeichnen. Wir haben auch vor den letzten beiden Spielen gute Ergebnisse erzielt, aber nun konnte ich vielleicht auch mal ein Stück weit mehr dazu beitragen. Dafür bin ich nach Mainz gekommen. Ich profitiere aber insgesamt auch von den sehr guten Spielern vor mir und wir lernen uns von Woche zu Woche besser kennen. Gegen Darmstadt haben wir endlich auch zuhause eine Führung über die Zeit gebracht. Das war wichtig, da wir angesichts einiger später Gegentore zuletzt viele Fragen beantworten mussten. Insofern habe ich jetzt ein wirklich gutes Gefühl für die nächsten Wochen.

Du hast in der kurzen Zeit bereits zwei Mal wichtige Elfmeter halten können, einmal im Elfmeterschießen in Unterhaching sowie gegen Darmstadt. Wie bereitest du dich auf solche Extremsituationen im Training vor?

Lössl: Jeder Torwart hat da seine eigene Herangehensweise. Für mich spielt Vertrauen in die eigene Stärke die größte Rolle, um in solchen Situationen die Oberhand zu bewahren. Auf dem Platz ist es aber auch Intuition, die es dir als Torwart ermöglicht, die kleine Chance gegen den Schützen zu nutzen.

Mit der dänischen Nationalmannschaft läuft es im Gegensatz zum Verein in der WM-Qualifikation nicht unbedingt zufriedenstellend. Welche Ziele verfolgst du dort?

Lössl: Nicht zufriedenstellend ist noch zurückhaltend ausgedrückt. Die Niederlage gegen Montenegro hat uns natürlich zurückgeworfen. Denn unser Ziel ist ganz klar die Qualifikation für die WM in Russland. Mit nur drei Punkten aus drei Spielen steht uns das Wasser uns jetzt bis zum Hals und wir stehen unter enormem Druck. Mein persönliches Ziel ist es, irgendwann auch bei der Nationalmannschaft mit der Nummer eins aufzulaufen. In Mainz habe ich optimale Bedingungen, um mich dahingehend weiter zu verbessern und irgendwann die Chance zu bekommen. Mit Kasper Schmeichel haben wir aber auch eine sehr starke Nummer eins, mit der ich mich messen muss. Ich kann, genau wie hier in Mainz, nur meine eigenen Leistungen beeinflussen und will die hohen Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, erfüllen.

Am Donnerstag erwarten wir mit dem RSC Anderlecht einen international erfahrenen Gegner, der bereits zahlreiche Titel gewinnen konnte. Mainz 05 hingegen könnte mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen. Was erwartest du für ein Spiel?

Lössl: Wenn wir unser Potenzial abrufen, bin ich überzeugt, dass wir auch Anderlecht schlagen können. Das ist in jedem Spiel unser Ziel. Natürlich ist der RSC ein Verein mit großer internationaler Tradition. Wir wollen sie vor unseren Zuschauern in der OPEL ARENA aber natürlich bekämpfen. Es wird ein interessanter Vergleich und wir wollen einen weiteren großen Schritt machen, um in Europa überwintern zu können.

Es wird dein fünftes Heimspiel in der OPEL ARENA sein. Wie hast du die rot-weißen Anhänger bislang wahrgenommen? Am Sonntag durftest du ja sogar erstmals die Humba anstimmen.

Lössl: Die Unterstützung war in jeder Begegnung fantastisch. Nach dem Sieg gegen Darmstadt war es natürlich nochmal eine ganz neue Erfahrung, meinen Namen zu hören und zu sehen, dass die Fans mit mir auf dem Zaun feiern wollten. Die Tradition bei Siegesfeiern erstmals hautnah miterleben zu dürfen, war wunderschön. Ich kannte das vorher nur aus dem Fernsehen. Für mich war das sozusagen auch ein letztes Zeichen dafür, dass ich endgültig angekommen bin in Mainz.