Profis 31.05.2019 - 10:16 Uhr

Lösungen für jede Aufgabe

Die Spielidee des 05-Trainers vereint Ballbesitz- und Umschalt-Fußball

Schwarz: „Spielen mehr und mehr eine Art, die uns gerecht wird“

43 Punkte hat der 1. FSV Mainz 05 in der abgelaufenen Bundesligasaison eingesammelt. Das sind sieben Zähler mehr als in der Spielzeit davor. Der Punktzuwachs ist ein Aspekt der Entwicklung, die das Team von Sandro Schwarz genommen hat und der zum vorzeitigen Klassenverbleib führte. Dazu kommen die personelle Entwicklung innerhalb des jungen Kaders sowie die deutlichen Struktur-Fortschritte in der Spielweise. Ein Prozess, der gerade in den letzten Auftritten gut zu beobachten war und der längst nicht abgeschlossen ist. Im nächsten Teil unserer Nachschau beschäftigen wir uns mit diesem Thema.

Schon in seinem ersten Jahr als Bundesligatrainer bei Mainz 05 hatte Schwarz den Versuch unternommen, die beiden neuerdings den Fußball beherrschenden Grundideen im 05-Spiel zu vereinen. Also eine Mischung aus Umschalt- und Ballbesitzfußball auf den Platz zu bringen. Ein Versuch, der mit dem Kader der Vorsaison nur sporadisch gelang. Einem der erfolgreichen Vorgänger des 05-Trainers ging das vor Jahren nicht anders. Schon Thomas Tuchel musste seinerzeit die Vorstellungen vom eigenen Ballbesitz zurückschrauben und mit der vorhandenen Personaldecke wieder eher auf schnelle Umschaltüberfälle setzen. Im Prinzip gelang Schwarz so am Ende der vergangenen Saison der Ligaverbleib.

Umbruch im Sommer

Im Sommer erfolgte dann der Umbruch. Mit Yoshinori Muto, Suat Serdar, Abdou Diallo, Leon Balogun, Nigel De Jong und Pablo De Blasis verließen wichtige Spieler den Klub. Schwarz und Rouven Schröder setzten auf Talent, holten junge, hungrige Profis, die in ihren Klubs aber schon Erfahrungen gesammelt hatten. In Verbindung mit den arrivierten 05ern und den talentierten Spielern aus dem eigenen Nachwuchs entstand so ein ganz neues Gefüge: jung, gierig, manchmal leichtsinnig und nicht immer konsequent genug, um das positive Ergebnis nach Hause zu bringen, aber ausgestattet mit Mentalität, Widerstandsgeist und vor allem viel fußballerischer Qualität. Das Finale mit dem 4:2-Sieg gegen die TSG Hoffenheim war quasi eine Blaupause dessen, was der 05-Trainer in diesem Jahr des Umbruchs mit seinem Kader an Fortschritten erreicht hat.

Wohin will der 05-Trainer fußballerisch? Schwarz folgt dem Grundsatz: Warum sollte ein Coach freiwillig auf etwas verzichten, was in bestimmten Spielphasen einen Vorteil bringen kann? Seine Grundidee lautet: Es gibt kein Fußballspiel, in dem es nicht sinnvoll wäre, die Kugel kontrolliert nach vorne zu befördern. Ebenso gibt es kein Spiel, in dem die Chance zu einem schnellen Umschaltangriff nicht bestünde. Er will also für jede Aufgabe, die sich im Spiel stellt, eine Lösung parat haben. Hat der Gegner die Kugel, braucht es Lösungen in der Arbeit gegen den Ball. Hat sein Team den Ball, dann braucht es Ansätze, um die Kugel mittels Passspiel nach vorne zu transportieren und torgefährlich zu werden. Nach Ballverlust geht es ums defensive Umschalten, nach Balleroberungen um offensive Ideen.

In der Raute wohlgefühlt

Ohne eingeübte Prinzipien und Muster, so Schwarz, akzeptiere man Defizite in diesen Bereichen. Der 05-Coach möchte möglichst häufig den Ball haben, den Gegner darüber dominieren und immer dann, wenn sich die Situation ergibt, soll aus dem gut organisierten Defensivblock heraus, nach gegnerischen Ballverlusten oder aktiven Balleroberungen im Gegenpressing die Post abgehen nach vorne. Und zwar unabhängig von der gewählten Grundordnung. Im Laufe der Saison zeigte sich, dass sich die Mannschaft dabei im 4-4-2 mit der Raute am Wohlsten fühlte.

Dass die junge Gruppe dieses Niveau nicht konstant zeigen konnte, hing auch damit zusammen, dass sich die einzelnen Bausteine über eine längere Strecke hinweg erst zusammenfügen mussten. Und damit, dass die Gegner mit ihren Qualitäten ebenfalls Lösungen auf Lager hatten. So ergaben sich die von Schwarz aufgezählten vier Saisonphasen. „Es ist trotzdem schon außergewöhnlich, dass wir nach diesem Umbruch im Sommer mit vielen jungen Spielern solche Entwicklungsschritte machen. Das spricht für das Gesamte, für die Schlüsse, die wir gezogen haben und nun mehr und mehr eine Art von Fußball spielen, die uns gerecht wird", sagt der Trainer. 

Wir blicken in mehreren Teilen auf die Saison 18/19 zurück und beschäftigen uns nach und nach mit den einzelnen Saison-Abschnitten, mit personellen Entwicklungen sowie der Kaderplanung für die neue Runde.