• Home
  • News
  • "Nicht abwarten, sondern agieren"

Profis 19.04.2017 - 15:40 Uhr

"Nicht abwarten, sondern agieren"

Danny Latza im Gespräch über den befreienden Sieg über Berlin, den Abstiegskampf sowie den kommenden Gegner FC Bayern München

Erleichterung pur nach dem 1:0 gegen Hertha verspürte am vergangenen Wochenende nicht nur Danny Latza.

Mit vier Saisontoren gehört Danny Latza mit zu den treffsichersten Schützen der 05er in dieser Saison. Zwar verpasste er Nummer fünf beim 1:0-Erfolg gegen Berlin am vergangenen Wochenende knapp, da sein Schuss vom Berliner Verteidiger Anthony Brooks abgefälscht und als Eigentor gewertet wurde. Weniger Erleichterung verspürte der 27-Jährige dennoch nicht, war der erste Erfolg nach zuvor sechs Partien ohne dreifachen Punktgewinn doch umso wichtiger. Vor der Partie bei Rekordmeister Bayern München spricht Latza mit www.mainz05.de über die Atmosphäre rund um den Bruchweg im Abstiegkampf, den Glauben an den Klassenerhalt und alte Tugenden, die zum Erfolg führen sollen.  

Nach sechs Partien ohne Sieg durften wir gegen Berlin endlich wieder jubeln. Welche Last ist von euren Schultern gefallen?

Latza: Es ist natürlich ein gutes Gefühl nach einer solch langen Durststrecke und enorm wichtig für die Moral. Entscheidend war zudem auch, dass wir ein gutes Spiel gezeigt und uns für unsere Leistung belohnt haben. Das bringt den Glauben zurück, so dass wir positiv in die kommenden Wochen gehen und die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einfahren wollen. Denn noch haben wir gar nichts erreicht.

Mit deinem Schuss hast du den Treffer des Tages zumindest eingeleitet. Das 1:0 wurde aber als Eigentor gewertet. Zu Recht?

Latza: Natürlich wäre es schön gewesen, wenn mir das Tor zugesprochen worden wäre. Aber wichtig sind die drei Punkte und dass der Ball eben ins Tor abgefälscht wurde und nicht an den Pfosten. Dieses Glück haben wir erzwungen. So muss ich mein fünftes Saisontor in einem der anderen Spiele schießen. Vielleicht ist es dann ja genauso wichtig.  

Der Auftritt war in vielen Belangen ein Anderer als in den Vorwochen. Aus spielerischer Sicht wie auch in Sachen Leidenschaft Präsenz. Was hat sich am Bruchweg getan in der Woche vor dem Spiel ?

Latza: Wir haben uns die ganze Woche über darauf eingeschworen, uns auf das zu besinnen, was Mainz 05 ausmacht. Sprich, gnadenlos und nach vorne zu verteidigen. Genau das also, was uns in der letzten Saison auch ausgezeichnet hat. Genau so müssen wir die nächsten Spiele angehen, denn das war einer der Schlüssel zum Erfolg gegen die Hertha. Wir wollen nicht abwarten, sondern agieren.

Waren diese Tugenden zuletzt ein Stück weit verloren gegangen?

Latza: Wir haben viel ausprobiert und im Nachhinein war der Weg vielleicht nicht der für uns am besten geeignete. Jetzt haben alle begriffen, was uns stark macht. Es war gegen Berlin sozusagen die perfekte Kombination aus spielerischen Elementen, aggressivem Gegenpressing sowie frühen Balleroberungen. So hatten wir viel mehr Selbstvertrauen und körperliche Präsenz auf dem Platz.

Die Fans haben das Abschlusstraining vor dem Hertha-Spiel besucht und für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt. Wie habt ihr diesen Schulterschluss wahr- und aufgenommen?

Latza:: Die Spannung im Training aber auch rund um den Verein war in der Woche vor dem Spiel sehr hoch. Wer danach nicht motiviert war, kann mit dem Fußball aufhören. Der Zuspruch am Tag vor dem Spiel und genauso während der 90 Minuten hat uns enorm gepusht. Diese Atmosphäre brauchen wir, diesen Extra-Schub nach jeder gelungenen Aktion.

Zunächst sind wir jetzt in München gefordert, beim amtierenden und wohl auch kommenden Deutschen Meister. Genau die richtige Herausforderung zum jetzigen Zeitpunkt, zumal die Bayern 120 Minuten Champions League in den Beinen haben?

Latza: Wir haben nichts zu verlieren und treffen am Samstag auf die beste Mannschaft der Bundesliga. Wir können insofern völlig befreit aufspielen. Natürlich haben wir die 120 Minuten in Madrid alle gesehen und können nachempfinden, was für ein hartes Stück Arbeit der FC Bayern dort zu leisten hatte. Aber völlig egal, wer beim Gegner am Samstag aufläuft: Die Qualität leidet bei den Bayern nie. Wir müssen mit der gleichen Einstellung und dem Ziel, früh zu pressen, in das Spiel gehen, so wie gegen Berlin. Die Herangehensweise tut uns einfach gut, weil jeder gleich voll im Spiel ist.

Gibt es intern Hochrechnungen, wie viele Punkte am Ende nötig sein werden, um sicher mindestens Platz 15 zu erreichen?

Latza: Die Liga ist in dieser Saison so eng beieinander, dass Hochrechnungen schwierig sind. Wir schauen nur auf uns und sind mehr als zuversichtlich, dass wir nach 34 Spieltagen mindestens auf Platz 15 landen werden. Wir dürfen uns nicht zu viel Druck aussetzen, müssen mit der nötigen Lockerheit auf den Platz gehen wie auch mit der notwendigen Portion Härte und Aggressivität.

Welche Bedeutung hätte der Klassenerhalt nach der Qualifikation für die Europa League im vergangenen Sommer?

Latza: Ich glaube, es wäre ein noch größerer Erfolg. Die Europa-League-Qualifikation war super. Aber meiner Meinung nach wird es jedem Spieler länger in Erinnerung bleiben, diese Phase gemeistert zu haben. Die Europa League war für alle Spieler und Fans ein tolles Erlebnis. Aber im Kampf um den Klassenerhalt zu bestehen, würde ich definitiv höher ansiedeln. Die Erfahrungen, die wir jetzt gemeinsam machen, können uns als einzelne Spieler wie auch als Team nur stärker machen.