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Profis 10.12.2017 - 11:30 Uhr

Mentalität und Widerstandsgeist

Leon Balogun nach dem 2:2 in Leipzig: Haben jeden Zentimeter des Platzes umgepflügt, um wieder heranzukommen

©rscp

Ganz am Ende war es nur ein Stück Aluminium, das zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und dessen ersten Auswärtssieg in dieser Saison stand. Danny Latza fehlten in der zweiten Minute der Nachspielzeit bei einer Direktabnahme aus 20 Metern nur etwas Glück und ein paar Zentimeter zur ganz großen Überraschung dieses 15. Spieltages. Die Mannschaft von Sandro Schwarz feierte jedoch auch das 2:2 vor 32.817 Zuschauern als Erfolg: Ein enorm wichtiger Punktgewinn bei RB Leipzig. Ein Unentschieden beim klar favorisierten Tabellenzweiten, das den 05ern nach den zwei vorangegangenen Niederlagen kaum einer zugetraut hatte. Ein starker Auftritt mit einer bemerkenswerten Leistung brachte den 05ern ein hochverdientes Ergebnis, das Edel-Joker Emil Berggreen letztlich sicherte.

Der Däne stellte mit seinem zweiten Tor als Einwechselspieler seine Qualitäten erneut unter Beweis, köpfte in der 87. Minute einen von Alexandru Maxim hereingebrachten Eckball neben den Pfosten ins Netz. Und zwar in typischer Mittelstürmer-Manier. Berggreen startete in Richtung zum Ball, stoppte dann kurz, setzte sich mit dieser Bewegung von seinem Gegenspieler Marvin Compper ab, stieg hoch und vollstrecke platziert. "Bei meinem ersten Tor in Freiburg haben wir verloren, heute hat es etwas gebracht, deshalb bin ich sehr froh. Jeder Punkt zählt und ist für uns unfassbar wichtig", sagte der 24-Jährige nachher strahlend.

Gefährliche Mainzer nach der Pause

Berggreens Kopfball war eine von etlichen Möglichkeiten für die Mainzer, die im zweiten Durchgang mit ihrem mutigen Offensivspiel deutlich gefährlicher waren als das Spitzenteam. Gerrit Holtmann (wegen Rückenproblemen danach ausgewechselt) scheiterte in der 56. Minute mit seinem beherzten Linksschuss an RB-Keeper Peter Gulacsi. Giulio Donati vergab drei Minuten später die große Chance, den 1:2-Rückstand aus der ersten Hälfte zu egalisieren. Nach einem Pass von Suat Serdar stand der Italiener halbrechts frei im Strafraum, scheiterte aber am Torhüter. Donati hätte auch die Option gehabt quer vors Tor zu passen, wo Berggreen und Robin Quaison lauerten. Quaison hatte in der 76. Minute selbst die Chance, setzte sich nach erneutem Anspiel von Serdar am Strafraum durch, seinen Schuss blockte jedoch Compper in letzter Sekunde.

Der Schwede hatte zudem die erste Chance zur 05-Führung (6.) nach einem Steilpass von Serdar gehabt, ließ sich im Duell mit Stefan Ilsanker jedoch abdrängen und scheiterte aus spitzem Winkel. Auch Holtmann unterstrich bereits nach 14 Minuten seine Nominierung als zweite Spitze neben Quaison mit einem gefährlichen Distanzschuss. Der 05-Trainer hatte sein Team in einer 5-3-2-Formation ins Rennen geschickt. "Der Grund und der Schlüssel war, das Zentrum zu schließen und zwei Stürmer vorne zu haben", erläuterte der 05-Trainer die Grundausrichtung. Schwarz setzte auf Zweikampfstärke, gute Defensivorganisation und Tempo im Umschaltspiel. "Dafür waren Quaison und Holtmann prädestiniert."

Video-Beweis im Fokus

Die Leipziger kamen nicht oft zu ihrem temporeichen, variablen Angriffsspiel. Nur in der 29. Minute hatten die 05er keinen Zugriff, als Kevin Kampl nach guter Kombination zur 1:0-Führung für den Favoriten traf. Doch die Mainzer stemmten sich dagegen und wurden belohnt. Als Stefan Ilsanker Holtmann kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall brachte, Schiedsrichter Patrick Ittrich nach Videobeweis auf Freistoß und Gelb für den Leipziger entschied, zirkelte Brosinski den Ball in den Winkel. Gulacsi kam noch mit den Fingern dran, aber Quaison setzte nach und schoss zum 1:1 ein. Die zweite Video-Überprüfung brachte jedoch den erneuten Rückstand kurz vor der Pause. Nach Baloguns Aktion gegen Diego Demme entschied der Schiri schließlich auf Strafstoß, den Timo Werner zum 2:1 verwandelte. "Für mich war das kein Elfer", beteuerte Balogun. "Ich sehe, dass der Ball quer kommt, spitzele ihn weg und er trifft mich dabei." Mehr Glück mit dem Video-Assistenten hatte die Mainzer in der Schlussphase, als Ittrich die Aktion von Gbamin gegen Werner sehr zum Missfallen der Leipziger nicht als strafstoßwürdig einstufte.

"Wir sind sehr kritisch mit der Augsburg-Niederlage umgegangen. Wir haben uns vorgenommen, dass man uns hier ansehen soll, dass wir als Gemeinschaft alles dafür tun wollen, ein positives Ergebnis zu holen. Ich bin froh, dass wir so eine Reaktion zeigen in einem schweren Auswärtsspiel gegen einen solchen Gegner", sagte der 05-Trainer. "Wir haben zweimal einen Rückstand aufgeholt, das nehmen wir als positive Entwicklung mit. Es ist bemerkenswert, in Leipzig so aufzutreten." Die Mannschaft habe ein sehr emotionales Spiel abgeliefert. "Wir haben großartige Mentalität und großartigen Widerstandsgeist gezeigt, hatten immer den Glauben an das Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden heute, dass das auch mit dem Punkt belohnt wurde", so Schwarz.

"Egal, wie müde wir zum Ende des Spiels waren. Wir waren immer wieder da für den Anderen, haben jeden Zentimeter des Platzes umgepflügt, um wieder heranzukommen. Das haben wir heute in bemerkenswerter Art und Weise geschafft", sagte Balogun, und fügte hinzu: "Als Kollektiv haben wir bewiesen, dass wir  große Mannschaften immer noch ärgern können."