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Verein 19.03.2020 - 17:30 Uhr

"Wieder lernen, solidarisch zu sein"

Die zentralen Aussagen aus der Pressekonferenz mit dem gesamten 05-Vorstand zu den Entwicklungen der vergangenen Wochen

Der Pressekonferenz der 05ER am Donnerstag konnten Fans & Journalisten ausschließlich digital beiwohnen.

Ungewohntes Bild am Donnerstagmittag in der OPEL ARENA: Im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz äußerte sich der Vereinsvorstand dabei zu den Entwicklungen rund um Mainz 05 in Zeiten des Corona-Virus. In angemessenem (Sicherheits-) Abstand zueinander nahmen der Vereins- und Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann, Sportvorstand Rouven Schröder sowie der kaufmännische Vorstand Dr. Jan Lehmann auf dem Podium Platz, um die von Fans und Journalisten eingegangenen Fragen zu beantworten. Hier könnt ihr die PK noch einmal in Gänze verfolgen.

Gerade einmal elf Tage ist es her, dass die 05ER Fortuna Düsseldorf in der OPEL ARENA vor 22.000 Zuschauern empfingen. Der anschließend in Deutschland, aber auch weltweit, in Gang getretene dynamische Prozess rund um das Thema Corona-Virus hat auch den FSV vor große Herausforderungen gestellt, wie Hofmann unterstrich, aber gleichzeitig betonte, dass der Fußball in diesem Moment eine untergeordnete Rolle spiele. "Wir können die Krise nur überstehen, wenn wir wieder lernen, solidarisch zu sein. Das betrifft Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und natürlich auch Sport und Fußball. Diese Erkenntnis, dass wir die Situation nur gemeinsam angehen können, scheint nach und nach zu greifen."

Die wichtigsten Aussagen der Vorstandsmitglieder im Wortlaut:

Stefan Hofmann: "Die derzeitige Situation auf globaler Ebene hat extreme Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und somit natürlich auch auf den Sport. Jeder muss jetzt seinen Beitrag leisten, damit sich das Virus langsamer ausbreitet und sich an die Vorgaben der Gesundheitsbehörden halten. Wir als Verein haben uns entschieden, nicht permanent Wasserstandsmeldungen abzugeben, wir werden uns nicht drängen und nicht treiben lassen. Denn auch wir können in keine Glaskugel schauen. Aus unserer Sicht sind populistische Aussagen und Forderungen derzeit völlig fehl am Platze.

Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger auf die Fußball-Millionäre zeigen. Solidarität kommt von innen, dort beginnt der Prozess. Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Wochen haben wir uns insgesamt mit den verschiedenen Szenarien beschäftigt. Sie lauten: Spiele ohne Fans im Stadion, Saisonabbruch oder Pause bis in den Herbst. Das wird vielen Vereinen an die Substanz gehen, so, dass wir im deutschen Fußball einen gemeinsamen Weg brauchen. Die tatsächliche Dimension können wir aber natürlich noch nicht absehen."

Jan Lehmann: "Wir haben uns bewusst die Zeit genommen, Transparenz zu schaffen und das Zahlenwerk anzuschauen. Kein Unternehmen der Welt kann überleben, wenn sein Produkt nicht mehr produziert wird. Die Frage lautet deshalb, wie lange es keinen Fußball geben wird. Das beste Szenario ist, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen. Das würde uns treffen, aber nicht existenziell. Ein Saisonabbruch würde uns sehr wehtun, aber wir sind überzeugt, dass wir auch das überstehen würden." Zum besseren Verständnis lieferte Lehmann Einblicke in das angesprochene Zahlenwerk. "50 Prozent unserer Einnahmen generieren wir aus Medienerlösen. Ohne Berücksichtigung von Transfereinnahmen sind es sogar 60 Prozent. 14 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Bereich Ticketing & Hospitality. Je länger diese Einnahmen wegfallen, desto schmerzhafter wird es auch für uns. Fakt ist: Wenn weiter Fußball gespielt wird, wird Mainz 05 diese Krise überstehen."

Lehmann zu Gehaltszahlungen auf Verwaltungsebene: "Wir werden die März-Gehälter zu 100 Prozent vertragsgemäß auszahlen. Wir wären auch in der Lage es länger zu tun, prüfen aber verschiedene Szenarien und werden Gespräche mit Mitarbeitern führen. Fest steht auch, dass wir im Vorstand mit gutem Beispiel vorangehen wollen und nicht erst fordern, dann selber leisten, sondern andersrum vorgehen werden. Die Gehälter auf Verwaltungsebene machen 8 Prozent aus, da kann man sicher sparen, aber das wird die Existenz des Vereins nicht retten. Wir können Stand heute sagen, dass aktuell keine Jobs in Gefahr sind."

Rouven Schröder über die Mannschaft: "Alle Spieler haben individuelle Pläne, Laufprogramme und Pulsuhren mit nach Hause bekommen. Sie absolvieren zudem Kraft- und Mobilisationsprogramme, deren Ergebnisse in einer Cloud eingespeist werden. Es gibt tägliche Überprüfungen, dazu Kontakt mit dem Trainer, den Athletiktrainern, mit den Ärzten oder Physiotherapeuten und natürlich auch mit mir."

Rouven Schröder zum Thema Gehaltsverzicht bei Profis: "Das Thema wird aktiv von außen reingetragen. Man darf hier nicht außer Acht lassen, dass Fußballer normale Menschen mit eigenen Ängsten sind, die auch ein privates Umfeld haben und womöglich unterstützen müssen. Für die Mannschaft ist es dennoch eine absolute Selbstverständlichkeit, hier solidarisch zu denken. Sie ist sogar auch von sich aus auf der Verein zugekommen. Dazu die Bereitschaft aus dem Trainerteam, dem Staff und aus dem Teammanagement! Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl. Das soll und darf aber kein Mittel der Profilschärfung sein, sondern ist, wie gesagt, eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen und werden etwas tun, die Bereitschaft von jedem ist da. Und es ist auch notwendig, dass alle ihren Beitrag dazu leisten."