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Profis 29.10.2024 - 17:30 Uhr

Endlich von der Leine gelassen

Paul Nebel lief gegen Mönchengladbach erstmals in dieser Saison von Beginn an auf und empfahl sich mit seiner Leistung für weitere Einsätze auf der offensiven Halbposition

Nach seiner Reifezeit beim Karlsruher SC in der zweiten Liga kehrte der ausgeliehene Paul Nebel im Sommer mit einem klaren Ziel zum 1. FSV Mainz 05 zurück. An dem Ort, an dem er vom Nachwuchs- zum Profispieler wurde, wollte er sich bei Bo Henriksen für die Bundesliga-Stammelf empfehlen. Dass das nicht von heute auf morgen, sondern nur mit konstant harter Arbeit möglich sein würde, war dem 22-Jährigen von vorneherein klar. Am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach war es dann so weit: "Es hat sich eher so angefühlt, dass ich endlich von der Leine gelassen werde", betont Nebel im Interview mit mainz05.de, in dem er sich auch über seine Arbeit mit einem Mentalcoach, Vorbild Jonny Burkardt und die Partie gegen die Bayern äußert.

Die erste Startelfnominierung auf seiner bevorzugten Position im offensiven Halbraum verdiente er sich mit einer starken Leistung inklusive der Vorlage zur zwischenzeitlichen Führung. Er empfahl sich damit für weitere Einsätze von Beginn an, beispielsweise im ausverkauften DFB-Pokalheimspiel gegen den Rekordpokalsieger am Mittwochabend (20:45 Uhr, live auf SKY, ZDF und 05ER.fm, hier geht's zum Vorbericht). 

Hallo Paul, du hast gegen Gladbach dein Startelfdebüt in dieser Saison gefeiert. Wie geht es dir mit 90 Minuten in den Beinen?

Sehr gut! Ich habe mich einfach gefreut, dass ich von Beginn an spielen durfte und dem Team auch mit dem Assist zu unserem Führungstreffer helfen konnte. Ein bisschen spüre ich es in den Beinen, weil ich länger nicht durchgespielt habe. Aber das ist alles im normalen Rahmen.

Wie zufrieden warst du mit deiner Leistung?

Ich denke, dass wir insgesamt als Team ein gutes Spiel gemacht haben, auch wenn wir gerne die drei Punkte mitgenommen hätten. Auch von mir persönlich war es ein gelungenes Spiel. Aber es gibt immer Details, die man verbessern kann. 

Zum Beispiel?

Ich könnte mich in den Halbräumen mit dem Ball noch häufiger aufdrehen in Richtung des gegnerischen Tores.

"Ich habe eine große Vorfreude gespürt, das hat mich beflügelt"

Hast du in der Woche vor dem Gladbach-Spiel im Training bereits das Gefühl gehabt, dass es mit dem ersten Startelf-Einsatz etwas werden könnte?

Ich hatte auf jeden Fall ein gutes Gefühl in der Woche und habe in den Trainingseinheiten alles dafür investiert – so, wie ich es immer mache.

Du hast am Donnerstag vor dem Gladbach-Spiel von deiner Nominierung für die Startelf erfahren. Wie lief das genau ab?

Wir haben immer einen Tag vor dem Spiel eine Mannschaftssitzung, in der auch die Aufstellung präsentiert wird. Da habe ich gesehen, dass ich spiele und mich sehr gefreut.

Bist du am Freitag deshalb angespannt ins Spiel gegangen?

Nein, ich habe mich ganz normal vorbereitet. Es hat sich eher so angefühlt, dass ich endlich von der Leine gelassen werde. Ich habe eine große Vorfreude gespürt, das hat mich beflügelt. Der Trainer hat mir vor dem Spiel auch nochmal gesagt, dass ich einfach Spaß haben, das Spiel genießen und Gas geben soll. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Jetzt versuche ich dranzubleiben, um in den nächsten Spielen auch wieder dabei zu sein.

Wie hast du die Atmosphäre in der MEWA ARENA wahrgenommen?

Ich fand die Stimmung schon beim Aufwärmen überragend. Auch die Choreo beim Einlaufen und die Unterstützung der Fans während des Spiels war top. Es war schön, dass auf dem Platz zu erleben. Ich animiere die Fans auch gerne mal und werfe dann die Arme in die Luft. Das ist einfach in mir drin und gibt mir auch Energie.

Vorberichte 29.10.2024

Henriksen: "Wir wollen auch mutig sein"

Gegen Mönchengladbach hast du im offensiven Halbraum gespielt. In der Vorbereitung und zu Beginn der Saison hatte dich unser Cheftrainer Bo Henriksen noch als linker Schienenspieler eingesetzt. Hast du darüber nochmal mit ihm gesprochen?

Ich war eigentlich immer Halbraumspieler. Der Trainer hatte mir in der Vorbereitung gesagt, dass er mich auf der Position des Schienenspielers ausprobieren möchte. Das war überhaupt kein Problem für mich. Ich habe Bo aber auch gesagt, dass ich ein Halbraumspieler bin. Gegen St. Pauli und Leipzig habe ich nach meinen Einwechslungen ordentliche Leistungen auf dieser Position gebracht. Der Trainer hat dann gesehen, dass er mich auch dort bringen kann. Ich bin in den letzten Wochen immer drangeblieben. Das hat sich ausgezahlt

In den ersten Wochen kamst du in der zweiten Hälfte regelmäßig von der Bank ins Spiel. Wie bist du mit deiner Situation umgegangen?

Mir war schon vor der Saison klar, dass ich nicht einfach nach Mainz zurückkomme und direkt Stammspieler sein werde. Das war ich auch in Karlsruhe am Anfang nicht. Aber es war immer mein Ziel und meine Erfahrungen haben mir geholfen. Mir war klar, dass ich positiv bleiben und alles geben muss, in jedem Training und in jeder Spielminute, die ich auf dem Platz stehe. 

Du arbeitest auch mit einem Mentalcoach zusammen.

Ja, vor drei Jahren habe ich damit angefangen. Wir sprechen einmal pro Woche und es hilft mir sehr, meine Situation zu reflektieren und dadurch besser einordnen zu können. Man vergisst schnell, dass es sich immer um Momentaufnahmen handelt und man auch den langfristigen Prozess betrachten muss.

Du bist als sehr junger Spieler vor deiner Zeit in Karlsruhe zwischen der U23 und den Profis gependelt und warst manchmal unzufrieden, dass du nicht mehr Einsätze bei den Profis bekommen hast. War das ein Auslöser für dich, mit einem Mentalcoach zusammenzuarbeiten?

Ich war erst 17, 18 Jahre alt und hatte schon ein paar Einsätze bei den Profis. Damals konnte ich das als junger Erwachsener noch nicht so gut einordnen. Die Gespräche mit dem Mentalcoach und die Tipps, die ich für den Umgang mit solchen Situationen bekommen habe, haben mich bestärkt. Es geht im Profifußball oft sehr schnell, dazu kommen die Erwartungen der Fans, die Medien, das ganze Umfeld. Gefühlt war das Spiel gegen Mönchengladbach erst gestern, am Mittwoch kommen schon die Bayern im Pokal zu uns. Es bleibt kaum Zeit, Dinge zu reflektieren. Die sollte und muss man sich aber nehmen, gerade als junger Mensch.

05ER.TV 25.10.2024

Vorbild Jonny Burkardt

Du hast es angesprochen, am Mittwoch ist der Rekordpokalsieger bei uns zu Gast. Was rechnet ihr euch aus gegen die Bayern?

Es wird ein schwieriges Spiel gegen eine der besten Mannschaften Europas. Sie sind in dieser Saison wieder sehr stabil in ihren Leistungen, treten dominant und offensivstark auf. Da kommt einiges auf uns zu. Aber wir spielen zuhause, es ist ein Pokalspiel und nach 90 Minuten, 120 Minuten oder dem Elfmeterschießen steht ein Sieger fest. Wir brauchen eine gute Energie auf dem Platz und auf den Rängen und werden alles dafür tun, eine Runde weiterzukommen.

Jonny Burkardt wird wohl leider verletzungsbedingt fehlen. Wie könnt ihr seinen Ausfall kompensieren? 

Er wird uns natürlich fehlen. Zum einen sportlich, denn er war in Top-Form in letzter Zeit, aber auch als Führungsspieler und Kapitän. Ich denke aber, dass wir für die Positionen in der Offensive viele Optionen haben und seinen Ausfall als starkes Kollektiv auffangen können.

Ist Jonny mit der Entwicklung, die er genommen hat, auch ein Vorbild für dich?

Ja, mit Sicherheit. Wir haben schon in der U19 zusammengespielt, als ich von der U17 hochgezogen wurde, und kennen uns deshalb schon lange. Er hatte auch nicht nur gute Phasen, sondern auch solche, in denen er nur wenig gespielt hat oder verletzt war. Aber er ist immer drangeblieben und hat sich alles hart erarbeitet. Er ist nicht nur ein überragender Mensch, sondern auch ein Top-Profi, der immer professionell ist, hart an sich und für das Team arbeitet und eine überragende Einstellung hat.