Geht es um die 1973er-Südwestmeister des 1. FSV Mainz 05, geht es in der Regel um den 54-Tore-Sturm, die drei großen Torjäger Gerd Klier, Herbert Renner und Manfred Kipp. Deren Tore wären aber nur halb so legendär, hätte nicht in der viertletzten Minute der Saison Peter Scherer den einen entscheidenden Treffer geschossen, das 1:1 im Topspiel gegen Röchling Völklingen, das den 05ern den fast schon verlorenen Titel doch noch sicherte.
Peter Scherer, geboren in Marl, ausgebildet beim VfR Marl-Hüls und etabliert als Vertragsspieler beim 1. FC Saarbrücken, kam 1970 als 22-Jähriger zu den 05ern. In der in jenem Sommer komplett umgekrempelten Mannschaft war er sofort Stammspieler im offensiven Mittelfeld, auf Anhieb schoss er neun Tore. Im zweiten Jahr als 05er verlor Scherer etwas an Bedeutung: Mittelstürmer Klier und Spielmacher Gerd Schmidt waren neu im Team, Jürgen Richter wurde aus dem Sturmzentrum ins Mittelfeld zurückgezogen, für Scherer war oft kein Platz in der Stammelf. 1972/73 aber kam dieser eindrucksvoll zurück. Scherer nutzte die Chance, schoss wiederum acht Tore. Das bedeutendste: Jenes 1:1 gegen Völklingen - als Einwechselspieler nach mehrwöchiger Verletzung in ein Spiel, in dem Klier, Renner, Kipp an der besten Abwehr der Liga verzweifelt waren.
Aber nicht nur auf dem Platz war Scherer wichtig für die 05er. Der Kicker aus dem Ruhrpott war ein kluger Kopf, Studiendirektor, redegewandt, einer, auf den man hörte. Er hatte ein Gespür für das Mannschaftsklima. Sein überraschender Tod am 9. Juli im Alter von 76 Jahren ist ein Verlust für die 73er und für den 1. FSV Mainz 05.