Profis 08.05.2019 - 17:00 Uhr
Nicht fixiert auf ein System
Neuzugang Dong-Won Ji bringt Erfahrung mit, fußballerische Qualität, taktische Flexibilität und kann beidfüßig Tore schießen
Gute Leute dazubekommen, die gut ausgewählt sein müssten, das sei eine der Aufgaben für die bevorstehende Transferperiode. Das erklärte Rouven Schröder bereits im Stadionmagazin „Der Nullfünfer“ zum Heimspiel gegen RB Leipzig. Drei Tage nach dem 3:3 gegen den Tabellendritten präsentierte der Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05 dann schon seinen ersten Zugang für die neue Bundesligasaison: Dong-Won Ji, 27-jähriger südkoreanischer Nationalspieler, dessen Vertrag beim Liga-Konkurrenten FC Augsburg zum Saisonende ausläuft und der nun ablösefrei an den Bruchweg wechselt, entspricht in etlichen Bereichen genau den Vorstellungen der 05-Verantwortlichen.
"Wir wollen nicht nur junge, talentierte Spieler verpflichten, sondern auch über den Tellerrand hinausschauen, ob uns vielleicht auch der eine oder andere erfahrenere Spieler helfen kann", erklärte Schröder. Auch ein 27- bis 29-Jähriger mit langjähriger Profi-Erfahrung könne fürs Team wichtig sein und noch ein paar gute Jahre für den Klub haben. "Wir sind immer rational in der Planung, nicht emotional. Wir versuchen, uns immer zu verbessern. Jede einzelne Position wird beleuchtet und hinterfragt, die Vertragssituation, die finanzielle Situation, wo liegen unsere Prioritäten."
Fleißig, wie asiatische Vorgänger
Beim Offensivmann aus Augsburg passte da vieles zusammen. Ji ist seit sieben Jahren in Deutschland, spricht die Sprache, hat internationale Ligaerfahrung in England gesammelt beim AFC Sunderland, hat etliche Länderspiele für sein Heimatland auf dem Buckel und kennt die Bundesliga gut. Der variabel einsetzbare Offensivspieler, der in der Lage ist, sowohl mit dem linken, als auch mit dem rechten Fuß Tore zu schießen, bringt eine neue Qualität und eine gewisse Routine in den jungen 05-Kader. "Dong-Won ist ein flexibler Offensivspieler, der auf mehreren Positionen in mehreren Grundordnungen agieren kann. Er ist fußballerisch gut, hat eine gute Physis. Wir wollten Qualität und Flexibilität", sagte Sandro Schwarz. "Er kann im 4-3-3 und 4-4-2 flach jeweils außen spielen, kann vorne als zweiter Stürmer agieren, kann auf der zehn oder der acht in der Raute spielen. Ich finde, das ist immer interessant, wenn einer nicht fixiert ist auf ein System", betonte der 05-Coach.
Ji bewege sich gut mit dem ersten Kontakt zwischen den Linien, arbeite intensiv gegen den Ball und sei wie alle Fußballer aus Asien, die bisher in Mainz aufgeschlagen sind, immer bereit, fleißig zu sein. Das war bei Jis Landsmann Ja-Cheol Koo so, bei Yoshinori Muto und am meisten ausgeprägt beim japanischen Top-Stürmer Shinji Okazaki. "Wir gucken uns Spieler an, von denen wir der Meinung sind, dass sie uns qualitativ verbessern", sagte Schwarz. Ji ist so einer. Und dass der Klub einen Spieler dieses Formats, der ein echter Team-Player sei, ablösefrei habe bekommen können, sei ein sehr positiver Aspekt für Mainz 05, betonte der 05-Sportvorstand.
Weniger ausrechenbar
Auf die genaue Position, die der Koreaner künftig im 05-Gefüge ausfüllen soll, will sich der 05-Trainer jetzt natürlich noch nicht festlegen. "Es ist spannend, wenn du viele gute Fußballer hast, die auf diversen Positionen einsetzbar sind", erklärte der Trainer. "Jean-Paul Boëtius zum Beispiel haben wir von der Kaderplanung her als linken Mittelfeldspieler geholt. Und es hat sich dann entwickelt. Inzwischen haben wir die Bestätigung, dass er auf der zehn ideal ist für uns. Du kannst nicht reingehen in eine Saison und holst nur zentrale Spieler für die Raute. Irgendwann in der Runde gibt es vielleicht Phasen, in der die Gegner die Raute kennen und du willst mal wieder ein 4-3-3 spielen oder was auch immer. Und dann hast du keine Flügelspieler. Deshalb ist es schon wichtig, dass du nicht nur Spieler für eine Grundordnung im Kader hast. Denn sonst bist du wirklich ausrechenbar."