Profis 04.04.2021 - 14:00 Uhr
Nichts gewonnen, nichts verloren
Gemischte Mainzer Gefühle nach Erreichen des Minimalziels gegen Bielefeld - Svensson: "Wir bleiben unserer Linie treu"
Nach der letzten Länderspielpause der Saison ist mit dem Duell mit Arminia Bielefeld so etwas wie der Saisonendspurt eingeläutet worden, der Kampf um den Klassenerhalt spitzt sich zu. Dass der FSV - wenngleich die Enttäuschung über das Remis gegen den Aufsteiger nach dem Schlusspfiff am Samstagnachmittag deutlich überwog - sich mittlerweile in eine Situation gebracht hat, aus eigener Kraft im Oberhaus verbleiben zu können, hätten in den ersten Wochen des Jahres wohl selbst Berufsoptimisten unter den 05-Fans nicht für möglich gehalten. Umso mehr gilt es, die Ruhe zu bewahren, nicht zu viel und mit aller Macht auf einmal zu wollen, kleinere Rückschläge sowie Momente des Haderns zu akzeptieren und alles dem großen Ziel unterzuordnen.
Dass die Rheinhessen einem Dreier gegen die Arminia über 90 Minuten näher gewesen waren als der Gegner und sich eine klare Mehrzahl an aussichtsreichen Situationen erspielt hatten, stand nach dem Schlusspfiff außer Frage. Ebenso wie das Endergebnis, einem 1:1, über das sich die Gäste mehr freuen konnten, nachdem Andreas Voglsammer die Führung Daniel Brosinskis mit einem Sonntagsschuss hatte egalisieren können. Es war die einzige echte Einschussgelegenheit der Ostwestfalen gewesen, wohingegen die 05ER - und hier setzte auch der Cheftrainer zur Kritik an - im letzten Drittel häufig zu fahrlässig oder unkonzentriert agiert hatten. "Wir hatten die gefährlicheren Szenen, in denen wir es aber versäumt haben, sie sauber genug zu Ende zu spielen im letzten Drittel. Nach der Führung müssen wir es besser machen, nicht defensiv, das Gegentor war schwer zu verhindern. Aber wir müssen ein zweites Tor machen aus den vielen aussichtsreichen Situationen", so Bo Svensson. Als Hauptmankos hatte der Däne neben den Torabschlüssen letzte Pässe sowie Abläufe ausgemacht, bei denen es sein Team an Präzision hatte vermissen lassen. Exemplarisch dürfen hier die Situationen aus Durchgang zwei genannt werden, als Karim Onisiwos Querpass auf Phillipp Mwene zu ungenau geriet oder Danny da Costas scharfe Hereingabe, die Leo Barreiro um Zentimeter verpasste. Eine Szene, in der das Zuspiel auf Ádám Szalai womöglich die bessere Option gewesen wäre.
Selbstkritisch mit sich ins Gericht gingen nach dem siebten Remis der Saison auch die 05-Profis um Phillipp Mwene: "Ich bin nicht gerade happy. Es ist eher das Gefühl, dass wir zwei Punkte verloren haben. Wir waren von den Chancen und Spielanteilen her überlegen, hätten uns mehr belohnen müssen. Es gab zwei, drei Situationen, in denen uns die letzten Zentimeter gefehlt haben", so der Außenverteidiger. Kollege Jonny Burkardt, der den Elfmeter zur Führung herausgeholt hatte, hatte gar noch ein weiteres Defizit ausgemacht: "Wir hatten gute Chancen, standen auch defensiv gut. Trotzdem sind wir nicht an unsere Leistungsgrenze herangekommen heute. Das müssen wir in den nächsten Wochen verbessern", sagte der U21-Nationalspieler. Dass sich die 05ER selbst nach einer Rückrunde, in der sie bislang auf 18 Zähler aus zehn Begegnungen kommen, weiterhin Luft nach oben bescheinigen, darf positiv stimmen vor weiteren richtungsweisenden Duellen mit Köln, Hertha BSC und im Anschluss Werder Bremen. Der Glaube an den Klassenerhalt ist längst wieder tief verankert rund um den Bruchweg, wohlwissend, wie weit und beschwerlich der Weg im weiteren Saisonverlauf noch werden kann.
"Minimalziel" erreicht - Philosophie als Anker
Bei aller Enttäuschung darüber, die Gelegenheit verpasst zu haben, einen im Winter scheinbar enteilten direkten Konkurrenten auf vier Zähler zu distanzieren, betonte der Sportdirektor, dass man das Minimalziel erreicht habe: "Eigentlich musst du dieses Spiel gewinnen", so Martin Schmidt, der anschließend auf eine nicht immer selbstverständliche Tatsache verwies. Reiche es nicht für drei Punkte, dürfe man zumindest nicht verlieren. "Insofern ist nichts passiert, außer ein Punkt mehr im Kampf um den Klassenerhalt. Bielefeld ist sicher etwas zufriedener, dennoch sind wir voll im Soll", betonte der Schweizer. Und in der Tat: Setzen die nun seit vier Partien unbesiegten Mainzer (2 Siege, 2 Remis) den Trend, der sie auf Platz fünf des Rückrunden-Klassements geführt hat, fort, ist die Wahrscheinlichkeit auf das zwölfte Bundesliga-Jahr in Serie ab dem Sommer äußerst hoch. Man werde jetzt eine gute Trainingswoche absolvieren, betonte Svensson noch mit Blick auf die Hürde 1. FC Köln am kommenden Sonntagabend (18 Uhr). Auch dort wird, der Cheftrainer betonte dies am Samstag erneut, wie immer gelten: "Wir bleiben unsere Linie treu." Eine Philosophie, die sich im bisherigen Jahresverlauf als vielversprechendes Stilmittel erwiesen hat.