Profis 05.03.2018 - 13:30 Uhr
Müller: Abgeklärt & souverän in spezieller Situation
Überragendes Bundesligadebüt im 05-Tor: Florian Müller sichert dem Team den Punktgewinn beim HSV
Das 0:0 beim Hamburger SV hat sich am Ende dieses 25. Spieltages als wertvoller Teilerfolg erwiesen. Der 1. FSV Mainz 05 hat mit diesem Remis den Abstand auf den direkten Abstiegsplatz konstant bei sieben Punkten auf den HSV und nun gar acht Zählern auf Schlusslicht Köln gehalten, zudem gleichgezogen mit dem VfL Wolfsburg. 25 Punkte. Werder Bremen und Freiburg in Sichtweite. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt im Abstiegskampf. Dass die 05er diesen Punkt mitnehmen durften, daran hatte Florian Müller maßgeblichen Anteil. Der 20-jährige Torhüter zeigte bei seinem Bundesliga-Debüt eine überragende Leistung, beeindruckte mit glänzenden Paraden und hielt sein Team mit dem gehaltenen Elfmeter von Filip Kostic im Spiel. "Man hatte das Gefühl, er hätte schon 150 solcher Spiele gemacht", sagte Sandro Schwarz nachher.
Müller, den die 05er alle nur "Flo" nennen, ist der dritte Mainzer Torhüter, der in dieser Spielzeit in der Bundesliga zum Einsatz kam. In der Sommervorbereitung warf eine langwierige Verletzung den hochtalentierten Junioren-Nationalspieler auf dem Weg zur Nummer zwei hinter René Adler zurück. Robin Zentner übernahm diese Rolle und rückte nach der Verletzung Adlers ins Rampenlicht. Weil Zentner in Hamburg verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand und Adler grippekrank passen musste, kam nun Müller zu seinem ersten Bundesligaspiel. Der Schlussmann nutzte diese Chance in beeindruckender Manier, verhinderte bereits nach fünf Minuten mit einer spektakulären Aktion gegen Sven Schipplock den Rückstand und war von diesem Moment an drin in der Partie, strahlte Ruhe wie auch Souveränität aus.
"Mach's so, wie in Cottbus"
Im Abschlusstraining hatte der 05-Trainer den Keeper zur Seite genommen und ihm eröffnet, dass seine Stunde in Hamburg schlagen würde. Schwarz erinnerte den Torhüter dabei an eine Partie unter ähnlichen Voraussetzungen. "Ich habe ihm gesagt, mach" es so, wie in Cottbus", erzählte Schwarz. In der Saison 2015/16 musste Müller als A-Jugend-Torhüter im Drittliga-Auswärtsspiel bei Energie Cottbus ins Tor. Für den Gegner war's ein Endspiel, in dem nur ein Sieg den Abstieg hätte verhindern können. Die 05er gewannen 3:2. Jetzt also erneut eine spezielle Situation in Hamburg, in einer aufgeheizten Atmosphäre, in einer Partie, die der Gegner als Endspiel deklariert hatte. Müller präsentierte sich abgeklärt, strahlte Sicherheit aus. "Das war großartig von der Persönlichkeit her", sagte Schwarz. "Seine Ausstrahlung mit den HSV-Fans im Rücken. Der Gegner macht Alarm, da kommt ein Angriff nach dem anderen, er pflückt die Flanken ab und hält die Dinger. Er ist der nächste aus unserem NLZ, der zu Bundesliga-Einsätzen kommt. Das ist wichtig für das Gesamtbild des Vereins." Mit Finn Dahmen saß in Hamburg im Übrigen ein weiterer U-Nationaltorwart aus dem 05-Nachwuchsbereich auf der Bank.
Müller kam 2013 vom 1. FC Saarbrücken an den Bruchweg, war Torhüter der U17 und U19 in der Bundesliga, absolvierte 20 Drittligaspiele, in der laufenden Saison bisher acht Regionalliga-Einsätze für die U23. Er selbst habe sich vor dem Spiel gar keine großen Gedanken über die Situation gemacht: "Von der Nervosität her ging's eigentlich. Ich bin auch eher ein ruhiger Typ, das hat mir heute auch ein bisschen geholfen. Und wenn die erste Aktion klappt, ist man direkt im Spiel. Umso mehr Bälle aufs Tor kommen, umso sicherer wird man", so Müller nach der Partie.
Für die richtige Ecke entschieden
Beim Elfmeter habe er sich von Anfang an für die von ihm aus rechte Ecke entschieden. "Wir haben in der Video-Analyse vorher ein paar Szenen gesehen. Ich hatte aber auch schon das Gefühl, dass er dahin schießt." Müller tauchte ab, fuhr den rechten Arm aus und verhinderte den Rückstand. "Ich bin glücklich, dass ich eine solch gute Leistung gebracht habe", sagte der Junioren-Nationalspieler. Wie es nun weiter geht in der Torhüter-Frage bei den 05ern, damit wollte sich der Spieler des Tages nicht beschäftigen.
"Ich glaube, man braucht auch ein bisschen, um das alles erstmal zu realisieren." Die Partie habe in jedem Fall Lust auf mehr gemacht. Schwarz hat angekündigt, dass er sich in der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (hier Tickets sichern!) dazu äußernwerde, wer von den 05-Keepern am Freitagabend (20:30 Uhr) in der OPEL ARENA aufläuft. Der 05-Trainer wollte sich in Hamburg aus der Emotion heraus noch nicht festlegen, sagte aber nach Müllers Vorstellung: "So kann man eine Bundesliga-Karriere starten."
Die einzige öffentliche Trainingseinheit der Woche findet am Dienstagvormittag im Bruchwegstadion statt.