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Profis 18.03.2022 - 10:00 Uhr

Schuler: "Der Spielstil erinnert sehr an die alte Zeit"

Markus Schuler trug einst sowohl das 05-Trikot als auch das von Arminia Bielefeld. Vor dem Duell der Klubs haben wir mit dem heute 44-jährigen Vermögensberater gesprochen.

Markus Schuler 2002 beim Duell mit dem 1. FC Saarbrücken.

Neben Anderson Lucoqui, der im Nachholspiel des 1. FSV Mainz 05 gegen Borussia Dortmund als Linksverteidiger auflief, gibt es eine ganze Reihe ehemaliger 05-Profis, die auch bei Arminia Bielefeld, dem Mainzer Gegner in der Partie am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) aktiv waren. Wir erinnern uns gerne an Markus Schuler, der von 2000 bis 2002 insgesamt 57 Zweitliga-Spiele für den FSV bestritten hat und nach dem ersten verpassten Aufstieg unter Jürgen Klopp zunächst nach Hannover wechselte und bei den 96ern und danach in Bielefeld eine veritable Bundesligakarriere hinlegte mit 182 Erstliga-Spielen. Der gebürtige Schwarzwälder war von 2004 bis 2012 Stammspieler und später Kapitän bei der Arminia.

Schuler war einst bei Fortuna Köln zum Fußball-Profi gereift, spielte in Mainz zunächst meist Linksaußen, wurde von Klopp dann zum Linksverteidiger umgeschult und Nachfolger von Vjekoslav Skrinjar sowie Stammspieler auf der linken Abwehrseite. Kurios: Für die Fortuna und die Mainzer hatte Schuler noch dreimal getroffen, für die Arminia gelang dem Linksfuß in 143 Erst-, 40 Zweit- und 20 Drittligaspielen kein einziger Treffer mehr.

Schuler (re.) im März 2002 mit Thomas Ziemer & Jürgen Klopp.

Hallo Markus, wo erreichen wir dich gerade?

Ich bin noch im Büro, arbeite als Vermögensberater bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau und betreue die vermögenden Kunden. Und weil es an der Börse derzeit sehr turbulent zugeht, ist viel zu tun.  

Offenburg, ist das auch die Heimat?

Nicht ganz. Ich bin in der Gemeinde Feldberg im Hochschwarzwald groß geworden. Wir leben aber jetzt hier in der Nähe und wohnen seit 2012 in Ettenheim.

Du hast also neben dem Fußball noch eine richtige Ausbildung gemacht.

Ich hatte vorher schon eine Ausbildung als Bankkaufmann absolviert. Dann kam später das Thema auf: Was passiert nach dem Fußball? Der Themenbereich Wirtschaft und Börse hat mich nie losgelassen. Ich habe mir etwas Zeit genommen und nochmal ein Studium angefangen und bin heute voll drin im Job.

Das heißt, du hast einen Schlussstrich gezogen unter den Fußball?

Beruflich sowieso, aber mein Sohn und ich gehen gerne zum SC Freiburg, das ist ja hier in der Nähe. Samuel ist ein großer Fan. Wir waren zuletzt gegen Wolfsburg im Stadion und haben die Mainzer in der in Freiburg gesehen beim 1:1. Ich bin schon regelmäßig im Stadion, aber Funktionen habe ich nicht.

Es ist auffällig, dass du in deiner Zeit in Mainz nur ein Tor geschossen hast, und zwar gegen Hannover 96.

Richtig. Bei Fortuna Köln habe ich mal gebombt, wie man so sagt.  Das Tore schießen war mir leider sonst nur in der Jugend vergönnt. Nachdem mich Kloppo umgeschult hatte, war‘s nicht mehr weit her damit.

Dennoch hast du eine schöne Bundesliga-Karriere gehabt, oder?

Tatsächlich war es damals so, dass ich durch die Umschulung als Linksverteidiger einen gewissen Vorteil hatte, weil es doch nicht so viele Linksfüße gab, die die Position bekleiden und Viererkette spielen konnten. Heute können ja auch die Rechtsverteidiger links spielen. Damals war das noch nicht so. Da habe ich profitiert, das muss ich ehrlicherweise sagen.

Und lange ausgehalten auf der Position bis 2012.

In der dritten Liga in Bielefeld hatte ich noch einen Mittelfußbruch und dann war es vorbei. Ich wollte auch nicht mehr wechseln. Unsere Tochter ist in Bielefeld schon in die Schule gegangen. Weil klar war, dass wir irgendwann sowieso wegziehen, habe ich ein Jahr Dritte Liga drangehangen in Bielefeld. Das war eine ganz witzige Truppe dort.

Warum bist du einst von Köln nach Mainz gewechselt?

Christian Heidel hat sich für mich interessiert und mich angerufen. Ich muss dazu sagen, dass wir mit Fortuna Köln und Toni Schuhmacher als Trainer sang- und klanglos aus der Zweiten Liga abgestiegen waren. Ich hatte dort auch Probleme mit dem Akklimatisieren und musste mich nach dem Wegzug aus dem Schwarzwald erst noch an das Profi-Dasein gewöhnen.

Mit den Bielefeldern kehrte Schuler mehrfach zurück an den Bruchweg.

Gibt es viele Erinnerungen an diese Zeit und noch Verbindungen zu Spielern?

Zu Mainzer Spielern tatsächlich nicht. Ich bin in der Whats-App-Gruppe der 05-Traditionsmannschaft. Aber ich muss sagen, dass ich es nicht mehr so mit dem Fußball habe. Von daher sind meine Kontakte eher sporadisch. Aber Erinnerungen gibt es ganz, ganz viele. Immer wenn ich Kloppo im Fernsehen sehe, wird wieder vieles wach. Und mir fallen dann auch die vielen Anekdoten ein, die es damals so gab und die man gar nicht erzählen kann. Also, ich erinnere mich gerne an diese Zeit zurück. Auch weil wir eine großartige Truppe hatten, angeführt von Klopp. Das war eine super Zeit.

Und wie ist das mit Bielefeld?

Ich habe noch mit Stefan Ortega und Fabian Klos zusammengespielt. Der Rest ist komplett neu und den kenne ich auch nicht. Ab und zu gibt es Kontakt mit Ehemaligen, man schreibt sich mal, oder wenn die in Freiburg spielen, gehe ich schon mal ins Mannschaftshotel und treffe alte Bekannte. Es ist aber einfach so, dass sich die Lebensmittelpunkte verändern und dann schlafen gewisse Dinge leider ein.

Wie gehst du ran an so ein Spiel zweier Klubs, für die du selbst gespielt hast?

Also, ich versuche immer, die Spiele objektiv zu betrachten, auch wenn mein Herz mittlerweile mehr am SC Freiburg hängt, weil wir da oft vor Ort sind. Tja, Bielefeld braucht die Punkte mehr als Mainz, aber die 05ERhaben ja auch Ambitionen. Es ist eine Phrase, aber der Bessere soll gewinnen. Ich verbinde mit beiden sehr, sehr viele Emotionen und wüsste jetzt nicht, wem ich mehr die Daumen drücken sollte. Die Mainzer spielen attraktiven Fußball. Vielleicht gibt es viele Torraumszenen und es wird interessant für die Zuschauer. Ich finde es schön, Spiele entspannt zu sehen und zu genießen. Seit Bo Svensson Trainer ist, gucke ich Mainz auch gerne zu, weil man gerne hinguckt, wenn sie erfrischenden Fußball spielen, Power-Fußball. Man soll eigentlich keine Vergleiche ziehen, aber der Spielstil erinnert sehr an die alte Zeit. Und das mögen natürlich auch die Fans, wenn es wieder Identifikationsfiguren gibt und die Spielweise dazu passt. Dann ist es doch super. Ich hoffe, dass sich der Erfolg mittel- und langfristig einstellt, aber da mache ich mir um die Mainzer keine Gedanken. Und du brauchst solche Typen wie Bo vor der Mannschaft, denn die merkt schnell, wie ein Trainer tickt. Und wenn du einen aufrechten Trainer hast, der eine vernünftige und ehrliche Ansprache zur Mannschaft hat, das wirkt meistens auf lange Zeit am besten.

Auf was einigen wir uns also für Samstag? Auf ein Unentschieden?

Ich tippe tatsächlich eher auf die Mainzer und würde sagen 1:0.

Vielen Dank für das Gespräch Markus.

Ja, alles Gute euch in Mainz und viele Grüße in die alte Heimat.