"Luft nach oben" genutzt

Zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten ihrer 05er sahen die Anhänger des 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag beim 3:2 gegen den Hamburger SV in der OPEL ARENA. Zwei Durchgänge, die dennoch von einer Gemeinsamkeit geprägt waren, nämlich dem jeweiligen Blitzstart der Gastgeber, der unter dem Strich mit dem dritten Heimsieg der Saison belohnt wurde. "Vor der Pause hatten wir zuviele einfache Ballverluste und häufig zu große Abstände", sah auch 05-Trainer Sandro Schwarz den Auftritt in Durchgang eins kritisch. Nicht ohne im gleichen Atemzug zu betonen, dass wir nach dem Seitenwechsel "deutlich aktiver und zweikampfstärker waren, und am Ende hochverdient gewonnen haben". 

Das Jubelbild, das sich den Zuschauern nach umkämpften 90 Minuten bot, war um 16:15 Uhr in der Tat nicht zwingend zu erwarten gewesen. Zu schnell hatten die Mainzer die frühe Führung von Alexandru Maxim nach einem Klasse-Angriff und Zuspiel von Giulio Donati (2.) aus der Hand gegeben und die Hamburger durch den Ausgleich von Wallace (9.) aufgrund individueller Fehler zurück ins Spiel gebracht. "Das frühe Tor hat uns nicht gut getan. Da waren wir uns zu sicher und haben zwei, drei Gänge zurückgeschaltet. Wir hatten Glück, dass wir nicht sogar in Rückstand geraten sind", stimmte auch die Analyse von Daniel Brosinski nicht nur aufgrund des Aluminium-Treffers von André Hahn kurz vor der Pause (42.) mit der des Trainers überein. "Nach der Pause haben wir ein komplett verändertes Gesicht gezeigt, sind ganz anders aufgetreten", wusste auch der Außenverteidiger um die deutliche Leistungssteigerung. 

"Widerstände überwunden"

"Viel Luft nach oben", so Schwarz, hatten die Mainzer in der Pause bei der Sichtung einiger Videosequenzen gesehen und der Erkenntnis Taten folgen lassen. Der Lohn: Lufthoheit bei der erneuten Führung durch einen Kopfball von Stefan Bell (52.) sowie das 3:1 durch einen entschlossenen Distanzschuss von Danny Latza sechs Minuten später. Glück hatte der FSV in Hälfte zwei dabei nur noch einmal unmittelbar nach der 2:1-Führung, als der Hamburger Tatsuya Ito aus kurzer Distanz verzog. Ansonsten machten die Mainzer fast alles besser und waren den Gästen mit der Führung im Rücken in allen Belangen überlegen. Der Anschlusstreffer des HSV durch den verwandelten Handelfmeter von Sead Salihovic hatte dabei nur noch statistischen Wert: "Wir haben in diesem emotionalen Spiel mit einer großen Leidenschaft verteidigt. Wir haben Widerstände überwunden und einen weiteren Schritt in unserem Entwicklungsprozess gemacht", sagte ein zufriedener Trainer Schwarz nach dem dritten Spiel in Folge, in dem sein Team Punkte einfahren konnte. Deren zehn nach acht Spielen seien, so Sportvorstand Rouven Schröder, angesichts der beiden Niederlagen zu Saisonbeginn "aller Ehren wert". 

Und zudem natürlich ein Faustpfand vor den kommenden drei Flutlichspielen binnen sieben Tagen bei Schalke 04 und Ex-Manager Christian Heidel (Freitagabend 20:30 Uhr), im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel und gegen Eintracht Frankfurt in der OPEL ARENA. Zunächst einmal beschäftigen sich die 05er dabei aber, beginnend mit der nächsten Trainingseinheit am Dienstagmorgen, ausschließlich mit der Aufgabe bei den Schalkern. "Extrem schwierig", aber nicht minder reizvoll sei diese, so Schwarz, der mit seiner Mannschaft in den kommenden Tagen weiter daran arbeiten will, Fortschritte in der "offensiven Ballbehauptung" machen. "Das bleibt bei uns ein Thema. Schließlich ist es wichtig, die Trainingsintensität immer weiter hoch zuhalten." Immer neue Reizpunkte werden so gesetzt, um bestenfalls auch am Freitagabend auf Schalke den Lauf der letzten Wochen fortzusetzen und die Heimreise aus dem Ruhrgebiet dank einer weiteren besonderen Leistung mit Zählbarem in den Händen antreten zu können.