Profis 29.01.2018 - 11:30 Uhr
Offensive Nadelstiche nicht gesetzt
05-Verantwortliche bemängeln in Leverkusen fehlende Konsequenz im Spiel nach vorne bei guter Defensivleistung
Die Hoffnungen, diese nun seit fast einem Jahr anhaltende Durststrecke in fremden Stadien zu beenden, haben sich nicht erfüllt. Der 1. FSV Mainz kassierte stattdessen eine 0:2-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen. Dass die Mainzer vor 25.473 Zuschauern in der BayArena nicht wenigstens in die Nähe eines Punktgewinns kamen, lag jedoch nicht an einer schwachen Abwehr-Leistung. Die Probleme lagen diesmal im Offensivbereich. Die Mannschaft erarbeitete sich keine echte Torchance, schoss insgesamt nur zweimal aufs gegnerische Tor. Der 05-Sportvorstand vermisste bei guten Ansätzen im Umschaltspiel Konsequenz und Durchschlagskraft. "Du musst die Überzeugung im Abschluss spüren. Das war nicht klar genug", sagte Rouven Schröder. "Nach der der ersten Halbzeit hatten wir eigentlich das Gefühl, dass hier was drin gewesen wäre."
Der Auftritt im ersten Durchgang, vor allen Dingen die Mainzer Abwehrleistung, stellte auch den Leverkusener Stadionsprecher vor ein Problem. Der kündigte in der Pause Bilder der Highlights auf den Videowänden an, musste dann aber konstatieren: "Es gab keine". Das dies so war, lag nicht zuletzt daran, dass Sandro Schwarz die Herangehensweise des Tabellenzweiten richtig eingeschätzt und sein Team taktisch perfekt darauf eingestellt hatte. Die 05er setzen die geforderten Aufgaben defensiv um, stoppten mit einer kompakten Formation weitgehend die gefürchteten Leverkusener Tempo-Offensive mit den gefährlichen Flügelaktionen, ließen mit gut abgestimmter Defensivordnung wenig zu. "Unser Spiel war so ausgelegt, dass wir sehr kompakt agieren, engmaschig in der eigenen Hälfte. Leverkusen hatte logischerweise mehr Ballbesitz, im Großen und Ganzen haben wir aber nicht viele Torchancen weggegeben", sagte der 05-Trainer nachher.
Gute Organisation mit Balleroberungen
Doch in einem entscheidenden Punkt ging der aufgestellte Matchplan nicht auf. Im Gegensatz zu den vergangenen Spielen, in denen die 05er jeweils mindestens zwei Treffer erzielt hatten, ging diesmal nach vorne nichts zusammen. Die Leverkusener, die vier Stürmer am Start hatten und bei ihren Angriffen jede Menge Personal mit nach vorne nahmen, boten in der Rückwärtsbewegung, wie erwartet, große Räume an. Doch die 05er nutzten diesen Platz nicht. Unsauberes Passspiel, falsche Entscheidungen im Spielvortrag, mangelndes Durchsetzungsvermögen und fehlende das Gefühl für den einfachen Pass zum Nebenmann, verhinderten jegliche Torgefahr. "Drei, vier Aktionen im letzten Drittel, die müssen wir besser ausspielen, selbstbewusster, uns so viel zuzutrauen, diese Aktionen auch abzuschließen", bemängelte der Sportvorstand. "Es gab immer wieder die Momente, in denen du das Gefühl hattest, hier geht was mit Balleroberung und Spiel nach vorne. Um dann gefährlicher zu werden, musst du aber ballsicherer sein, Räume überwinden, passsicherer sein. Das haben wir nicht geschafft und wurden zunehmend ungenauer", sagte Schröder. "Wenn du die Bälle eroberst, und wir haben Bälle erobert, dann brauchst du eine gewisse Konzentration, dann musst du einfach vielleicht mal den nächsten Kollegen anspielen und nicht sofort den Schnittstellenpass suchen um Sicherheit zu bekommen. So aber läufst du hinterher und dann ist Leverkusen so gut, dass sie es auch ausspielen."
Mit ihrer fehlenden Konsequenz im Spiel nach vorne beraubten sich die 05er im Endeffekt allen Möglichkeiten, in diesem Spiel wenigstens in die Nähe eines Punktgewinns zu kommen, die Ergebnischance zu nutzen, die der Spielverlauf anbot. "Wir hatten gute Ballgewinne, einzig und alleine die Überzahlangriffe haben wir nicht gut gemacht", sagte Schwarz. "Wir müssen das einfach besser ausspielen, um Nadelstiche zu setzen, mehr machen aus unseren Umschaltsituationen", erklärte der Trainer. "Sonst ist der Plan sehr gut aufgegangen. Wir hatten eine gute Organisation, Balleroberungen, da wo wir wollten. Die erste Halbzeit wäre der Schlüssel gewesen. Es lief genau wie erwartet. Wir kamen zum Sechzehner, dann aber kamen die Flanken nicht, die Pässe", so Schwarz. "Die Räume waren riesig, wir hätten den Gegner mit Abschlüssen beeindrucken können.“
Elfmeter mit Ansage
Das gelang nicht. Und kurz nach dem Wechsel ging's dann in die komplett falsche Richtung. Nigel de Jong verlor einen Zweikampf im Mittelfeld, konnte, gelbvorbelastet, das Foul nicht ziehen. Die Leverkusener schalteten schnell um, verlagerten über Kevin Volland rechts raus auf Leon Bailey, und der Bayer-Star schlenzte die Kugel vom rechten Strafraumeck links oben in den Winkel zum 1:0. "Das Tor hat uns den Stecker gezogen. Wir sind nicht mehr in die Umschaltung reingekommen. Nach dem Rückstand war das von der Energie her nicht mehr das, was wir uns vorgestellt haben gegen einen sehr guten Gegner. Da hat der absolute Glaube gefehlt. Das, was wir in der ersten Halbzeit bis zum dritten Pass gut gemacht haben, haben wir dann schon ab dem zweiten Pass nicht mehr gut gemacht."
Die elfte von insgesamt 13:0 Ecken brachte das endgültige K.o.. Giulio Donati nahm Alario in den Klammergriff, riss den Stürmer zu Boden. Den fälligen Elfer vollstreckte Bailey zum 2:0. Ein zusätzliches Ärgernis, wie Schröder betonte, weil der Schiedsrichter Donati zuvor eine klare Ansage gegeben hatte, die Finger vom Gegenspieler zu lassen. "Wenn du beim Standard noch drauf hingewiesen wirst, nicht zu halten und aufzupassen, dann ist das unglücklich."