Statt dreier Punkte hatte der 1. FSV Mainz 05 bei der Rückreise aus Wolfsburg leider nur drei Gegentore im Gepäck. Dabei sah es lange gut aus für die Mainzer, die in der ersten Stunde mehr vom Spiel und die besseren Tormöglichkeiten hatten. Erst ein Elfmeter sorgte beim VfL aus der Autostadt für die Initialzündung, die 05er indes kamen von der Standspur nicht mehr runter. Und mussten sich erstmals seit sechs Spieltagen geschlagen geben.
Es dauerte keine fünf Minuten, da zeichnete sich schon ab, dass dieser Samstagnachmittag in der Volkswagen Arena nicht der des 1. FSV Mainz 05 werden würde. Christoph Moritz lag mit einer klaffenden Platzwunde am Kopf auf dem Rasen, musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Der Übeltäter Luiz Gustavo, der mit hohem Bein mit Moritz um den Ball gekämpft und dem Mittelfeldspieler mit der Stollensohle die Wunde an der Schläfe beigebracht hatte, wurde mit gelb bestraft –angesichts der Umstände ein sehr mildes Urteil vom Unparteiischen Tobias Stieler. So war der FSV schon früh in der Startformation dezimiert, doch die Elf mit dem für Moritz eingewechselten Junior Diaz, der Joo-Ho Park aus der Viererkette links ins defensive linke Mittelfeld schob, fing sich schnell. Nach anfänglichem Abtasten und vielen Szenen zwischen den Strafraumgrenzen nahmen die 05er bald das Heft in die Hand und verschoben die Zweikampfstatistik zu ihren Gunsten. Auch offensiv hatte die Mannschaft von Thomas Tuchel die besseren Szenen auf ihrer Seite.
Der VfL kam trotz seiner immensen individuellen Qualität in der Offensive nur selten gefährlich vors Tor. Es war ein Missverständnis zwischen Stefan Bell und Loris Karius, das dem Spiel dann in der 59. Minute die entscheidende Wendung gab. Bas Dost, fast durch vor dem Tor, wurde von Bell an der Sechzehnergrenze gelegt, der Unparteiische zeigte auf den Elfmeterpunkt. „Die Initialzündung für mein Team“ nannte Hecking die Strafstoßszene nach der Partie in der Pressekonferenz. Die 05er indes hatten den Tiger im Tank dieses Mal vergessen. „Uns hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, und die Form und die Ausstrahlung das Spiel noch zu drehen“, analysierte Tuchel nach Abpfiff. Und fragte sich in der Pressekonferenz, ob er in der Halbzeitpause noch mehr hätte pushen sollen, obwohl eigentlich alles ganz gut lief und die 05er die große individuelle Klasse des VfL nicht zum Tragen kommen ließen. Vielleicht war es am Ende in diesem Duell um den sechsten Tabellenplatz auch eine Mentalitätsfrage. Vielleicht wollten die Wolfsburger, die 2014 noch auf ein Erfolgserlebnis warteten, den Sieg etwas mehr. Vielleicht war es das, was den feinen Unterschied im Heraufbeschwören einer Initialzündung machte. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein schlechter Tag. Denn dass die 05er auch in kritischen Spielsituationen eine Siegermentalität an den Tag legen können, das haben sie in dieser Spielzeit schon oft bewiesen. Ebenso, dass sie taktisch hervorragend stehen und sehenswert und torgefährlich nach vorne kombinieren können. Also: Mund abputzen, Spiel vergessen, Tag abhaken. Nur Christoph Moritz, der hat sich ein dauerhaftes Souvenir aus Wolfsburg mitgebracht: 13 Stiche.