Profis 07.08.2019 - 13:40 Uhr
Mit dem Panenka ins Viertelfinale
Das letzte Pokal-Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg war an Dramatik nicht zu überbieten: Petr Ruman erzielte das entscheidende 4:3 für die 05er im Elfmeterschießen
Das letzte rheinland-pfälzische Derby mit dem 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal liegt mittlerweile 14 Jahre zurück: Am 20. Dezember 2005 gewann der 1. FSV Mainz 05 die Achtelfinalpartie vor rund 37.000 Zuschauern auf dem Betzenberg mit 4:3 nach Elfmeterschießen. Petr Ruman verwandelte den entscheidenden Strafstoß und schoss die 05er ins Viertelfinale, in dem sie einen Monat später mit 2:3 nach Verlängerung beim FC Bayern München ausschieden.
Etwa 8000 Mainzer Anhänger hatten sich an diesem Dienstagabend vor Weihnachten auf den Weg in die Pfalz gemacht zum spannenden, prestigeträchtigen und immer brisanten Duell mit dem damaligen Bundesliga-Konkurrenten. Die Mannschaft, trainiert von 05-Legende Jürgen Klopp, schien jedoch zunächst mental dieser leidenschaftlich geführten Partie nicht gewachsen. Wenig Spielkontrolle, viel Stückwerk gegen die im Block verteidigenden und konternden Gastgeber. Die Folge: Marco Engelhardt sprang nach einer Flanke höher als 05-Verteidiger Christian Demirtas und köpfte zum 1:0 ein. Sekunden später hatte Halil Altintop das 2:0 auf dem Fuß, Nikolce Noveski rettete jedoch in höchster Not.
Ausgleich durch da Silva
Die 05er kamen erst in der zweiten Hälfte zu echten Torchancen, dank mehr Zielstrebigkeit und verbesserter Zweikampfführung. FCK-Keeper Jürgen Macho rettete zweimal überragend gegen einen Kopfball von Benjamin Auer und den Nachschuss von Noveski. Die 05er drängten nun und Antonio das Silva versenkte einen Freistoß aus 22 Metern ins kurze Eck zum Ausgleich. In der dramatischen Verlängerung mit Chancen auf beiden Seiten kassierte Ervin Skela nach einem Griff ins Gesicht von da Silva die Gelb-rote Karte, die FCK-Fans inklusive Trainer Wolfgang Wolf empörten sich lautstark.
Im Video: Der machtlose Macho hat keine Chance gegen den Elfmeter von Petr Ruman
Der Lauterer Frust und deren Unzufriedenheit mit Schiedsrichter Michael Weiner sollten sich jedoch noch einmal steigern. Im Elfmeterschießen. Stefan Blank erzielte das 1:0 für die Pfälzer. Christoph Babatz drosch die Kugel übers Tor. Ingo Hertzsch erhöhte auf 2:0. Christian Demirtas scheiterte an Macho. Und dann folgte der große Aufreger: Ferydoon Zandi lief an, der Ball ging an die Unterkante der Latte und sprang zurück ins Feld. Der Schiri entschied: kein Tor. Die Zeitlupe zeigte jedoch, dass der Ball knapp hinter der Linie aufgekommen war, an Torlininientechnologie für den endgültigen Beweis war damals jedoch noch nicht zu denken. Da Silva traf anschließend, Dimo Wache hielt gegen Altintop, Fabian Gerber glich aus, Engelhardt und Mohamed Zidan schraubten das Ergebnis auf 3:3, ehe Daniel Halfar scheiterte und schließlich Petr Ruman zum 4:3-Endstand verwandelte. Besonders bitter für die Lauterer, denn Ruman tat dies im Stile seines tscheschechischen Landsmannes Pavel Panenka: etwas angehoben, genau in die Mitte des Tores.
Wolf: "Der Ball war drin"
"Ich habe gewusst, dass ich die große Chance habe, Mainz 05 ins Viertelfinale zu schießen und habe mich an Panenkas Elfer zum Siegtreffer im EM-Finale 1976 für die Tschechoslowakei gegen Deutschland erinnert. Also habe ich gedacht, ich mache das auch so. Es hat geklappt", freute sich der 05-Stürmer. FCK-Trainer Wolf schäumte jedoch wegen des Zandi-Strafstoßes und war kaum zu beruhigen. "Das ist einfach eine große Sauerei. Der Ball war drin. Das wäre das 3:0 für uns gewesen und im Endeffekt die Entscheidung", sagte Wolf und warf dem Schiri Arroganz vor.
"Es war ein dramatisches Spiel, in dem sich beide Mannschaften alles abverlangt haben", erklärte Klopp nachher. "Wir sind als glücklicher Sieger vom Platz gegangen, denn wir haben die erste Phase des Spiels komplett verschlafen." Am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) treffen die rheinland-pfälzischen Rivalen an gleicher Stätte erstmals seit der Bundesliga-Saison 2011/2012 wieder in einem Pflichtspiel aufeinander.
Aufstellung Mainz 05: Wache - Demirtas, Friedrich, Noveski, Rose - Addo (73. Gerber), Pekovic (118. Babatz), da Silva - Zidan, Thurk (90+1 Ruman) - Auer.