• Home
  • News
  • Partystarter und ein spektakuläres Comeback

Profis 17.02.2023 - 11:30 Uhr

Partystarter und ein spektakuläres Comeback

Gute Erinnerungen an vergangene Auftritte am Fastnachtswochenende in Leverkusen

Danny Latza, Fabian Frei und Gaetan Bussmann nach dem Auswärtssieg in Leverkusen an Fastnacht 2017 (IMAGO).

Insgesamt 16 Mal hat der 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga ein Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen bestritten. Acht Niederlagen haben die Rheinhessen in der BayArena kassiert, die Bilanz weist aber auch jeweils vier Auswärtssiege und vier Unentschieden auf. Auffallend dabei ist, dass die 05ER einige Male am Fastnachtswochenende zu Gast in der Farbenstadt waren und dabei überraschend gut abschnitten. Zum letzten Mal feierten die 05ER einen Auswärtserfolg in Leverkusen am Fastnachtsamstag 2017. 2:0 hieß es am Ende aus Sicht der damals vom jetzigen Sportdirektor Martin Schmidt trainierten Gäste.

Dominanter Auftritt auf dem Platz und auf den Rängen

"Die mitgereisten Anhänger dominierten die BayArena akustisch ebenso eindrucksvoll, wie ihre Mannschaft den dritten Auswärtssieg der Saison einfuhr. Gut 1200 Fans feierten ausgelassen den 2:0-Erfolg beim TSV Bayer 04 Leverkusen und damit einen überragenden Auftakt der närrischen Tage. Über die gesamten 90 Minuten hatten die 05-Anhänger die Stimmhoheit im Stadion. Und als in der Schlussphase aus dem Mainzer Block die "Oh, wie ist das schön"-Gesänge erschallten, stimmte das Leverkusener Publikum höhnisch ein. Eine weitere Demütigung für das ambitionierte Bayer-Team, das sich schon zur Pause ein gellendes Pfeifkonzert hatte anhören müssen. Die 05-Profis, die eine reife Leistung auf den Platz gebracht hatten, genossen nachher das Bad in der Menge, das nicht enden wollende Olé, olé Fiesta, als Ouvertüre für einen stimmungsvollen Rosenmontagszug zu Hause“, schrieb das Online-Portal "05 Mixed Zone" anschließend.

Und weiter: "Ein Sieg an Fastnacht, ein hoch verdienter Erfolg beim Champions-League-Klub. Beste Voraussetzungen, um auch am Montag beim Umzug durch die Innenstadt auf ein wohlgesonnenes Publikum zu treffen." Eine Delegation der Mannschaft werde auf dem eigenen 05-Wagen im Zug mitfahren, kündigte der 05-Trainer vor Ort an. 

Historisch schnelle 2:0-Führung

Im Februar 2017 präsentierte sich das 05-Team mit einem Gesicht, das sich die Verantwortlichen bis heute gerne häufiger auswärts wünschen. Der Start des FSV in Leverkusen lässt sich am besten als Überfall beschreiben, als fulminanter Auftakt einer Partie, die durchaus zu einem ausgewachsenen Debakel hätte führen können für die Gastgeber. Ehe der Gegner überhaupt im Spiel angekommen war, führten die Mainzer bereits mit 2:0 und ließen zwei weitere, fast schon sichere Tore nach Kontern liegen. 2:53 Minuten waren gerade einmal gespielt, als Stefan Bell einen Eckball von Levin Öztunali mit dem Kopf zum 1:0 ins Netz wuchtete. Nach sechs Minuten war Pablo De Blasis auf links durch, Öztunalis Flugkopfball nach präziser Flanke strich nur um Zentimeter am langen Pfosten vorbei. 

Anschließend brachte Öztunali einen Freistoß vor das Tor, dieser flutschte durch Freund und Feind hindurch und setzte anderthalb Meter vor dem Torhüter noch tückisch auf. Die Folge: Das 2:0 nach elf Minuten. Auswärts. In 180 Bundesliga-Auswärtsspielen hatte der 1. FSV Mainz 05 das zuvor noch nie geschafft. Und auch, wenn die "Werkself" danach besser zurechtkam und Druck aufbaute, mehr als einen Kopfball sowie ein paar Distanzschüsse hatte Bayer gegen die aggressiv und gut organisiert verteidigenden Mainzer nicht zu bieten.

"Bei unseren ersten Chancen wusste ich, dass unser Plan diesmal aufgehen würde. Ich hatte aber eigentlich gehofft, dass wir noch besser kontern, wir müssen eigentlich 4:0 führen, dann ist der Deckel direkt drauf", sagte Schmidt. Was den Coach ansonsten aber ebenso wie das staunende Leverkusener Publikum beeindruckte war die Tatsache, dass die 05ER von Beginn an mit Willenskraft, Überzeugung, Aggressivität und kühlem Kopf dem Favoriten das Leben schwer machten. "Wir haben von der ersten Minute an dem Gegner gezeigt, wo wir hin wollen. Wenn du 2:0 führst, kannst du gut stehen, du kannst gegen den Ball arbeiten. Der Gegner versucht Lösungen in die Breite und in die Tiefe zu finden und du merkst, es wird bei ihm immer etwas schlechter statt besser. Das baut dich mit jedem gewonnen Zweikampf auf", schilderte Schmidt die Situation. 

17.02.2023

Beim Abspielen dieses Video werden Daten an YouTube weitergegeben. Weitere informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Bell als entscheidender Faktor

Sechs Jahre ist das her und damals war der Mann, der auch am vergangenen Wochenende beim 3:1-Sieg in der MEWA ARENA gegen den FC Augsburg eine herausragende Rolle spielte, der entscheidende Faktor: Stefan Bell, der ein perfektes Stellungsspiel, großes Organisationstalent und die beste Zweikampfquote auf den Platz brachte, dazu noch mit dem Kopfball zum 1:0 die Partie in die gewünschte Richtung lenkte. Bell harmonierte zusammen mit Andrej Ramalho prächtig auf der Innenverteidigerposition. 

Abgerundet wurde das Mainzer Defensiv-Geflecht von den sehr engagierten und kämpferischen Außenverteidigern Giulio Donati und Gaetan Bussmann. Im defensiven Mittelfeld dominierten Danny Latza und Fabian Frei als verbissene Zweikämpfer und Balleroberer. "Ein Sieg auswärts in Leverkusen ist nichts Alltägliches für Mainz 05. Das kann man schon als hervorragendes Ergebnis einstufen", sagte Bell nach der Partie. "Wir haben über 94 Minuten super stark gespielt, super konzentriert. Wir haben es auch geschafft, die Druckphasen gut und ohne Großchance zu überstehen. Das ist gegen eine Mannschaft, die in der Offensive so stark aufgestellt ist, schon gut."

2014 feierten die 05ER nach dem Spiel kostümiert vor dem Gästeblock.

Fastnachtparty in Leverkusen – auch 2014

Auch drei Jahre zuvor waren die Mainzer am Fastnachtsamstag bereits in Leverkusen zu Gast, damals kam man als Mannschaft aus dem oberen Mittelfeld zum Tabellenzweiten. Das von Thomas Tuchel trainierte FSV-Team feierte einen 1:0-Erfolg, der den Klub und seine Anhänger während der Fastnachtstage in Verzückung versetzte und neben allem Frohsinn eine überragende Tabellensituation garantierte: Die 05ER verbesserten sich auf Platz sechs mit 37 Punkten und mischten kräftig mit im Kampf um die Europapokalplätze.

"Unsere Fans haben uns nachher Kostüme zugeworfen aus der Kurve, um gemeinsam zu feiern. Das ist etwas, über das die Spieler noch lange sprechen werden, etwas ganz Besonderes“, wusste der 05-Trainer nachher. "Tuchels Profis beeindruckten mit einer außergewöhnlich guten Defensivleistung, mit großer Konzentration und einer nahezu perfekten taktischen Ordnung und unterstrichen damit in jedem Fall, dass sie im Augenblick sicherlich zu den am schwersten zu schlagenden Mannschaften der Liga gehören", schrieb "Sport aus Mainz". Eric Maxim Choupo-Moting erzielte den entscheidenden Treffer mit einem Hackentrick ins lange Eck nach Vorarbeit von Bell.

2021 sicherte sich der FSV mit zwei ganz späten Treffern einen wichtigen Auswärtspunkt im Kampf gegen den Abstieg.

Spätes Comeback 2021

Den bislang letzten Mainzer Fastnachtsauftritt in Leverkusen 2021 beschrieb "Sport aus Mainz" so: „Die Sache war gelaufen. In einer über weite Strecken drückend überlegen geführten zweiten Halbzeit hatte es der FSV nicht geschafft, seine Dominanz in einen Treffer umzumünzen – und lief dann in einen Konter, den Patrik Schick erfolgreich abschloss. Nach 84 Minuten lagen die Mainzer bei Bayer Leverkusen mit 0:2 zurück. Das war‘s. Eigentlich. Uneigentlich gelang der Mannschaft von Bo Svensson ein sensationelles Comeback."

Eines, das man von einem Tabellenvorletzten nicht erwartet. Eines, für das es einer monstermäßigen Mentalität bedarf. Und eines, in dem den Mainzern auch noch zwei Jokertore gelangen: Die eingewechselten Robert Glatzel in der 89. Minute und Kevin Stöger in der zweiten Minute der Nachspielzeit sorgten für einen Punktgewinn. "Das war ein gefühlter Sieg, der uns noch mehr Rückenwind geben wird", sagte Schmidt. Der Sportdirektor sollte Recht behalten. Der FSV holte unter Bo Svensson sagenhafte 32 Punkte in der Rückrunde und schaffte am Ende ebenso sensationell wie souverän den Klassenverbleib.