Profis 16.12.2021 - 09:30 Uhr
De Blasis: "Diese Verbindung hat perfekt gepasst"
15 Bundesliga-Tore erzielte Pablo De Blasis zwischen 2014 & 2018 für den FSV, traf in der Europa League und im DFB-Pokal. Eine unvergessliche Zeit, wie der Argentinier, der sich mit seinen Auftritten einen festen Platz in den Herzen der 05-Fans verdiente, berichtet. An ein Karriereende in Spanien denkt er indes längst noch nicht.
Nach vier Jahren im 05-Trikot verabschiedete sich Pablo De Blasis im Sommer 2018 und wechselte nach Spanien in die Primera Division. Ein Traum des Argentiniers, ebenso wie die Zeit beim FSV in der Bundesliga, so der einstige Publikumsliebling. Die Zeit am Rhein bleibt für ihn unvergessen, nicht zuletzt aufgrund der erfahrenen Wertschätzung. "Man hat vielleicht ein angeborenes Talent. Das bringt aber allein nichts. Auf dem Platz ist es wichtig, Herz zu zeigen und alles zu geben. Das funktioniert aber eben häufig nur im Zusammenspiel mit den Fans. Diese Verbindung hat perfekt gepasst", erklärt der 33-Jährige, der mittlerweile in der zweiten spanischen Liga für den FC Cartagena aktiv ist.
Im Interview spricht er über "eine der besten Entscheidungen meiner Karriere", Spanien, seinen Trainerschein, Shinji Okazaki und eine Rückkehr nach Mainz.
Pablo, was vermisst du am FSV?
De Blasis: In Mainz die Möglichkeit bekommen zu haben, in der Bundesliga zu spielen, war eine einmalige Gelegenheit. Die Atmosphäre im Stadion, die Unterstützung, die Liebe und Zuneigung von Seiten der Fans über die Jahre – all das vermisse ich und werde es nie vergessen.
Wir vermissen dich auch! Denn 2018 bist du auf eigenen Wunsch nach Spanien gewechselt. War es rückblickend die richtige Entscheidung für dich und deine Familie?
De Blasis: Letztendlich wollte ich mir in dem Alter nochmal einen weiteren Traum in meinem Fußballer-Leben erfüllen. Insofern war es auch die richtige Entscheidung. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Hinzu kommt, dass ich in Bilbao die Möglichkeit habe, meine Trainerausbildung in meiner Landessprache zu absolvieren. Das war auch einer der Gründe, nach Spanien zu gehen. Ich habe inzwischen ungefähr die Hälfte der Lehrinhalte hinter mir, die es braucht, um die Lizenz zu erhalten. Diese Laufbahn würde ich gerne nach der Karriere einschlagen.
Du hast zunächst zwei Jahre in Eibar in der Primera Division gespielt und jeweils den Klassenerhalt feiern dürfen. Wie war die Erfahrung, auf Vereine wie Barcelona oder Real Madrid zu treffen?
De Blasis: Schon als kleiner Junge in Argentinien habe ich die großen, europäischen Ligen verfolgt und durfte mit Mainz in der Bundesliga gegen Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund spielen. Diese vier Jahre waren eine großartige Zeit. Danach dann auch nochmal in einem anderen Land in historischen Stadien gegen Weltvereine wie Barca oder Real mit ihren großen Spielerpersönlichkeiten spielen zu dürfen, war natürlich ein Traum von mir.
Im Sommer 2020 war Schluss in Eibar, ein Jahr später ist der Klub abgestiegen. Hätten sie dich nicht gehen lassen dürfen?
De Blasis: Das stimmt wahrscheinlich, Mainz 05 hat ja auch ein paar Probleme bekommen, nachdem ich gegangen bin (lacht). Aber im Ernst: Eibar hat inmitten der Pandemie auch aus finanziellen Gründen die Verträge mit einigen älteren Spielern nicht verlängern können. Hinzu kamen ein paar falsche Entscheidungen und dann leider der Abstieg.
Und nun spielst du mit deinem neuen Klub FC Cartagena in der gleichen Liga…
De Blasis: Genau. Ich spiele in einer guten Mannschaft in einem noch jungen Verein. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben und bin absolut zufrieden. Dennoch wünsche ich mir nach wie vor, eines Tages am Ende der Karriere auch noch einmal für meinen Heimatverein Club de Gimnasia y Esgrima La Plata auflaufen zu können. Das eilt aber nicht, weil ich sicher bin, dass ich noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen kann.
Ihr steht im Mittelfeld der Tabelle. Mit welchen Ambitionen ist der Verein in die Saison gestartet?
De Blasis: Cartagena ist erst 1995 gegründet worden und war noch nie in der ersten Liga. Insofern ist das erste Ziel immer der Klassenerhalt. Wir sind sehr heimstark, haben aber auswärts unsere Probleme. Wir stehen im Mittelfeld, aber auch der Abstand zu den Aufstiegs-Playoffs ist nicht allzu groß. In dieser Liga mit vielen Vereinen mit einer großen Historie muss aber das Ziel Klassenerhalt über allem stehen.
Auch dein Teamkollege Shinji Okazaki ist für uns Mainzer ein guter, alter Bekannter. Tauscht ihr euch noch gelegentlich aus über die Zeit in der Bundesliga?
De Blasis: Es ist natürlich eine Ehre, mit ihm wieder zusammenspielen zu können. Wir hatten und haben eine gute Zeit zusammen, das ist großartig. Und selbstverständlich schauen wir auf die Ergebnisse. Das Spiel in München am Wochenende habe ich auch wieder im Fernsehen gesehen, und mitgelitten. Es gibt Momente, in denen man denkt: 'Jetzt hat man sie.' Denn ich weiß, wie schwer es ist, dort zu punkten, was für ein Spirit entstehen kann, wenn man dort nah dran ist. Ich habe mitgefiebert, als würde ich selbst mit auf dem Platz stehen. Schade, dass es nicht ganz gereicht hat.
Wie nimmst du die pandemische Lage aktuell wahr?
De Blasis: Ich habe den Eindruck, dass es in Deutschland aktuell schlimmer ist als bei uns. Dennoch spürt man auch hier, wie müde die Menschen nach fast zwei Jahren Pandemie sind. Wir sehnen alle das Ende herbei, es ist anstrengend und macht das Leben nicht unbedingt einfacher.
Zurück zum FSV: Nach 20 Einsätzen 2014/15 warst du drei Jahre lang meist Stammspieler und wurdest zu einem der Publikumslieblinge. Für keinen Klub hast du in deiner Karriere mehr Pflichtspiele absolviert. Welchen Stellenwert nimmt Mainz 05 für dich heute ein?
De Blasis: Es war damals ein großer Schritt für mich und eine Chance, über die ich keine Sekunde nachdenken musste. Als ich gekommen bin, konnte ich mir aber nicht vorstellen, dass es so gut läuft. Dass ich eine solche Wertschätzung erfahren und auch erfolgreiche Jahre erleben würde. Es war eine der besten Entscheidungen meiner Karriere. Ich möchte nicht von "der Besten" sprechen, weil im Leben immer unterschiedliche Umstände eine Rolle spielen. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und habe zu jedem Zeitpunkt die Zuneigung der Fans gespürt. Das bleibt unvergesslich.
Du hast viel erlebt bei uns: Gibt es den einen oder mehrere Momente, die besonders lebhaft in Erinnerung geblieben sind?
De Blasis: Es gab unzählige Momente. Gerade in München zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. In Dortmund zu gewinnen und den Klassenerhalt zu feiern natürlich genauso. Wir haben uns für die Euro League qualifiziert, mit den Fans auf dem Zaun gefeiert. Aber im Grunde genommen wäre es unfair, etwas hervorzuheben.
Die Jahre nach deinem Abschied verliefen turbulent: Mit der Rückkehr von Christian Heidel, Bo Svensson und Martin Schmidt hat eine beeindruckende Entwicklung ihren Anfang genommen. Hat dich das überrascht? Und wie hast du die drei damals hier erlebt?
De Blasis: Im letzten Winter war die Situation besorgniserregend. Als im Januar dann Bo, Christian und Martin zurückkamen, hat man sehr schnell wieder die Mainz-05-DNA auf dem Platz erkennen und den Klassenerhalt sogar frühzeitig feiern können. Das zu verfolgen, macht einen Riesenspaß. Mainz 05 kann damit ein Musterbeispiel für viele Vereine sein, das aufzeigt, wie wertvoll es ist, eine eigene Philosophie zu haben und den eigenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. Die drei sind letztendlich typisch Mainz 05: Was der Fan auf dem Platz erwartet, tragen sie in ihren Funktionen nach außen und transportieren es in Richtung Mannschaft. Sie können das authentisch vermitteln, weil sie den Verein unheimlich gut kennen und verstehen.
Authentisch und kämpferisch war auch immer dein Auftreten auf dem Platz, womit du mehr als einen bleibenden Eindruck hinterlassen hast…
De Blasis: …Das freut mich, und es macht mich sehr stolz, von manchen Fans in einem Atemzug mit Nikolce Noveski, Niko Bungert, Elkin Soto oder anderen Spielern genannt zu werden. Im Fußball, und gerade für 05-Fans, sind verschiedene Komponenten wichtig: Man hat vielleicht ein angeborenes Talent. Das bringt aber allein nichts. Auf dem Platz ist es wichtig, Herz zu zeigen und alles zu geben. Das funktioniert aber eben häufig nur im Zusammenspiel mit den Fans. Diese Verbindung hat perfekt gepasst.
Und planst du, sofern es die Pandemie zulässt, mal wieder zu Besuch zu kommen?
De Blasis: Ich konnte mich damals nicht so richtig verabschieden. Also natürlich sehr gerne, sobald es die Pandemie und der Spielplan hier zulassen!
Du wirst wieder mit offenen Armen empfangen werden, danke Pablo!
De Blasis: Muchas gracias.
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