Profis 15.04.2024 - 14:15 Uhr
Form und Stärke in der wichtigsten Saisonphase
Nach der starken Leistung und drei verdienten Punkten gegen Hoffenheim gehen die 05ER die Wochen der Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt mit Optimismus, Selbstvertrauen und Energie an / Henriksen schwärmt von der Atmosphäre: "Ich bin so stolz auf unsere Fans."
Das größte Kompliment kam vom Gästetrainer. "Es ist ein auch in dieser Höhe hochverdienter Sieg“, sagte ein sichtlich konsternierter Pellegrino Materazzo nach diesem fulminanten 4:1-Erfolg des 1. FSV Mainz 05 in der vor Begeisterung bebenden MEWA ARENA gegen die TSG Hoffenheim. In einer Partie, in der die Rheinhessen ein deutliches Ausrufezeichen im Abstiegskampf setzten, einen 0:1-Rückstand zur Pause innerhalb einer guten Viertelstunde in eine eigene Führung drehten, im Laufe der Partie in ein rauschendes Fußballfest verwandelten und ihre Fans regelrecht in Verzückung versetzten. "Wir waren heute einfach nicht in der Lage, mit Mainz, mit deren Intensität und ihrer Art des Fußballs zu konkurrieren. Dieser Energie hatten wir nichts entgegenzusetzen“, sagte Materazzo. Der FSV dagegen hat unter der Regie von Bo Henriksen eine vor allen Dingen in der zweiten Hälfte überragende Vorstellung geboten und den dritten Erfolg aus den letzten vier Begegnungen errungen. Der FSV zeigt Form und Stärke in einer Saisonphase, in der sich die Entscheidungen in der Bundesliga mehr und mehr zuspitzen.
Verantwortlich dafür ist für den Sportdirektor nicht nur der neue Cheftrainer, der dem Team den Glauben an die eigene Stärke und das eigene Können zurückgegeben und damit eine Einheit geformt hat, die sich mit enormem Einsatz, Spielstruktur und mutigem Umschaltfußball aus einer gefestigten Defensive heraus eine klare und reelle Perspektive im Kampf um den Verbleib in der Liga erarbeitet hat. "Wir haben viel Qualität, und mit den Erfolgserlebnissen ist das Selbstvertrauen dazu gekommen. Das ist ansteckend innerhalb der Gruppe und trägt uns momentan von Spiel zu Spiel. Der Trainer hat viele Spieler wieder auferweckt. Diese Energie von der wir immer reden, hat er verändert. Er hat die Köpfe verändert, hat das Spiel verändert durch seine Taktik und seine Herangehensweise. Das Paket stimmt einfach im Moment“, sagte Martin Schmidt nach dem Abpfiff in der Mixed Zone, während draußen alle ausgelassen feierten.
Alle freuen sich mit Onisiwo
Sie feierten eine Mannschaft, die sich inklusive aller eingewechselten Akteure als eine Einheit präsentierte, die über den Kampf und den Willen zum Fußballspielen fand und einen Gegner dominierte, wie man es in Mainz schon lange nicht mehr gesehen hat. Dass es am Ende ausgerechnet Karim Onisiwo war, der zuletzt so unglücklich agierende Stürmer, der in überragender Manier seinen ersten Saisontreffer erzielte, war der Höhepunkt des Tages. "Ich hatte natürlich viele Gespräche mit ihm, seit ich hier bin“, berichtete der 05-Coach später. "Ich habe ihm gesagt, wir können nichts mehr ändern an dem, was hinter uns liegt, aber wir können jetzt die Dinge verändern. Ihn heute treffen zu sehen, war fantastisch für uns alle. Er hat diesen Moment so lange herbeigesehnt, denn solche Tore sind der Sauerstoff für Stürmer“, sagte Henriksen, der jedoch die ganze Mannschaft in dieses Lob einschloss. "Viele andere, auch viele, die zuletzt auf der Bank saßen, sind auf diesem Weg und in einer wirklich guten Form. Das ist ein großes Plus für uns.“ Er habe sich fast mehr darüber gefreut als über sein eigenes Tor, fügte Jonathan Burkardt hinzu. "Karim hat es sich so verdient, er arbeitet Tag für Tag dafür, deswegen hat es das ganze Spiel perfekt abgerundet, dass er getroffen hat.“
Dass die Mainzer trotz des großen Aufwands und ihrer deutlichen Überlegenheit durch diesen unglücklich zustande gekommenen Gegentreffer durch Pavel Kaderabek zur Pause 0:1 hinten lagen, habe keine Frustration erzeugt, betonte der Sportdirektor. "Wir hatten unsere Möglichkeiten im ersten Durchgang, haben es aber etwas kompliziert gestaltet in einigen Aktionen. Das wollten wir klarer machen." Doch der erste Durchgang war die Grundlage für den Erfolg. "Die Hoffenheimer saßen in der Kabine, wussten nicht, warum sie führen, waren aber schon todmüde, weil wir das Pressing und den Druck derart hoch gehalten haben. Der Trainer hat kleine Nuancen verändert, aufgezeigt, wo zusätzliche Räume sind, aber das Wichtigste war, Tempo und Rhythmus hochzuhalten, denn Hoffenheim ist das Team, das hinten raus im Spiel die meisten Gegentore kriegt. Wir wussten, wenn wir weiter mit dieser Power agieren, werden wir zu klareren Chancen kommen. So kam es, und wir haben sie in der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte förmlich überrollt. Es war eine unglaubliche Halbzeit mit vier Toren“, sagte Schmidt.
"Die Stimmung in der Arena ist unglaublich“
"Ich denke, wir haben es wirklich sehr gut gemacht in vielen Teilen des Spiels. Wir haben gegen einen guten Gegner gespielt. Das haben wir gesehen, als wir ihnen eine Minute gegeben haben, in denen sie ihr Tor machen konnten. Wir wussten, welche Qualitäten sie haben, wussten, was auf uns zukommt und wir sind dabei geblieben, das zu tun, was notwendig war, sind bei unserem Plan geblieben, über den wir die ganze Woche gesprochen haben“, erklärte Henriksen. "Wir hatten in der ersten Hälfte ein paar Probleme, in die Tiefe zu kommen waren aber trotzdem zufrieden mit der Leistung. Wir waren das bessere Team. Ich habe den Spielern gesagt, 'macht so weiter, glaubt weiter an euch, denn ihr macht es gut‘. Zum Glück haben wir schnell das bekommen, was wir verdient haben.“ Seinen besonderen Dank richtete der Trainer an das Mainzer Publikum. "Ich bin so stolz auf unsere Fans. Es ist unfassbar, was sie treiben. Die Stimmung in dieser Arena ist unglaublich. Das ist für mich das Größte. Ich bin stolz auf die Spieler, auf das, was sie tun, auf diesen Fight, diesen riesigen Einsatz in jedem Spiel. Das ist wichtig für uns. Und wenn wir das machen, sind wir gefährlich für alle Gegner. Wir müssen so weitermachen und weiterjagen.“
"Es bringt nichts, auf andere Plätze zu gucken"
Denn darauf läuft es hinaus. Daran hätte sich auch nichts geändert, wenn der VfL Bochum zu Hause gegen die Heidenheimer nicht noch der Ausgleich gelungen wäre und die 05ER erstmals die Abstiegszone verlassen hätten. "Wir müssen nur unsere eigenen Aufgaben machen. Es bringt nichts, auf andere Plätze zu gucken und zu hoffen. Und wenn wir sie so machen wie jetzt und weiter die Jäger bleiben, dann bin ich überzeugt, dass wir am Ende unsere Ziele erreichen, aber nur dann. Wir träumen nicht, wir wollen so weiter weitermachen und uns jetzt auf Freiburg vorbereiten. Das ist unsere nächste Aufgabe. Wenn wir jetzt auf Platz 15 wären, würde das zwar gut aussehen, aber wir hätten trotzdem nichts erreicht. Alle wissen, das reicht noch nicht, damit sind wir noch nicht zufrieden. Wir haben es nur geschafft, dass Bochum, Wolfsburg und Union jetzt nervös werden“, erklärte der Sportdirektor.
"Wir haben fünf Finals zu spielen, wir wissen, das kann dramatisch und verrückt werden, wir wissen, das wird intensiv für alle. Wenn wir die Punkte machen, die wir holen müssen und schaffen diese Performance wie heute, dann bin ich glücklich“, sagte Henriksen. "Ich glaube nicht, dass die Statistik lügt. Du kannst unglücklich hinten liegen gegen Hoffenheim in einer Halbzeit aber nicht in zwei Hälften, wenn du deine Aufgaben richtig erledigst. Und selbst wenn es so wäre, dann geht es weiter im nächsten Spiel und im übernächsten und so weiter. In diesen fünf Spielen geht es nur ums Kämpfen, darum, das Duell zu gewinnen. Wenn wir dabei so gut Fußball spielen, dann ist das super. Das ist der nächste Schritt, und wir haben heute einen dieser Schritte gezeigt."