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U23 03.02.2019 - 11:04 Uhr

Peitz: "Ich halte auch gerne mal den Kopf hin"

Der erfahrene Neuzugang der U23 im Interview

Geht auf dem Platz keinem Zweikampf aus dem Weg: Neuzugang Dominic Peitz.

Seit etwas mehr als zwei Wochen ist Dominic Peitz ein Teil der U23 des 1. FSV Mainz 05. Der 34-Jährige soll dem Team nicht nur sportlich weiterhelfen, sondern die junge Mannschaft als Führungsspieler mit seiner langjährigen Erfahrung im Profifußball unterstützen und weiterbringen. Eine Rolle, die Peitz auf seine ganz eigene Art und Weise ausfüllen möchte.

Hallo Dominic, du stehst kurz vor deinem Bachelor-Abschluss in Sportbusiness-Management und hattest bereits das Karriereende im Sommer in Kiel vor Augen. Mit deinem Wechsel zu unserer U23 hast du nochmal ein neues Kapitel aufgeschlagen. Was hat dich bewogen, dass Angebot anzunehmen?

Im Fußball geht es manchmal schnell. Ich habe im letzten Jahr in einem Fernsehinterview gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, sportlich nochmal etwas Neues zu machen. Dann kam das letzte halbe Jahr in Kiel, in dem ich nicht mehr viel gespielt habe, was für mich aber absolut kein Problem dargestellt hat. Für mich kam aber die Thematik auf, den nächsten Schritt zu gehen, mein Bachelor-Studium zu beenden und den Übergang zum Leben nach der Karriere einzuleiten.

Mit Mainz 05 war für mich die Möglichkeit da, dass ich nicht mehr ausschließlich für das Sportliche wechsele. Es ging auch darum, dass ich eine Vorstellung davon habe, wie ein Verein funktionieren sollte und darf und ich großes Interesse daran habe, wie das in Mainz funktioniert. Ich sehe hier ein Vorbild für viele Vereine, wie man mit überschaubaren Mitteln viel erreichen und sich dazu sympathisch präsentieren kann. Es interessiert mich, dass zu sehen und viel davon mitzunehmen.

Du bist seit etwas mehr als zwei Wochen ein Teil von Mainz 05. Wie ist dein erster Eindruck?

Durchweg positiv! Ich versuche, mir keine allzu hohen Erwartungen mehr zu setzen, sondern den Moment zu genießen. Mit 34 nochmal die Möglichkeit zu bekommen, sportlich das Vertrauen zu genießen und Leistung bringen zu dürfen, finde ich toll. Darüber hinaus bin ich mit dem Umgang hier sehr zufrieden und fühle mich wohl. Meine Zeit hier hat gut begonnen und ich bin gespannt auf den Pflichtspielalltag.

Du wurdest wegen deiner sportlichen Fähigkeiten, aber auch aufgrund deiner Erfahrung und deines Charakters verpflichtet. Wie siehst du deine Rolle in der Mannschaft?

Ich versuche authentisch zu sein im Umgang mit den Jungs. Es ist eine andere Generation, denn meine Teamkollegen sind größtenteils zwischen 19 und 20 Jahren alt und ich bin 34. Das ist eine spannende Welt und es hält jung. Rein auf sportlicher Ebene ist es für mich wichtig, meine Kollegen mitzunehmen, zu wissen, was ihre heutigen Ansichten vom Profifußball sind, um ihnen dann gegebenenfalls mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich möchte gerne dazu beitragen, dass der ein oder andere es schafft, in den nächsten 10 bis 15 Jahren Profifußball zu spielen.

Wie gibst du deine Erfahrung auf- und außerhalb des Platzes an die jungen Spieler weiter?

Ich versuche zunächst mal niemandem etwas aufzudrücken und einen etwas anderen Weg zu wählen, als ältere Spieler, die ich selbst als junger Spieler erlebt habe. Damals wurde oft nach dem Motto verfahren: ‚Entweder du verhältst dich so, oder es gibt Probleme‘. Das funktioniert nicht mehr. Die Qualität der jungen Spieler ist richtig hoch und es geht darum, diese Talente zu feilen. Vielleicht kann ich manchen mitgeben, wie man sich noch mehr durchsetzen kann. Mainz 05 hat in der Vergangenheit bewiesen, wie man erfolgreich Talente an den Profifußball heranführt. Ich freue mich, ein Teil davon zu sein und dazu beizutragen. In welchem Maße das sein wird, wird sich zeigen.

Wie würdest du dich als Spielertyp beschreiben?

"Auf dem Platz zeige ich sicherlich ein anderes Gesicht als im Privatleben. Ich nehme da eine gewisse Rolle ein und sehe mich als jemanden, der seine Mannschaft gerne verteidigt und für sie geradesteht, gerne auch mal den Kopf hinhält, wenn die Wellen auf dem Platz etwas höherschlagen, um ein Stück weit auch die Jungs zu schützen, die mit einem solchen Druck vielleicht nicht so klarkommen. Ich fühle mich stark genug dafür, mich diesen Dingen auszusetzen, damit die anderen Jungs nicht noch aufgrund äußerer Einflüsse Probleme bekommen. Sicherlich bringe ich dazu auch eine gewisse Zweikampf- und Kopfballstärke mit."

Wie wird man sich dieser Stärken als junger Spieler bewusst?

"Das schöne im Fußball ist ja, dass man nicht alle Dinge perfekt können muss. Ich war zum Beispiel nie der Schnellste. Trotzdem hat man die Möglichkeit, auf einem gewissen Niveau Fußball spielen zu können. Abgesehen davon bin ich davon überzeugt, dass es immer darum geht, das Maximum aus sich herauszuholen und sich nicht immer mit anderen zu vergleichen. Das Ziel sollte sein, nah an das eigene Leistungsmaximum zu kommen. Ob man dann in der ersten, zweiten oder dritten Liga landet, ist doch letzten Endes erstmal nicht so wichtig."

Sportlich ist die U23 in keiner einfachen Situation. Wie kann man das deiner Meinung nach mit der individuellen Entwicklung und Ausbildung der Spieler verbinden?

"Man kann dazu beitragen, dass sie in manchen Momenten ruhiger agieren. Wenn man diese negativen Seiten des Sports aus dem Nachwuchs noch nicht gewohnt ist, auch mal mit Niederlagenserien klar zu kommen sind es genau diese Erlebnisse, die du zur Entwicklung brauchst. Nichts geht über die eigene Erfahrung. Ich versuche meine Teamkollegen abzuholen, ein Miteinander zu haben und Vertrauen zu entwickeln, dass man sich auf mich verlassen kann. Genauso fordere ich ein, dass sie versuchen, an ihre Leistungsgrenze zu gehen."

Auf höchstem Niveau ist es immer wichtig, wie man mit Erfolg und Misserfolg umgeht. Die Talente sind da. Aber es schaffen nun mal nicht alle den direkten Weg in die Bundesliga beim eigenen Verein. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten. Wenn man das als junger Spieler richtig einordnet, wenn man nicht sofort den Durchbruch schafft in die Bundesliga, ist das nicht schlimm. Man muss sich mit 18 oder 19 Jahren nicht unter Druck setzen und sagen: „Ich habe es nicht geschafft.“ Ich versuche also beizutragen, dass die Jungs sich nicht von den ganzen Geschehnissen rund um Erfolg und Misserfolg beeinflussen lassen.

In der Hinrunde hat das junge Team viele enge Spiele noch knapp verloren. Geht es nicht ohne Erfahrung?

"Es geht darum, wie schnell man es als junger Spieler schafft, aus solchen Erlebnissen wie in der Hinrunde zu lernen, um dann erfolgreicher zu sein und enge Spiele nicht mehr zu verlieren und vielleicht sogar noch selbst den Punch zu setzen. Nicht durch unfaire Aktionen oder Glück, sondern mit dem Willen, nochmal alles rauszuholen, ein entscheidendes Tor zu schießen und am Ende die Punkte zu verteidigen."

Kannst du da ein entscheidender Faktor sein?

"Ich sehe mich in keiner Weise als Heilsbringer und die Lösung aller Probleme, mit dem wir dann in der restlichen Rückrunde 12 von 13 Spielen gewinnen werden. Das ist ein Mannschaftssport. Ich versuche meinen Teil beizutragen, die Jungs zu begleiten und ihnen, wenn sie dazu bereit sind, meine Erfahrungswerte mitzugeben. Wenn ich die bisherigen Trainingseinheiten sehe, mache ich mir keine Sorgen. Das sind gute Jungs, die viel draufhaben, viel mehr als ich. Von daher glaube ich daran, dass sie durch die Hinserie gereift sind und wir es in den restlichen Spielen definitiv besser machen werden."

Welche persönlichen Ziele hast du dir für deine Zeit hier in Mainz gesetzt?

"Ich möchte den Moment genießen, mich hier am Ende ordentlich vom aktiven Fußballerdasein verabschieden und das neue Leben nach der Fußballlaufbahn gut einleiten. Ich hoffe, dass ich diesen Turnaround mit Hilfe der Verantwortlichen des Klubs vernünftig hinbekomme."