Profis 19.09.2012 - 16:51 Uhr
Oh Schreck, der Bancé ist weg …
Am Samstag kehrt der ehemalige 05er Aristide Bancé mit dem FC Augsburg nach Mainz zurück
Eigentlich war fast alles normal beim 1. FSV Mainz 05 an jenem schwülwarmen Sonntagnachmittag im August 2010 in Berlin. Die Nullfünfer hatten sich unter größten Mühen mit einem 2:1 beim Oberligisten Berliner AK durch die erste Runde des DFB-Pokals gemogelt. Und doch war die Mainzer Fanseele in Aufruhr, denn einer gehörte dabei plötzlich nicht mehr zum spielberechtigten Personal: Aristide Bancé. Der hünenhafte Angreifer weilte während der Partie schon in Dubai, wo er einen Vertrag beim vermögenden Spitzenklub Al-Ahli unterzeichnet hatte.
Ein Wechsel aus dem Nichts für die Öffentlichkeit und ein echter Schock für viele. Der gebürtige Ivorer stand als zehnfacher Torschütze sinnbildlich für die Mainzer Erfolgsgeschichte im ersten Bundesligajahr nach dem Wiederaufstieg. Am Bruchweg genoss er Kult-Status, gehörte zu den bei den Fans beliebtesten Spielern. Eine echte Kante im Angriff, Furcht einflößend für jeden Gegner, ausgestattet mit einem brachialen Schuss und einer kaum gekannten Wucht im Kopfballspiel. Bancé, so die landläufige Meinung, hätte mit seinem semmelblonden Schopf auch Wackersteine aus dem eigenen Strafraum geköpft.
In diesem semmelblonden Kopf steckten in jenem Sommer allerdings viele Gedanken. Einer davon hieß: Veränderung. In der gesamten Vorbereitung war der Nationalspieler Burkina Fasos nicht richtig in die Gänge gekommen, Verletzungsprobleme warfen ihn immer wieder zurück. Und dann kam da das lukrative Angebot der Scheichs, das seine Lebensgeister weckte. Die Aussicht auf ein üppiges Gehalt für eine vergleichsweise überschaubare sportliche Herausforderung ließ ihn schließlich schwach werden. Der 1. FSV Mainz 05 stimmte dem Wechsel ob des zu erwartenden Transfererlöses zu, der eine angemessene Entschädigung für den sportlich zwar gesetzten, aber auch sehr eigenwilligen und privat kaum zugänglichen Angreifer schien.
Denn so richtig stieg niemand hinter die Fassade des meist freundlich lächelnden, aber kaum Deutsch sprechenden Profis. Ohne die Übersetzungshilfe eines Freundes stockte ob seines afrikanischen Slangs auch bei französischer Schulbildung des Gesprächspartners schnell die Kommunikation. So blieb der Burkiner abseits des Fußballplatzes den Mainzern eher ein Rätsel, auch als er über Nacht den Weg zu Al-Ahli antrat.
Nun kehrt Aristide Bancé im Trikot des FC Augsburg nach Mainz zurück und mit ihm die Erinnerung an den Aufstieg 2009 und beachtliche Tore wie beispielsweise dem Treffer zum 2:0 einst in der Zweiten Bundesliga beim FC Augsburg, einem Kracher unter den Querbalken aus vollem Lauf und 25 Metern Torentfernung. Ein Tor, wie es nur Bancé schießen konnte. Doch die Zeit seit seinem Abschied ist keine Erfolgsgeschichte mehr. In Dubai kam er über den Status eines One-Goal-Wonders nicht hinaus. 2011 wurde er nach Katar verliehen zum Umm-Salal SC und dann im Winter 2012 in die Türkei zu Samsunspor, bei denen er seinen Leihvertrag allerdings schon im März auflöste. Die Mainzer haben in der Zwischenzeit ihr neues Stadion fertig gestellt und allen Bedenken der Fans zum Trotz nach Bancés Wechsel ihre Rekordsaison mit der Qualifikation zur Europa League gespielt.
Heute wirkt beides aus Mainzer Sicht merkwürdig weit entfernt. Das letzte Spiel von Aristide Bancé im Mainzer Trikot ebenso wie der Jubel über Platz fünf bei den Nullfünfern. Und Aristide Bancé? Er erhält am Samstag in der Coface Arena jenen warmherzigen Empfang, den alle ehemaligen Nullfünfer bekommen, die im Mainzer Trikot auf dem Platz starke Leistungen abgeliefert haben. Der Empfang wird ihm gut tun, denn in Augsburg werden die Leistungen des Angreifers nach drei von außen schlecht bewerteten Bundesligaspielen kritisch beäugt. Bancé selbst will lieber Taten als Worte sprechen lassen und schweigt in der Öffentlichkeit, Interviews gibt er keine. Seine Gefühlslage vor der Rückkehr nach Mainz wird deshalb ein Geheimnis bleiben. Aber das kennt man ja in Mainz …