Profis 18.01.2022 - 10:30 Uhr
Fataler Torjubel und ein Elfer mit Nachspiel
Unvergessene Achtelfinal-Höhepunkte für Mainz 05
Wenn die Profis des 1. FSV Mainz 05 am Dienstagabend um 20.45 Uhr (live auf SKY & 05ER.fm - die Fanabteilung bietet zudem ab 19 Uhr für alle Fans ein Teams-Event mit Uwe Stöver und Klaus Hafner an) im Vonovia Ruhrstadion ihr Achtelfinale im DFB-Pokal beim Liga-Konkurrenten VfL Bochum bestreiten, dann vertreten Bo Svensson und dessen Kicker den Klub zum insgesamt zwölften Mal in der Runde der letzten 16 (fünfmal Viertelfinale, einmal Halbfinale) dieses traditionsreichen Wettbewerbs. Einige dieser bisher elf Auftritte sind zumindest in Mainz und bei allen denjenigen, die sich für den FSV interessieren, unvergessen.
Wir blicken zurück auf vier der denkwürdigsten Pokal-Achtelfinal-Schlachten
1964/65: Highlight bei den Löwen
So bleibt eine unvergessene Achtelfinal-Partie aus der Saison 1964/65 das unumstrittene Pokal-Highlight aus Mainzer Sicht: Der längst legendäre 2:1-Triumph im Entscheidungsspiel beim TSV 1860 München, seinerzeit ein absoluter Gigant in der Bundesliga. Mit einem Erfolg über Werder Bremen qualifizierten sich die Mainzer für dieses Duell. 20.000 Zuschauer sahen das Achtelfinalspiel am Bruchweg gegen den Titelverteidiger, der erst in der 86. Minute die Mainzer 2:0-Führung durch Uli Meyer (15.) und Günther Dutiné (62.) ausgleichen konnte. Dass die 05ER damit ein Wiederholungsspiel erreicht hatten gegen die Spitzenmannschaft aus der Bundesliga, wurde bei den Mainzern schon als Sensation betrachtet. Ein Weiterkommen in München fasste kaum jemand in Betracht.
Im Rückspiel im Stadion an der Grünwalder Straße brachte Vincenz Fuchs (6.) die Gäste in Führung, weil sich Star-Keeper Petar Radenkovic weit vor dem eigenen Strafraum verdribbelte. Bundesliga-Torschützenkönig Rudi Brunnenmeier (27.) glich aus, und Charly Tripp machte mit einem Kopfball die Sensation in der 85. Minute perfekt nach einer einstudierten Ecke von Kurt Sauer an den kurzen Pfosten
600 Mainzer - mit Sonderzug und Charterflugzeug in München - waren aus dem Häuschen. Bei der Rückkehr empfingen 10.000 Menschen die Mannschaft am Hauptbahnhof, es folgte eine Triumphfahrt durch die Innenstadt.
1999/2000: Abwehrschlacht gegen die Hertha
Aus der etwas jüngeren Vergangenheit ist vor allen Dingen jenes 2:1 gegen Hertha BSC nach Verlängerung aus der Saison 1999/2000 in Erinnerung geblieben als die größte Abwehrschlacht überhaupt im Pokal, die den Bruchweg seinerzeit zum Beben gebracht hatte.
Eigentlich war es ein schwaches Spiel zwischen dem Champions-League-Teilnehmer aus der Hauptstadt und dem Zweitligisten Mainz 05 gewesen an diesem Novemberabend 1999. Erst in der 67. Minute gingen die Berliner durch den späteren Hertha-Manager Michael Preetz in Führung. Ein paar Minuten später wechselte 05-Trainer Wolfgang Frank mal wieder einen schmalen, blonden Stürmer ein, der sich gerade anschickte, über die Oberligamannschaft zu den Profis aufzurücken. In der 82. Minute traf dieser zum Ausgleich. Es war sein erstes Profi-Tor, der Treffer, der dem jungen Michael Thurk bei den Fans über die Zwischenstation "Herthakiller" den Spitznamen "Killermichel" einbrachte. Kurz danach sah Jürgen Klopp Gelb-Rot.
In der Verlängerung spielte im ersten Mainzer Entlastungsangriff Sirous Dinmohammadi einen seiner fabelhaften Steilpässe auf Marcio Rodrigues, der das 2:1 für die 05ER erzielte und dann und einen fatalen Fehler machte: Im Irrglauben, er habe gerade das Golden Goal geschossen und das Spiel sei vorbei, riss sich der Brasilianer das Trikot vom Leib, schwenkte es über dem Kopf. Und musste vom Platz, weil er schon Gelb-vorbelastet war.
Klopp, so geht zumindest die Legende, bekam nicht viel mit von dem, was anschließend passierte. Marcio soll ihn aus Versehen in der Kabine eingeschlossen haben, Klopp konnte durch die dünnen Wände nur hören, wie die 05-Anhänger tatsächlich zum zehnten Mann wurden. Hertha stürmte, belagerte den Strafraum. Die 05ER zogen sich zurück, Dimo Wache im Tor hielt alles, neun Mainzer Spieler brachten das 2:1 gegen elf Berliner über die Zeit.
2005/06: Elfmeter-Drama am Betzenberg
Was gab es noch in der Achtelfinal-Geschichte? Das dramatische 4:3 im Elfmeterschießen in der Saison 2005/06 auf dem Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern. Stefan Blank und Ingo Hertzsch hatten für den FCK getroffen, Christof Babatz übers Tor geschossen, FCK-Torwart Jürgen Macho den Schuss von Christian Demirtas gehalten. Ferydoon Zandi hätte die Mainzer mit dem fünften Elfmeter in extremen Zugzwang bringen können und verpatzte es: Sein Versuch prallte von der Latte auf die Torlinie und sprang nach vorne weg - jedenfalls sahen es so die Schiedsrichter. Auch die genauesten Zeitlupen, Standbilder und Perspektiven lösten nicht zweifelsfrei auf, ob diese auf Tor hätten entscheiden können und selbstverständlich interpretierten die Klubs unterschiedliche Tendenzen hinein. Toni da Silva verkürzte auf 1:2, Wache hielt gegen Halil Altintop, Fabian Gerber glich aus, Marco Engelhardt und Mohamed Zidan trafen zum 3:3, Daniel Halfar verfehlte das Tor. Und Petr Ruman brachte den FSV mit einem eleganten Heber ins Viertelfinale.
Die Pfalz tobte. Der offizielle Einspruch des FCK wurde in zwei Instanzen jeweils abgewiesen.
1994/95: Spektakel am Bökelberg
Und dann gab es da noch das Spektakel auf dem Gladbacher Bökelberg. Am 25. Oktober 1994 sah das DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen der Mannschaft aus dem gehobenen Bundesliga-Mittelfeld und den Gästen aus der Zweitliga-Abstiegszone auf dem Papier nach einer klaren Sache aus. Nicht jedoch auf dem Platz: Die Mainzer Führung durch Thomas Zampach erschreckte die Gladbacher zunächst nicht. Nach einer Viertelstunde stand es 2:1 für die Gastgeber, zur Halbzeit 4:2, nach 52 Minuten 5:2. Aber der FSV kam mit einem Doppelschlag von Christian Hock und Michael Müller zurück. 5:4 nach 63 Minuten - dicke Chancen zum Ausgleich. Jürgen Klopp, der schon das 3:2 geschossen hatte, und der überragende Abderrahim Ouakili, dessen Stern an diesem Abend strahlend aufging, scheiterten in der 66. Minute mit vier geblockten Schüssen. Erst in der Nachspielzeit machte Stefan Effenberg mit dem 6:4 alles klar.
Ab 20.45 Uhr wird Pokal-Achtelfinal-Geschichte im Bochumer Ruhrstadion weiter geschrieben.