Profis 22.09.2020 - 11:30 Uhr
"Ein cooles Gefühl"
Zwei Eigengewächse feiern in Leipzig ihr Profi-Debüt: Paul Nebel löst Mario Vrancic als jüngster 05-Bundesligaspieler ab
Rouven Schröder hob nach der 1:3-Niederlage zum Saisonstart bei RB Leipzig "die jungen Burschen in der Schlussphase" als positive Merkmale der Auftaktpartie hervor. Der Sportvorstand meinte damit die beiden Debütanten, die Achim Beierlorzer in den Schlussminuten aufs Feld geschickt hatte: Niklas Tauer und Paul Nebel, der damit den bisher jüngsten Mainzer Bundesligaspieler in der Vereinsgeschichte ablöste. "Ein ganz besonderer Moment", sagten beide nachher unisono.
Vor 13 Jahren, im letzten Bundesligaspiel unter Jürgen Klopp, schickte die heutige Trainer-Legende des FC Liverpool Mario Vrancic bei der 2:5-Niederlage in München ins Rennen. Der Mittelfeldspieler feierte sein Debüt im Alter von 17 Jahren und 361 Tagen und absolvierte gegen die Bayern sein erstes und einziges Bundesligaspiel für Mainz 05. Seit Sonntag ist nun Paul Nebel der jüngste 05-Bundesligaspieler aller Zeiten. Mit 17 Jahren und 346 Tagen. "Ich nehme es als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk", sagte der Jung-Profi, der am 10. Oktober 18 Jahre alt wird. Nebel, gebürtiger Bad Nauheimer, wechselte 2016 von Kickers Offenbach an den Bruchweg, hat in diesem Sommer seine zweite Vorbereitung mit den Profis absolviert und dabei einen solch starken Eindruck hinterlassen, dass der erste Profi-Einsatz absehbar war.
Besondere Momente trotz Auftaktniederlage
In Leipzig kam das Edeltalent in der Nachspielzeit für Jean-Philippe Mateta ins Team und hatte noch zwei Aktionen. "Das Ergebnis war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber für mich persönlich war es natürlich ein besonderer Moment. Und ich bin überglücklich", sagte Nebel am Montagmorgen bei 05ER.tv. Er habe nicht groß darüber nachgedacht, was nun kommen würde, als er das Zeichen zur Einwechslung gesehen habe. "Ich bin schnell zur Bank gelaufen und habe mich einfach gefreut, dass mir der Trainer noch die Chance gibt für die letzten Minuten. Das war ein cooles Gefühl. Vor ein paar Jahren hat man mit solchen Spielern noch auf der PlayStation gezockt, jetzt spielt man gegen sie oder mit ihnen. Das macht mich sehr stolz. Ich bin dem Verein dankbar dafür, dass ich den Klub repräsentieren darf und auch für die Zeit der Ausbildung in der Jugend", betonte Nebel.
"Mainz ist mein zweites Zuhause geworden. Deswegen ist es umso schöner. Ich freue mich auch für Niklas. Wir kennen uns jetzt schon ein paar Jahre aus der Jugend, er hat auch tolle Arbeit geleistet. Schön, dass wir diesen Moment zusammen erleben durften. Hoffentlich kommen noch viele weitere."
Tauer ist 19 Jahre jung und in Mainz geboren. Zusammen mit Ridle Baku ist der Mittelfeldspieler der zweite Original-Mainzer im Team. Sollte Merveille Papela, der die Vorbereitung mit den Profis absolvierte und zum Profi-Kader gehört, ebenfalls noch einen Bundesliga-Einsatz bekommen im Laufe der Saison, wäre er der Dritte im Bunde. Tatsachen, die auch das Nachwuchsleistungszentrum am Bruchweg stolz machen und für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges sprechen. In der aktuellen Rangliste der Local Player, also Spieler im Alter von 15 bis 21 Jahren, die für drei vollständige Spielzeiten bei ihrem aktuellen Verein registriert waren, nimmt Mainz 05 mit zehn Spielern eine Spitzenposition ein.
"Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass ich die Chance bekommen habe. Ich musste an der Seitenlinie relativ lange warten, weil der Ball einfach nicht ins Aus ist. Da sind mir ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen", erzählte Tauer nach seinem Debüt. Er habe nur gehofft, dass er in der verbleibenden Restzeit wenigstens ein paar Aktionen haben würde. Tauer kam für Kapitän Danny Latza und erfüllte seine Aufgabe. "Ich sollte gucken, dass ich mich nicht so weit rausziehen lasse aus dem Zentrum. Kompaktheit herstellen. Das habe ich versucht umzusetzen", sagte der Sechser, der 2012 aus Weisenau kam und nun aus der U19 den Sprung in die Bundesliga schaffte.
"Teil eines Bundesligakaders zu sein, ist ein ganz besonderes Gefühl. Ich bin dankbar dafür, habe lange darauf hingearbeitet und wurde dafür belohnt", so der Debütant, der sich absolut sicher ist: "Am Samstag zu Hause gegen Stuttgart holen wir drei Punkte."