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Profis 04.03.2022 - 10:00 Uhr

Subotic: "Spiel', bis du 40 bist!"

Zwischen 2006 & 2008 spielte der Innenverteidiger beim FSV: Heute blickt er zurück auf den Beginn seiner Profi-Karriere am Bruchweg, spricht über seine Wertschätzung für Jürgen Klopp, seine Stiftungsarbeit - eine Herzensangelegenheit - sowie eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere.

In der Saison 2007/08 standen der heutige FSV-Chefcoach Bo Svensson (li.) und Neven Subotic gemeinsam in der Innenverteidigung auf dem Platz.

Im Alter von 17 Jahren wechselte Neven Subotic (heute 33) im Sommer 2006 an den Bruchweg, startete noch in der gleichen Saison seine Profi-Karriere unter Jürgen Klopp und folgte der 05-Trainer-Legende 2008 nach Dortmund, wo er seine erfolgreichsten Jahre als Sportler verbringen sollte. Seinem letzten Klub, dem SCR Altach, hat der Serbe im vergangenen Sommer den Rücken gekehrt und widmet sich seither vollumfänglich der Arbeit in der 2012 gegründeten Neven Subotic Stiftung. Ein Projekt, das er mit Leidenschaft und Herzblut führt, eine Rückkehr auf den Fußballplatz möchte er dennoch längst nicht ausschließen.

Ein Gespräch über den Sport, das Leben, Wasser, Luft und vieles mehr.

Hi Neven, wo erreichen wir dich?

Subotic: "Ich sitze gerade in Dortmund in meinem Wohnzimmer. Hier befindet sich auch der Sitz meiner Stiftung. Sie prägt meinen Alltag mittlerweile schon seit einem Jahrzehnt. In diesem Jahr feiern wir unser Jubiläum."

Deine Eltern sind, als du anderthalb Jahre alt warst, mit euch aufgrund des Jugoslawien-Krieges nach Deutschland geflüchtet. Wie sehr prägt diese persönliche Geschichte dich bis heute?

Subotic: "Es prägt einerseits, zu schätzen was man hat. Frieden und Sicherheit sind das wichtigste Gut der Menschheit, wie wir gerade leider auch in Europa wieder erfahren müssen. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass meine Eltern aus Deutschland sehr viele Hilfsgüter in diese Kriegsregionen geschickt haben. Für sie war das eine Selbstverständlichkeit. Das ist definitiv etwas, was mich bis heute noch prägt. Sie haben in einer schweren Zeit mit mehreren Jobs auf Baustellen oder bei Putzdiensten gesagt: 'Es geht um mehr und vor allem darum, für unsere Mitmenschen da zu sein.' Diese harte Arbeit haben sie gerne auf sich genommen."

Du hast deine Stiftung, mit der ihr Millionen von Menschen Zugang zu einer einfachen Trinkwasserversorgung ermöglichen wollt, gegründet, als du 23 Jahre alt warst. Wie kam es dazu?

Subotic: "Hinsichtlich meiner Motivation gibt es eine gewisse Verbindung zu meiner Zeit in Mainz. Als ich 2006 zu Mainz 05 gekommen bin, war ich 17 und kannte noch nicht viel vom Leben außer Fußball und Videospielen. Ich habe über den Verein ein Kinderheim in Bingen regelmäßig besucht. Ich fand das interessant und es hat mir Spaß gemacht. Von da an gab es für mich einen Sinn über den Fußball hinaus. Der hat sich dann auch weiter verfestigt bei mir, als ich 2008 nach Dortmund gekommen bin."

Wie hat sich das weiterentwickelt?

Subotic: "Ich habe viele Dinge hinterfragt, auch, dass ich mich in einem der reichsten Länder der Erde, also dort, wo ich auch als Fußballer arbeite, engagiere. Mir ging es schnell darum, eine globale Perspektive einzunehmen und mich auf dieser Ebene für Menschenrechte einzusetzen. Es gibt dabei unterschiedliche Themen, an denen man sich orientieren kann. Wasser ist nach Luft das zweite Element, das der Mensch zum Leben braucht. Umso schräger und trauriger, dass wir - trotz technologischer Fortschritte - menschlich und global-gesellschaftlich noch am Anfang sind. Über 800 Millionen Menschen haben bis heute keinen Zugang zu sauberem Wasser."

Das ist also der Kern eurer Mission?

Subotic: "Ja, seit zehn Jahren arbeiten wir ausschließlich in Ostafrika, konkret in Äthiopien, Tansania oder auch in Kenia. Nicht in den Städten, sondern in erster Linie in den ländlichen Regionen. Also dort, wo die meisten Leute leben und man auch keine Touristen sieht."

Rund zweimal pro Jahr macht sich Neven vor Ort ein Bild von der Stiftungsarbeit & sucht den Austausch mit den Menschen (Bildquelle: Neven Subotic Stiftung)

Bist du regelmäßig selbst vor Ort?

Subotic: "Das ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Dass ich vor Ort bin und mir die Dinge anschaue, hat eine Kontrollfunktion. Wir haben Leute dort, die die alltäglichen Arbeiten begutachten und abnehmen. In der Regel bin ich zweimal im Jahr für ein paar Wochen dort. Der Großteil meiner Arbeit, die ich leisten kann, findet aber hier statt, vor Ort haben wir fähige Partner."

Wieviele Menschen engagieren sich in eurer Stiftung?

Subotic: "Wir haben Mitarbeiter, Botschafter, Unterstützer: Insgesamt sind wir aktuell bei knapp 30.000 Leuten, die uns unterstützen, dazu kommen 150 Volunteers, ein Dutzend Botschafter und sieben Personen, die unser Team hier in Dortmund bilden. In Ostafrika haben wir einen Mitarbeiter und sind gerade auf der Suche nach einem zweiten."

Das klingt nach einer Menge Arbeit und viel Herzblut.

Subotic: "Ja, das klingt viel, ist aber wenig, vor allem in Anbetracht der Ziele, die wir verfolgen. Es gibt Organisationen in Deutschland, die Millionen von Unterstützern haben. Wir haben gemerkt, dass viele Themen nicht ausreichend bekämpft werden können, wenn keine gesellschaftlichen Brücken gebaut werden. Wir fragen uns jeden Tag, wie wir weniger von den Menschen dort nehmen können. Wir stoßen jede Menge CO2 aus und haben auch einen materiellen Ausstoß, der dann irgendwo anders landet. Wir produzieren jede Menge Müll, den dann jemand anderes entsorgen muss. In diesem globalen Kontext sind wir nicht zufrieden mit unserer Anzahl an Unterstützern, sondern schauen nach vorne und möchten viel mehr Personen einladen, mitzumachen. Hoffentlich erreichen wir in den nächsten zehn Jahren eine sechsstellige Anzahl.“

Unabhängig davon leistet ihr beeindruckende Arbeit: Ist das für dich aktuell ein Full-Time-Job?

Subotic: "Nicht erst jetzt, das kann ich nun offen sagen. Das hat schon früh zugenommen und ich merke immer häufiger, dass ein Tag nur 24 Stunden hat. Das empfinde ich aber als positives Zeichen für die Bedeutung, die diese Arbeit in meinem Leben eingenommen hat. Selbst wenn man professionell Fußball spielt, kann man nicht acht Stunden trainieren – es bleibt jede Menge Freizeit, die ich persönlich immer sinnvoll füllen wollte."

Ihr seid in Regionen aktiv, die zu den ärmsten und politisch nicht gerade stabilsten der Welt gehören. Welchen Herausforderungen müsst ihr euch in eurer täglichen Arbeit stellen?

Subotic: "Im Vergleich zu Deutschland ist fast jedes Land auf der Welt arm. Wie dieser Reichtum zu Stande gekommen ist, ist auch Teil des Aufklärungsprozesses, den wir betreiben. Unabhängig davon sind wir aber stets willkommen in den jeweiligen Ländern. Das sehen und spüren wir auch. Wir sind dennoch selbstkritisch genug, das zu hinterfragen, und mit den richtigen Leuten zu arbeiten, wählen Personen oder Organisationen gezielt aus. Man sieht: Wenn ein paar Leute fokussiert und zielstrebig über einen langen Zeitraum arbeiten, dann wird das gut, und die Wirkung der Zusammenarbeit ist da, wo wir unserer eigenen Vorstellung gerecht werden können."

Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf deine Stiftung?

Subotic: "Enorm viele Auswirkungen. Selbst in fünf Jahren werden wir die Dimensionen noch nicht ganz nachvollziehen können. Sei es auf sozialer, wirtschaftlicher oder persönlicher Ebene. Vieles ging in den letzten beiden Jahren, wenn überhaupt nur auf Distanz oder mit Maske. Wir versuchen sehr persönlich zu sein. Wir haben die Herausforderung angenommen. Ein positiver Effekt war, dass die Digitalisierung vorangeschritten ist, auch wir haben uns in dieser Hinsicht weiterentwickelt, um notfalls rein digital kommunizieren zu können mit unseren Unterstützern."

Wie alles begann: Neven Subotic wechselte 2006 im Alter von 18 Jahren von den South Florida Bulls zum FSV, zunächst für die zweite Mannschaft.

Wenn man dich über den Umfang deiner Stiftungsarbeit sprechen hört, kann man sich kaum vorstellen, dass du noch einmal Fußball spielen wirst. Du hast im Sommer nach deinem Engagement in Österreich gesagt, dass du dich noch nicht am Karriereende siehst. Wie ist der aktuelle Stand?

Subotic: "Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, weiter Fußball zu spielen. Die Frage ist, ob professionell oder auf einem anderen Level. Vor allem im letzten Jahr habe ich gemerkt: Die Tage sind durch die Arbeit verdammt kurz. So wie es momentan ist, macht es mir Spaß. Nach 15 Jahren im Fußball lernt man auch, hinter die Angebote zu schauen. Bestimmte Angebote kann und werde ich nicht mehr annehmen. Das ist die Schwierigkeit, die ich in dieser Hinsicht im letzten Jahr hatte."

Also keine leichte Entscheidung…

Subotic: "…ich bereite mich auf die Rolle in der Stiftung seit zehn Jahren vor. Damit geht eine großartige Chance einher. Aber in mir ist auch immer noch dieser Sportler, der sagt: 'Spiel, bis du 40 bist!' Diese zwei, quasi Engel und Teufel, sitzen auf meinen Schultern. Klar ist, der Bereich, in dem ich jetzt arbeite, der soziale Sektor, ist enorm erfüllend und multidimensional. Man lernt völlig neue Regeln kennen. Es ist ein bisschen wie Fußball im Wald. 'Wo spielen wir? Wo sind die Tore?' Es gibt sehr viel Raum, das ist spannend. Man lernt nie aus. Die Erwartungshaltung an mich und auch die Organisation, ist, dass wir Vorreiter sein wollen. Das ist nicht leicht und erfordert viele Jahre fokussierte, strategische Arbeit. Komplexe, langfristige Vorhaben, die anders sind als im Fußball, aber auch Spaß machen. Einen Feierabend gibt es meist erst, wenn ich schlafen gehe.“

Klingt spannend, aber auch anstrengend!

Subotic: "Ich bin mit Eltern aufgewachsen, die mehrere Jobs gleichzeitig ausgeübt haben. Das ist vielleicht nicht immer eine gute Sache, aber die Frage ist auch, wofür man arbeitet und lebt. Aufgrund meiner Historie ist es schon so, dass ich mich Zielen unterordne und selbst, wenn es eine Vier-Tage-Woche gäbe, würde ich mich nicht daran halten, sondern mich weiterbilden. Das ist mein Hobby, Dinge zu lernen, die meinen Alltag und den der Stiftung berühren. Ich lerne etwas und kann es direkt umsetzen. Das reizt mich und macht Spaß, beispielsweise programmiere ich auch gerne. Diese Trennlinien zwischen Arbeit und Freizeit gehen bei mir ineinander über. Ich habe den Luxus, dass ich nicht am Fließband stehe und jeden Tag das Gleiche machen muss. Ich kann mich entwickeln, als Geschäftsführer gebe ich auch vor, in welche Richtung wir gehen. Es ist eine Luxussituation, selbst entscheiden zu dürfen, was mir Spaß bereitet und mich erfüllt."

Erstes Bundesligaspiel: Am 34. Spieltag der Saison 2006/07 stand Subotic für den FSV beim FC Bayern in der Startelf.

Würde es dir auch Spaß machen, nochmal in einer anderen Rolle, beispielsweise bei einer U23 Fußball zu spielen?

Subotic: "Ja, es gibt viele Möglichkeiten, auch diese Rolle. Das wäre aber natürlich vom Trainer abhängig. Es sollte Spaß machen und die Erwartungshaltung und Ziele sollten aufeinander abgestimmt sein. Ich mag es nicht, wenn man mit unterschiedlichen Haltungen an eine Sache rangeht. Fußball macht mir generell Spaß und ist ein geiler Sport.“

Der Sport sei für dich "etwas Heiliges", hast du mal gesagt. Generell hast du aber über die Jahre auch eine kritische Haltung zum Geschäft entwickelt. Welche Entwicklungen stören dich konkret?

Subotic: "Beispielsweise die Distanzierung voneinander. Das wirkliche Vereinsleben findet vielerorts nicht mehr statt, manche Personen sieht man als Spieler nur bei Verhandlungen, nicht aber im Alltag. Auch die gesellschaftliche Rolle des Fußballs hat sich verändert. Es geht vor allem darum, Spieler zu vermarkten und Merchandising-Erlöse zu erzielen. Es gibt gleichzeitig wenig Berührungspunkte zwischen Fans und Spielern, beispielsweise Formate, in denen sie sich mal enger oder überhaupt unterhalten können. Es geht um viel Geld, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Fans und auch Spieler wünschen, dass es immer so weiter geht mit der Distanzierung, sondern der Wunsch besteht, die bestehenden Verbindungen zu kultivieren. Grundsätzlich sehe ich da Potenzial im Vereinswesen, um diesen ursprünglichen Sinn der Gemeinschaft durch eine menschliche Ebene wieder mehr zu bereichern. Ansonsten geht die Entwicklung weiter, dass Spieler wenig Identifikation mit den Vereinen haben. Irgendwann ist jeder Verein gleich, abgesehen von den unterschiedlichen Marketing-Slogans. Auch auf der Liga-Ebene sieht man das. Das Meisterschaftsrennen in Deutschland macht keinen Spaß mehr. Dieses Heilige am Sport ist das Zusammenkommen, das Beste aus sich rauszuholen und nicht vor dem Anpfiff zu wissen, wer gewinnt.“

Schauen wir nochmal zurück auf den Beginn deiner Profi-Karriere 2006 in Mainz. Wie erinnerst du dich daran zurück?

Subotic: "Ich habe erstmal mit der U23 und danach mit der ersten Mannschaft trainiert. Es gab kurze Wege, gegenüber vom Bruchweg im King-Park-Center habe ich gewohnt. Das war schön und eine enge Verbundenheit. Der Einstieg war sehr menschlich durch die Begleitung von Kloppo, der den Nährboden für junge Spieler geschaffen hat, damit sie sich entwickeln konnten. Es war genau der richtige Ort für mich als Spieler. Mario Vrancic hat damals auch davon profitiert, oder Roman Neustädter. Selbst als wir abgestiegen sind in der ersten Saison hat sich eine positive, konstruktive Stimmung entwickelt."

Wie kam dein Wechsel aus den USA, wo du mit deinen Eltern lange gelebt hast, nach Mainz zur zweiten Mannschaft zustande?

Subotic: "Der Berater von Conor Casey war auch meiner. Er hat den Verein angefragt und mich vorgestellt. Daraufhin hatte ich eine Woche Probetraining und durfte dann eine weitere Woche bleiben. Irgendwann wurde mir dann die Entscheidung mitgeteilt, dass der Klub mich haben will. Für mich war klar: 'Das muss ich machen!' In den USA gab es zu dem Zeitpunkt wenige Fußballer, die es in Deutschland geschafft hatten. Vor allem auch in dem Alter einen Verein zu finden, der auf mich baut, war eine Herausforderung. Das war für mich fast surreal, also für jemanden, der in Amerika groß geworden ist. Ich durfte mit den Profis trainieren und mich beweisen. Eigentlich war ich ja zunächst für die U23 vorgesehen."

Beim BVB erlebte Neven Subotic die sportlichen Höhepunkte seiner Karriere - gemeinsam mit Jürgen Klopp.

Wir haben den Aufstieg 2007/2008 in deiner zweiten Saison, in der du Stammspieler warst, nur knapp verpasst. Was hat die Mannschaft ausgezeichnet?

Subotic: "Dass Daniel Gunkel klasse Freistöße geschossen hat (lacht). Das ist mir definitiv in Erinnerung geblieben. Unter dem Strich war es einfach eine enorm coole Truppe, die mir als jungem Spieler in meiner Entwicklung sehr geholfen hat. Es waren harte Arbeiter dabei, es gab viel Wertschätzung. Ich musste mich durchbeißen, aber es hat großen Spaß gemacht damals. Die Atmosphäre war hervorragend und so hatte jeder Lust auf den Wettkampf und darauf, eigene Grenzen auszutesten. Das Ziel haben wir zwar leider nicht erreicht, dennoch war es lehrreich und für mich fantastisch in der Liga zu spielen. Ich konnte meinen Beitrag leisten, auch weil ich Glück hatte, dass Bo Svensson sich an der Achillessehne verletzt hatte. So durfte ich dann an der Seite von Nikolce Noveski spielen. Er war ein Tier auf dem Platz, der zerstört hat und sich für keinen Zweikampf zu schade war. Neben dem Platz war er der liebste Kerl, den man sich vorstellen konnte. Gegen ihn zu spielen, war brutal schwer, umso schöner war es mit ihm in einer Mannschaft zu spielen. Er hat mich sowohl spielerisch als auch menschlich geprägt."

Anschließend hast du mit dem BVB die wohl erfolgreichsten Jahre deiner Karriere erleben dürfen, mit Meisterschaften, einem Pokal-Sieg und dem Champions-League-Finale: Kannst du die Zeit mal für uns Revue passieren lassen?

Subotic: "Es war nicht nur ein Schritt, sondern tatsächlich ein Sprung nach vorne. Die Bundesliga brachte größere Anforderungen, vor allem, weil sich das Spiel für einen Innenverteidiger nochmal verändert hat. Die spielerischen Voraussetzungen, die man mitbringen musste, waren deutlich höher. Hinzu kam das Stadion, die Gegner auf einem anderen Niveau. Ich bin unheimlich schnell angekommen. Im ersten Jahr waren der Klub und auch die Mannschaft im Umbruch. Kloppo hatte noch nicht das Team zusammen, das ihm vorschwebte. Mir aber hat er sofort das Vertrauen geschenkt an der Seite von Mats Hummels, der, genau wie ich, noch sehr jung war. Das hat sich ausgezahlt. Schon in der zweiten Saison haben wir uns für den Europapokal qualifiziert und nur ein Jahr später die erste Meisterschaft geholt. In diesen Jahren hat sich die Mannschaft gemeinsam mit dem Trainer immer mehr gefunden, die Prinzipien haben zunehmend gegriffen, alle haben verstanden, welche Einstellung der Trainer einfordert. Das waren alles wichtige Voraussetzungen für den Erfolg. Und plötzlich war ich Deutscher Meister, das waren sehr krasse, besondere Jahre. Alle haben sich den Zielen untergeordnet, was eine wundervolle Erfahrung war."

Kloppo ist in Mainz, in Dortmund und mittlerweile auch in Liverpool eine Trainer-Legende. Was macht ihn zu diesem besonderen Trainer, aber auch Menschen?

Subotic: "Zwei Sachen: Zum einen das Fachliche, denn er weiß, wie Fußball funktioniert und ist in der Lage, neue Strategien zu entwickeln, die für Gegner schwer zu bekämpfen sind. Viele Menschen können Bücher lesen und daraus etwas ableiten. Die Schwierigkeit aber ist es, in die Gehirne der Spieler vorzudringen, so in der Umsetzung Automatismen zu schaffen und sie entsprechend dahingehend zu motivieren, das Ganze mit all ihrer Leidenschaft zu tun. Da ist er aus meiner Sicht der Beste, den es gibt. Es gibt keinen Trainer, der Spieler in einem Zeitraum von zwei, drei Jahren in der Form weiterentwickelt hat. Die Erfolge sind seine Auszeichnung, aber auch, was er aus seinen Klubs gemacht hat. Man sieht, wie Liverpool sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Die Kombination aus fachlich herausragender Qualität und zum anderen der menschlichen Komponente sehe ich sonst nirgends. Und er bestätigt das seit inzwischen mehr als einem Jahrzehnt."

Am Wochenende kommt es nun in der MEWA ARENA zum Duell deiner Ex-Klubs. Mit beiden Trainern hast du ihr am Bruchweg zusammengespielt. Wie hast du sie damals erlebt, und wer holt am Sonntag die Punkte?

Subotic: "Spielerisch war Bo einfach klug und in sich ruhend. Ein Profi, bei dem man das Gefühl hatte, mit weniger Verletzungspech und anderen körperlichen Voraussetzungen hätte er noch viel höher spielen können. Umso schöner, dass er jetzt als Trainer nicht mehr darauf angewiesen ist (lacht) und seine Stärken voll zum Tragen kommen. Rosi war ein ekliger Spieler, der wie ein Verrückter geackert hat und den Ball schon mal irgendwie mit dem Schienbein ins Tor befördert hat. Das war selten schön, aber immer zielführend.

Zu Sonntag: Es sind zwei unterschiedliche Mannschaften mit anderen Schwerpunkten. Unter Bo hat Mainz eine unglaubliche Entwicklung genommen in den letzten 14 Monaten. Der BVB hat sicher mehr Qualität, aber gleichzeitig den Druck, weil sie ihre Fähigkeiten bislang nicht konstant abrufen konnten auf dem Platz. Letztendlich wird die Form der Dortmunder eine Rolle spielen. Ich bleibe diplomatisch, wünsche mir ein Spektakel und tippe auf ein 3:3."

Letztes Aufeinandertreffen mit Mainz 05 im Mai 2020: Neven Subotic im Trikot von Union Berlin.