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Profis 12.09.2016 - 10:30 Uhr

Offensiv-Spektakel ohne Happy End

Umstrittener Platzverweis: 05er verpassen ersten Heimsieg trotz 4:1-Führung

‚Lachen oder Weinen?‘ 05-Trainer Martin Schmidt fiel es im Anschluss an die Partie gegen 1899 Hoffenheim schwer, seine Gefühlslage in Worte zu fassen, geschweige denn eine treffende Analyse des ersten Bundesliga-Heimspiels des 1. FSV Mainz 05 nach fast vier Monaten zu liefern. Denn dem torlosen Remis gegen Hertha BSC am 14. Mai 2016, gefolgt von einer langen Partynacht anlässlich der direkten Europa-League-Qualifikation, folgte am Sonntagabend eine der wohl denkwürdigsten Begegnungen, die dem Mainzer Publikum in den vergangenen Jahren geboten worden ist. Nach 90 Minuten, acht Toren und einer emotionalen Achterbahnfahrt war in der OPEL ARENA aber wohl den wenigsten 05ern zum Feiern zumute. Schließlich war einer berauschenden ersten Halbzeit, deren Lohn eine verdiente 4:1-Führung war, eine aus Mainzer Sicht extrem unglückliche zweite Halbzeit gefolgt.

Nach Toren des überragenden zweifachen Torschützen Pablo De Blasis (3. Minute, 23.), von Jhon Cordoba (27.) sowie Levin Öztunali (43.) bei einem Gegentreffer von Sandro Wagner (39.) hatten unsere 05er den Sieg vor Augen und einen spielstarken Gegner phasenweise an die Wand gespielt – zumindest bis zur 58. Spielminute. Denn nach einer vermeintlichen Notbremse von Gaetan Bussmann an Andrej Kramaric hatte Schiedsrichter Markus Schmidt dem Franzosen die Rote Karte gezeigt und den Gästen aus dem Kraichgau den Weg zu einer kaum noch für möglich gehaltenen Aufholjagd geebnet. Nach dem Doppelschlag von Mark Uth (71., 72.) sowie dem Ausgleichstreffer, der ausgerechnet dem eingewechselten ehemaligen Mainzer Torjäger Adam Szalai gelang, stand unter dem Strich ein 4:4 der besseren, aus 05er Sicht aber gleichfalls bitteren Sorte.

Nagelsmann lobt intelligente 05er

Denn so reif der FSV sich bis zum folgenschweren Platzverweis präsentierte, so unsortiert wirkte die Defensive gegen die starke Offensive der TSG in den letzten 30 Minuten. "Mainz hat vor der Pause sehr intelligent gespielt und mit Jhon Cordoba einen Stürmer auf dem Platz gehabt, der uns extrem beschäftigt hat", lobte auch Gäste-Trainer Julian Nagelsmann den Auftritt der 05er. Darüber, dass die Rote Karte gegen Bussmann zumindest zweifelhaft war – Giulio Donati war auf gleicher Höhe mitgelaufen – und dass sie den Hoffenheimern die Wende erst ermöglichte, waren sich nach Spielschluss jedenfalls alle Seiten einig.

"Wir haben das Spiel elf gegen elf gewonnen", fasste FSV-Kapitän Stefan Bell zusammen. "Die Entscheidung des Schiedsrichters bei der Roten Karte hat mich dann etwas überrascht, denn ich hatte das Gefühl, dass Giulio noch in der Nähe war und deswegen keine Notbremse vorlag. Am meisten stört mich dennoch, dass wir es zu der Situation haben kommen lassen", übte der Abwehrchef auch Selbstkritik am gesamten Defensivverhalten, das zur so spielentscheidenden Szene führte. "Danach haben wir dann viel zu schnell den Anschlusstreffer kassiert, so dass es in den letzten Minuten nur noch darum ging, den Punkt mitzunehmen." Bell gewann der Partie trotz des verspielten dreifachen Punktgewinns auch positive Aspekte ab. "Wir haben wieder gesehen und gezeigt, dass wir absolut wettbewerbsfähig sind. Und in die Situation in Unterzahl spielen zu müssen, werden wir in Zukunft nicht mehr allzu häufig kommen."

St. Étienne vor Augen

Auch Martin Schmidt betonte den lange Zeit leidenschaftlichen Auftritt seiner Profis sowie das phasenweise der Perfektion nahe kommende Umschaltspiel, das dank der vier Tore zur Halbzeit für Gänsehautatmosphäre in der Arena gesorgt hatte. Gleichzeitig kündigte er an, die letzte halbe Stunde in den kommenden Tagen in Ruhe analysieren zu wollen, um Fehler aufzuarbeiten und in Zukunft zu minimieren. Allzu lange dürfte das Trainerteam sich mit der Partie gegen Hoffenheim dennoch nicht aufhalten, wie auch Schmidt auf der Pressekonferenz nach dem Spiel verlauten ließ. „Wichtig ist, dass wir nicht mit null Punkten da stehen nach zwei Spieltagen. In vier Tagen geht es schon weiter. Ich denke, für die Zuschauer war es das Eintrittsgeld heute wert und wir hoffen gegen St. Étienne auf ein volles Haus in unserer Arena."

Für das erste Spiel in der Europa-League-Gruppenphase in der Vereinsgeschichte unserer 05er ist, trotz seines Platzverweises in der Bundesliga, auch Pechvogel Bussmann spielberechtigt. Der Franzose blickt der Partie gegen seine Landsleute natürlich mit einer besonders großen Portion Vorfreude entgegen und hofft mit der Unterstützung des heimischen Publikums auf einen erfolgreichen Auftakt in die internationalen Wochen: "Es wird für uns darum gehen, unseren Spielplan durch- und optimal umzusetzen und von der Atmosphäre und unserem lautstarken Publikum zu profitieren", so Bussmann.

Ihr wollt unsere 05er nach dem Offensiv-Spektakel gegen Hoffenheim auch beim Angriff auf Europa unterstützen? Tickets für die Partie gegen St. Étienne (Donnerstag 19:00 Uhr in der OPEL ARENA) sind nach wie vor im 05-Fanshop an der OPEL ARENA, in der Mainzer Innenstadt in der Seppel-Glückert-Passage, im Online-Ticketshop unter www.mainz05.de sowie über die Ticket-Hotline unter 06131-375500 erhältlich.