Nachwuchs 10.03.2021 - 15:00 Uhr
Stolarczyk: "Waren gefordert, kreativ zu werden"
Vor einem Jahr musste das NLZ wegen der Entwicklung der Corona-Pandemie schließen / U11-Coach Stolarczyk blickt aus Trainersicht zurück auf die vergangenen Monate
Vor fast einem Jahr machte sich die Corona-Pandemie auch im Mainzer Nachwuchsleistungszentrum bemerkbar. Am 13. März 2020 sorgten die steigenden Infektionszahlen des Virus in Deutschland und der erste Lockdown für einen Stillstand im Spiel- und Trainingsbetrieb und die Schließung des NLZ. Für die Mainzer Nachwuchsteams brachte das viele Einschränkungen auf der einen und neue Trainingsformen auf der anderen Seite mit sich. Auch aus Trainersicht war es ein herausforderndes Jahr. Pascal Stolarczyk, der zusammen mit Luca Press das Trainerteam der U11 bildet, blickt zurück: "Als Jugendtrainer hatten wir so eine Ausnahmesituation natürlich noch nie erlebt und waren gefordert, uns umzustellen, kreativ zu werden und uns neue Trainingsmöglichkeiten auszudenken."
Trainer und Spieler standen vor einer ungewissen Zukunft: Direkter Kontakt musste fortan auf ein Minimum reduziert werden und auch das Mannschaftstraining, wie es alle Beteiligten bis dahin kannten, fiel erst einmal auf unbestimmte Zeit aus. "Das war natürlich eine Herausforderung. Es war wichtig, die Jungs zu motivieren und weiterhin die Fähigkeiten zu trainieren, an denen sie von zuhause aus arbeiten können: Technik, Ballgefühl, Koordination und Athletik", erzählt Stolarczyk.
Alle gruppentaktischen Elemente fielen aber vorerst weg und waren ohne die örtlichen Gegebenheiten, die die Trainingsplätze am Bruchweg mit sich bringen, nur schwer zu kompensieren. "Deswegen haben wir uns erst einmal überlegt, was wir mit den Jungs zusammen trainieren können, was von Relevanz ist und sie in ihrer fußballerischen Entwicklung weiterbringt. Dann haben wir vor allem den Fokus auf Individualtechniken gelegt", erinnert sich Stolarczyk zurück. So standen in erster Linie Passübungen, Koordinationsaufgaben mit Ball und technische Einheiten auf dem Trainingsplan der 05ER, "letztlich kann aber keine individuelle Trainingsform den Spielcharakter widerspiegeln, das funktioniert nur im Mannschaftstraining", verdeutlicht der U11-Coach, der selbst diverse technische und koordinative Übungen aufnahm, die nicht nur seine Spieler zum Nachmachen animierten.
Neue Kommunikationswege, enger zusammengerückt
"Wir mussten ganz neue Kommunikationswege und Aufgabenstellungen finden, sodass keiner der Jungs ausgeschlossen wird, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, vor der Tür zu trainieren und mussten alles den Umständen entsprechend anpassen", verdeutlicht Marco Usai, der Sportliche Leiter U8-U11, die Notwendigkeit, digitale Angebote zu schaffen. "Ohne das hochgradige Engagement der Trainer wäre das in dieser Intensität, in der wir das Training absolvieren konnten, nicht möglich gewesen."
Auch für Stefan Hirschberg, der als Sportlicher Leiter für die Mannschaften U12-U16 zuständig ist, bedeutete die Corona-Pandemie gravierende Veränderungen. "Der komplette Rhythmus wurde einmal auf den Kopf gestellt. Das, was vorher normal war, wird dann plötzlich zum absoluten Luxus", so Hirschberg, der in der fordernden Situation aber auch Chancen erkennt: "Ich glaube, dass die Zeit auch lohnend sein kann, weil die Jungs wieder mit einem anderen Gefühl auf den Fußballplatz kommen. Wahrscheinlich sind die Trainer und die Spieler sogar noch ein bisschen enger zusammengerückt, weil die Notwendigkeit dessen viel größer war."
"Vorfreude ist riesengroß"
Welche Auswirkungen die Corona-bedingten Pausen auf die fußballerische Entwicklung der Spieler hat, ist noch nicht abzusehen, "weil einfach diese Belastung in unserem Individualtraining nicht vollständig widergespiegelt werden konnte", so Stolarczyk. "Aber das gehört dazu, damit haben wir alle zu kämpfen."
Mit Inkrafttreten der aktuellen Corona-Verordnung in Rheinland-Pfalz ist es nun auch den jüngeren 05-Teams wieder möglich, unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes zu trainieren. "Die Vorfreude ist natürlich riesengroß, da freut man sich fast wieder wie ein kleines Kind auf den Fußballplatz. Drei, vier Monate von der Mannschaft, vom Bruchweg getrennt zu sein, war für uns alle hart. Wir freuen uns riesig, die Jungs und alle Mitarbeiter im Verein wiederzusehen", blickt Stolarczyk voller Tatendrang auf den anstehenden Trainingsstart. Nach vier Monaten ohne Mannschaftstraining sei es aber wichtig, im Hinblick auf die Belastungssteuerung mit Vorsicht zu agieren: "Die Spieler haben verschiedene Wohnorte mit unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten und kommen mit anderen Voraussetzungen zurück. Deshalb gilt es jetzt, sich langsam heranzutasten, die Belastung peu à peu zu steigern und immer wieder zu schauen, wie die Jungs mit unterschiedlichen Übungen klarkommen."