Profis 25.11.2020 - 19:00 Uhr
Barreiro: "Ich bin nie müde geworden"
Laufstark, ehrgeizig, selbstbewusst: Das Eigengewächs der 05ER überzeugt im zentralen Mittelfeld
Über 123 Kilometer spulten die Spieler von Mainz 05 beim ersten Saisonsieg in Freiburg ab und zeigten auch damit ihren absoluten Willen, die Partie für sich zu entscheiden. Stellvertretend für alle FSV-Akteure, die sich gegen den Sportclub für keinen Weg zu schade waren, steht Leandro Barreiro. Das Eigengewächs aus dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) legte in seinen 92 Spielminuten auf dem Platz 13,17 Kilometer zurück. Ein Wert, der den laufstarken 20-Jährigen selbst beeindruckte: "Normalerweise laufe ich, wenn ich 90 Minuten spiele, elf bis zwölf Kilometer. Ich habe gemerkt, dass es diesmal mehr war. Wichtiger war aber, dass wir gewonnen haben. Deshalb habe ich mich nach dem Spiel gut gefühlt, obwohl ich erschöpft war", sagte Barreiro in einer digitalen Medienrunde am Mittwoch.
Die 05ER bildeten am Wochenende sogar das laufstärkste Team der Bundesliga. Wege zu gehen, die weh tun, fällt Barreiro nicht schwer. Schon in seiner Kindheit lief der gebürtige Luxemburger gerne und viel. "Ich bin nie müde geworden", erzählte er. "Später im NLZ wurde das dann spezifischer trainiert und verbessert. Jetzt geht es darum, dass ich das regelmäßig abrufen kann. Dabei helfen mir auch unsere Athletiktrainer." Die Laufstärke ist eine Eigenschaft, die ihm auf seiner Position im zentralen Mittelfeld zugute kommt, denn er will sich nicht darauf beschränken, Lücken zu schließen, in Zweikämpfe zu kommen und ein reiner Abfangjäger zu sein. "Manche Spieler sind mehr auf die Defensive fokussiert, andere machen auch offensive Laufwege, haben ein schnelleres Gegenpressing. Ich kann beide Qualitäten abrufen und möchte mich nicht festlegen, sondern flexibel sein und meine Stärken so nutzen, wie sie gebraucht werden", so Barreiro, der den frühen Führungstreffer von JP Mateta mit einem öffnenden Pass in die Tiefe einleitete.
Ein hilfreicher Lernprozess
Überwindung koste ihn ein laufintensives Spiel nicht, denn am Ende gehe es darum, der Mannschaft zu helfen und das Spiel zu gewinnen. "Wenn das bedeutet, dass man den einen Sprint noch machen muss, damit der Gegner kein Tor schießt, dann ist es selbstverständlich, dass man ihn macht und alles gibt, was man hat", sagte der Luxemburger, der bereits beim Unentschieden gegen den FC Schalke 04 in der Startformation stand, nachdem er in den ersten vier Partien unter Cheftrainer Jan-Moritz Lichte nur einmal über 25 Minuten zum Einsatz gekommen war. "Ich bin zufrieden mit den Leistungen in den letzten beiden Spielen, das gibt mir natürlich Selbstvertrauen", so Barreiro, der aber keinen Vorsprung vor den Mitspielern sieht, die ebenfalls im zentralen Mittelfeld beheimatet sind. "Jede Trainingseinheit ist wichtig. Wir sind leistungsmäßig nah beieinander, da entscheiden Kleinigkeiten."
Dass Barreiro, der mit 16 in das NLZ des FSV wechselte, auf dieser Position trotz starker Konkurrenz das Vertrauen des Trainers bekommt, ist auch das Ergebnis eines Lernprozesses, der in der Saison 2018/19 begann, als er als Spieler der U19 erstmals bei den Profis mittrainieren durfte, seinen ersten Bundesliga-Einsatz bekam und sich von da an mehr und mehr etablierte. "Das hat mir viel gebracht. Wenn man hart arbeitet, erreicht man seine Ziele. Mir zeigt es, dass das der richtige Weg ist." Als hilfreich, um auf hohem Niveau mithalten zu können, erwies sich außerdem, dass er in der luxemburgischen A-Nationalmannschaft bereits früh internationale Erfahrung sammeln und mit 18 sein Debüt feiern konnte. "Mir helfen die Länderspiele. Sachen, die ich dort lerne tun mir hier gut und umgekehrt natürlich auch."
Gut getan haben Barreiro und seinen Teamkollegen definitiv auch die ersten drei Punkte. Jetzt gilt es leistungsmäßig in jeder Trainingseinheit bis zum nächsten Spiel am kommenden Sonntag um 18 Uhr in der OPEL ARENA gegen die TSG Hoffenheim dranzubleiben. Konkurrenzkampf sei deshalb prinzipiell etwas positives, betont er: "Man muss immer Gas geben und darf nicht nachlassen." So wie beim Sprint in der letzten Minute, um den Gegner am Torabschluss zu hindern. Denn dann fühlt sich auch Erschöpfung gut an.