Profis 25.09.2017 - 13:30 Uhr
"Meinen Teil zum sportlichen Erfolg beitragen"
05 Fragen an Videoanalyst Daniel Fischer
"In der Pause haben wir eine Videoanalyse gemacht und danach super gespielt", lieferte 05-Profi Danny Latza jüngst nach dem ersten Saisonsieg der Mainzer gegen Bayer 04-Leverkusen Einblicke in das Geschehen während der Halbzeitpause in der Kabine. Auf höchstem Niveau können schließlich noch so kleine Details den Ausschlag geben. Hauptverantwortlich für die Analyse der Bewegtbilder für das Trainerteam um Sandro Schwarz ist seit diesem Sommer Daniel Fischer, der am verganganen Wochenende rund um seinen 24. Geburtstag den zweiten Saisonsieg der Mainzer gegen Hertha BSC bejubeln durfte. Im Interview mit www.mainz05.de spricht der B-Lizenz-Inhaber über seine ersten Monate bei den 05-Profis, die Herausforderungen im Bereich der Videoanalyse und seinen Weg in die Bundesliga.
Du bist seit Anfang Juli mit an Bord der Lizenspielerabteilung. Wie hast du die ersten Monate als Videoanalyst erlebt?
Fischer: Es ist natürlich immer viel zu tun, was aber gleichzeitig unheimlich viel Spaß macht. Besonders intensiv war die Sommervorbereitung mit vielen Einheiten und Testspielen. Ich bin jetzt seit zwei Jahren in diesem Bereich tätig und habe seit Saisonbeginn noch einmal unheimlich viel hinzu gelernt. In einem solchen Trainerteam kann man so viel mitnehmen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Bislang war allerdings eigentlich noch gar keine Zeit, das Ganze so richtig Revue passieren zu lassen, weil alles sehr schnell ging. Das Angebot, aus dem Nachwuchs hauptverantwortlich in den Profi-Bereich zu wechseln, kam schon sehr überraschend. Dass ich es annehmen würde, stand hingegen sofort fest.
Wie sieht dein "normaler" Tagesablauf aus?
Fischer: Am Morgen werden ganz klassisch zunächst ein paar Emails abgearbeitet oder liegen gebliebenes Material vom Vortag ausgewertet. Hinzu kommen beispielsweise die Sichtung von Videos zu ganz speziellen Inhalten und natürlich auch die Vorbereitung auf den nächsten Gegner. Im Laufe des Tages wird dann die kommende Trainingseinheit genau vorbereitet. Da geht es um Trainingsschwerpunkte, aber auch um konkrete Vorstellungen der Trainer - welchen Teil der Einheit sie wie gefilmt haben möchten oder wo ich die Kamera am Platz exakt positionieren soll. Auf dem Platz arbeite ich dabei zum einen mit einer normalen Kamera und zum anderen mit einem Hochstativ, um die Räume auf dem Rasen optimal abbilden zu können. Die einzelnen Teile des Trainings schneide ich dann teilweise schon während des Trainings auf dem Handy, wobei der Großteil der Arbeit nach dem Training auf dem PC stattfindet. Danach wertet das Trainerteam die Bilder aus, wobei wir da im ständigen Austausch stehen. Diese Trainings- oder auch Spielnachbereitung nimmt natürlich besonders viel Zeit in Anspruch. Hinzu kommen darüber hinaus weitere Termine. Denn auch im Nachwuchsleistungszentrum soll die Videoanalyse stetig weiterentwickelt werden. Hier stehe ich auch mit dem Junioren-Cheftrainer Thomas Krücken oder den U19- bzw. U17-Trainerteams in Kontakt. Der Bereich der Videoanalyse wächst immer weiter. Genauso wie die Anforderungen an die statistische Analyse oder Vergleiche von Spielern untereinander steigen. Das macht den Job so unheimlich spannend, da man stetig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist.
Auch an Spieltagen gibt es die Möglichkeit der sogenannten 'Live-Analyse'. Wie versorgst du die Trainer an Spieltagen mit Inhalten?
Fischer: Co-Trainer Michael Falkenmayer sitzt während der Spiele neben mir auf der Tribüne. Wir tauschen uns da während des Spiels intensiv aus und 'Falke' geht dann in der Halbzeit mit dem Laptop mit ausgewählten Szenen und ersten statistischen Daten runter in die Kabine. Da hat man dann schon die Möglichkeit, Hinweise zu liefern. Die Entscheidung, ob die Sequenzen dann in den 15 Minuten Pause gezeigt werden, trifft letztendlich der Trainer. Was wir für die Halbzeit liefern, ist insofern ein Angebot, das genutzt werden kann, aber nicht muss.
Zuvor warst du bereits zwei Jahre im Nachwuchsbereich des FSV tätig. Wie bist du am Bruchweg gelandet?
Fischer: Ich habe nach dem Abitur zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Fußballverband Rheinland in Koblenz absolviert. Dort war ich AG-Leiter und auch Trainer. Danach kam ich über ein Praktikum an den Bruchweg und wurde als Aushilfe übernommen, was sich ideal mit dem Beginn meines Sportwissenschaft-Studiums an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz ergänzte. Mittlerweile bin ich seit zwei Jahren hier, war für die U19 und für die U23 verantwortlich und habe dann im Sommer die fantastische Möglichkeit erhalten, zu den Profis aufzusteigen. Da muss ich mich manchmal schon ein bisschen kneifen, denn ein Traum ist dieser Schritt allemal gewesen. Dass er sich so schnell erfüllen würde, kam jedoch, wie schon gesagt, durchaus überraschend.
Wie lassen sich Studium und dieser Fulltime-Job vereinbaren?
Fischer: Das Gute ist, dass jetzt im Sommer größtenteils Semesterferien waren, so dass ich ohnehin keine Veranstaltungen zu belegen hatte. Auch die Klausuren im Juli habe ich bestanden, so dass es bisher keine Probleme hinsichtlich der Vereinbarkeit gab. Im kommenden Semester habe ich glücklicherweise die Flexibilität, meine Vorlesungen um die Trainingszeiten herum legen zu können. Letztendlich muss man aber sagen, dass ich nicht der Erste bin, der eine solche Phase meistert. Es gibt Trainer, die im Saisonverlauf ihren Fußballehrer-Schein machen oder auch Profis, die sich neben der Karriere für ein Studium entscheiden. Deshalb bin ich überzeugt, dass ich die letzten Semester meines Bachelor-Studiengangs auch noch erfolgreich hinter mich bringen werde. Dass der Job jetzt aber absolute Priorität genießt, steht außer Frage. Schließlich möchte auch ich meinen Teil zum sportlichen Erfolg beitragen.