• Home
  • News
  • Nervenschlacht in Elversberg: FSV steht in Runde zwei

Profis 08.08.2021 - 18:40 Uhr

Nervenschlacht in Elversberg: FSV steht in Runde zwei

Jonny Burkardt bringt überlegene 05ER zwei Mal ins Spiel zurück, im Elfmeterschießen entscheidet der 16. Schuss

Der Pflichtspielauftakt des 1. FSV Mainz 05 am Sonntagnachmittag war nichts für schwache Nerven: Nach packenden 120 Minuten, Chancenwucher, zwei Rückständen und einem Doppelpack von Jonny Burkardt setzten sich die Rheinhessen letztlich glücklich, aber nicht unverdient, im Elfmeterschießen gegen einen starken Regionalligisten aus Elversberg durch und stehen in der zweiten DFB-Pokal-Runde. Während auch die Saarländer in Luca Schnellbacher einen Doppeltorschützen in ihren Reihen hatten, trieben die Akteure den Spannungsbogen vom Punkt auf die Spitze. Erst der 16. Versuch, bei dem Laurin von Pichowski am Aluminium scheiterte, brachte die Entscheidung zugunsten des Bundesligisten, für den alle acht Schützen aus elf Metern zuvor die Nerven bewahrt hatten.

In Elversberg hatte Bo Svensson nur eine Veränderung gegenüber der Generalprobe gegen Genua am vergangenen Wochenende vorgenommen und Ádám Szalai für Karim Onisiwo (positiver Corona-Test) ins Team beordert. Damit schenkte der Cheftrainer auch den beiden Sommer-Neuzugängen Silvan Widmer und Anderson Luoqui - sie sollten im 5-3-2-System die Außenbahnen bearbeiten - im ersten Pflichtspiel der Saison das Vertrauen, während Jae-sung Lee und Anton Stach zunächst auf der Bank Platz nahmen.

Den ersten Abschluss verzeichneten die Underdogs in der sechsten Spielminute, als Luca Schnellbacher aus 18 Metern abzog, Robin Zentner aber sicher parieren konnte. Anschließend übernahmen die 05ER die Kontrolle und erspielten sich binnen weniger Minuten vier Eckstöße. Bei einem dieser Standards, hereingegeben von Jean-Paul Boëtius, kam der mit der Kapitänsbinde aufgelaufene Moussa Niakhaté per Kopf zum Abschluss, setzte das Leder aber knapp neben den rechten Pfosten (11.). Im Anschluss das gleiche Bild: Der FSV bestimmte das Spiel, der Regionalligist machte die Räume in der eigenen Hälfte eng. Die nächste Gelegenheit sollte U21-Europameister Burkardt haben, dessen Kopfball nach einer druckvollen Widmer-Flanke das Gehäuse knapp verfehlte (25.).

Drunter und drüber ging es dann nach einer guten halben Stunde vor dem Tor der Gastgeber. Zunächst entschärfte Elversbergs Schlussmann Frank Lehmann einen Kopfball von Szalai im Anschluss an eine Freistoß-Hereingabe von Boëtius (33.). Kurz darauf setzte Jeremiah St. Juste das Leder nach einer Ecke aus spitzem Winkel an den Außenpfosten, bevor erneut Lehmann nach einem Gewaltschuss von Dominik Kohr zur Stelle war (beides 34.). In der 38. Minute landete dann ein Szalai-Volley neben dem Gehäuse. Die Führung für den Favoriten wäre längst hochverdient gewesen, dennoch ging es wenig später torlos in die Katakomben.

Burkardt verzweifelt, Schnellbacher trifft

Unverändert kehrten die Teams nach dem Seitenwechsel zurück aufs Feld, und unverändert präsentierte sich auch das Bild auf dem Rasen. 40 Sekunden waren im zweiten Durchgang gespielt, da landete das Leder zum dritten Mal am Aluminium. Szalai hatte Burkardt bedient, der aus drei Metern am Querbalken scheiterte - Pech für das Eigengewächs (46.). Und diese Pechsträhne sollte zunächst anhalten: Zwar setzten auch die Gastgeber nun immer wieder offensive Akzente, doch die Chancen hatten weiter die Mainzer. In Minute 54 hatte erneut Burkardt Lehmann per Kopf bereits geschlagen, als Elversberg-Kapitän Kevin Conrad den Ball Zentimter vor der Linie klären konnte. Vier Minuten später setzte der 21-Jährige den Ball nach einer Boëtius-Flanke per Kopf über das Tor (58.). Den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hätte dann wenig später Eros Dacaj, der sich im Zentrum behaupten konnte und seinen Schlenzer nur knapp neben das Mainzer Tor setzte (64.).

Mit dem 0:0 ging es in die letzten 20 Minuten, in denen Svensson erstmals reagierte und Kevin Stöger und Lee für Leandro Barreiro und Szalai brachte. Die beiden Neuen waren kaum auf den Platz, da führte der Außenseiter dann tatsächlich: St. Juste verlor das Leder gegen Nico Karger in der Vorwärtsbewegung, der Elversberger Mittelfeldspieler schaltete schnell und bediente Schnellbacher, der Zentner keine Abwehrchance ließ - 0:1 (74.). Fast hätte Karger selbst zwei Minuten später für den Doppelschlag gesorgt, doch Zentner verhinderte mit einem starken Reflex das zweite Gegentor (76.). Der FSV warf nun alles nach vorne und haderte weiter mit der vielbeinigen Abwehr des Regionalligisten. In der 84. Minute scheiterte Kohr per Kopf an Lehmann, und als die Mainzer zwei Minuten später einen Freistoß von der Strafraumgrenze zugesprochen bekam, landete der Schuss des ebenfalls eingewechselten Aarón in der Mauer. Auch ein Volley-Versuch nur Sekunden später, wieder versuchte sich Kohr, fand nicht den Weg ins Tor (87.). Als dann schon alles darauf schließen ließ, dass das Elversberger Tor an diesem Tag zugenagelt sei, schlug Burkardt endlich zu. Neuzugang Stach hatte perfekt geflankt und der Stürmer am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz zugeschlagen - 1:1 (89.). Der erlösende Treffer bescherte dem FSV wenig später die Verlängerung, weil Zentner in der fünften Minute der Nachspielzeit noch einmal gegen den ehemaligen 05ER Felix Müller auf der Höhe war.

Burkardt bejubelt den späten Ausgleich mit den mitgereisten Mainzer Fans.

Burkardt schießt FSV ins Elfmeterschießen

Die Verlängerung begann verhalten, beide Teams waren zunächst bemüht, Fehler zu vermeiden. In der 100. Minute tauchte erneut Burkardt in Abschlussposition auf, wurde jedoch geblockt - die Spannung an der Elversberger Kaiserlinde war greifbar. Und die Mainzer Führung wenig später ebenfalls: Aarón brachte eine Ecke vors Tor, die Lee auf den zweiten Pfosten verlängerte, wo wieder Burkardt auftauchte, aber per Kopf aus kurzer Entfernung an Lehmann scheiterte (102.). Kaltschnäuziger präsentierter sich an diesem Nachmittag Schnellbacher, der in der 110. Minute wieder zuschlug. Torhüter Lehmann schlug den Ball weit nach vorne, St. Juste verschätzte sich im Laufduell mit dem Stürmer, der Zentner aus gut 20 Metern überlupfte. Eine ganz bittere Pille für den FSV, der aber erneut antwortete: Wieder schlug Stach eine klasse Flanke vors Gehäuse, wo Burkardt zur Stelle war und trocken zum 2:2 abschloss. Kurz zuvor war Lee noch am starken Lehmann gescheitert (114.).

Es ging ins Elfmeterschießen: Und die 120 intensiven Minuten sollten den Akteuren kaum anzumerken sein. Sage und schreibe die ersten 15 (!) Schüsse aus elf Metern landeten im Netz, für den FSV trafen dabei Niakhaté, Stöger, Boëtius, Burkardt, Brosinski, Aarón, St Juste und Stach, bevor der Elversberger Laurin von Piechowski zum tragischen Helden wurde, als er nur den Querbalken anvisierte. Ein echter Pokalfight hatte mit Mainz 05 einen Sieger gefunden. Die 05ER ziehen in die zweite Runde ein. Am kommenden Sonntagnachmittag sind die Rheinhessen beim Bundesliga-Auftakt in der MEWA ARENA gegen RB Leipzig gefordert.

SV Elversberg - Mainz 05(7:8 i.E., 0:0, 1:1, 2:2)

Mainz 05: Zentner - Widmer (84. Brosinski), St. Juste, Bell (80. Stach), Niakhaté, Lucoqui (80. Aarón) - Kohr, Barreio (72. Stöger), Boëtius - Burkardt, Szalai (72. Lee)

Tore: 1:0 Schnellbacher (74.), 1:1 Burkardt (89.), 2:1 Schnellbacher (110.), 2:2 Burkardt (116.)

Zuschauer: 2.600

Schiedsrichter: Thorben Siewer