Profis 22.12.2017 - 14:00 Uhr
Punkte liegen lassen, wo das Ergebnis gemacht wird
Sandro Schwarz ist mit der Punktausbeute nicht zufrieden - Zu viele Gegentore nach Standards
Am Bruchweg ruht der Trainingsbetrieb. Die Mannschaft hat sich in den Urlaub verabschiedet, ausgestattet mit individuellen Trainingsplänen für den Re-Start am 2. Januar mit der Rückrundenvorbereitung. 05-Trainer Sandro Schwarz verzichtet wegen der Kürze der Zeit bis zum Auswärtsspiel in Hannover am 13. Januar auf ein Trainingslager, nutzt die Gegebenheiten zu Hause zur intensiven Vorbereitung mit zwei Testspielen (in St. Gallen am 6. Januar und einen Tag später am Bruchweg gegen Gladbach). Vor den Ferien hat Sandro Schwarz im Mediengespräch ein Fazit der Vorrunde gezogen: "Mit den 17 Punkten sind wir nicht zufrieden. Wir betrachten die Ausbeute kritisch. Da haben wir uns mehr vorgestellt."
Vor dem Saisonstart habe man sich einige inhaltliche Dinge zum Ziel gesetzt. Aktive Arbeit gegen den Ball. Vorwärtsverteidigung. Mutiges Attackieren. Darüber hinaus guten und strukturierten Ballbesitz. "Wenn wir die 17 Bundesliga- und drei Pokalspiele analysieren, dann belegen die Daten, dass wir in der Arbeit gegen den Ball mit RB Leipzig zusammen die meisten Balleroberungen in der Liga haben", sagt der 39-Jährige. "Im Ballbesitz waren wir oft strukturiert bis 30 Meter vor dem Tor. Aber da, wo das Ergebnis gemacht wird, in der gegnerischen Box und im eigenen Strafraum, da haben wir Punkte liegen lassen." Vorne habe es da an Abschluss-Konsequenz, Zug zum Tor oder an Tiefenläufen gemangelt. "Hinten haben wir 28 Gegentore kassiert, 16 aus dem Spiel heraus und 12 nach ruhenden Bällen. Da müssen wir ganz klar sagen, die Standard-Tore sind zu viel und haben uns Punkte gekostet."
Zwei Schwellenspiele
Der Trainer spricht von zwei Schwellenspielen, die das Vorrundenergebnis massiv getrübt haben. Die Niederlagen in Freiburg und gegen Augsburg. "Wo wir aus einer guten Phase heraus in andere Tabellenregionen hätten vordringen können. Das hat uns den Stock in die Speichen rein gehalten. Wir haben gemerkt, es ist nicht die Konstanz und die Verlässlichkeit da, um den nächsten Schritt zu gehen. Das gehört wohl zur Entwicklung dazu", räumt der Coach ein. "Nach Augsburg haben sicher nicht mehr viele damit gerechnet, dass wir dieses Jahr noch einen Punkt holen. Dann kam Leipzig mit einer sehr guten Mentalitätsleistung, Dortmund mit ordentlicher Leistung. Der Punkt in Bremen und der Sieg im Pokalspiel hinten heraus waren vom Gefühl her sehr wichtig. Wie wir das als Gemeinschaft angegangen sind."
Die beiden fraglichen Partien möchte der Trainer jedoch nicht als Tiefpunkt bezeichnen. "Es hat sich nur total beschissen angefühlt. Weil wir in einer guten Phase waren und uns zugetraut haben, gegen Gegner auf Augenhöhe wie Freiburg, die wir am Haken hatten, Siege zu holen. Vor Freiburg haben wir sechs Spiele nicht verloren. Als Gemeinschaft müssen wir daraus lernen, den Druck hoch zu halten in Zeiten, in denen es uns gut geht. Einen Tick Bequemlichkeit rausbringen", so Schwarz. "Das war symptomatisch für uns als Mannschaft. Wenn wir in Bereichen sind, in denen es uns gut geht, dass wir dann nicht die Galligkeit und Griffigkeit haben, die wir Woche für Woche brauchen und nicht die letzten fünf Prozent abrufen, die nötig sind. Wir müssen als Mannschaft mehr dagegen angehen, diese paar Prozentpunkte abzurufen, nicht nachzulassen, in der Konsequenz drin zu bleiben." Ein weiteres Thema, in dem sich die 05er verbessern müssen, ist das Auftreten in Auswärtsspielen. "Es nervt wie die Sau, dass wir noch keinen Auswärtssieg haben", sagt Schwarz. Dennoch sieht der Coach eine Entwicklung, weil das Team von den acht Begegnungen vier nicht verloren und sich in gewissem Maße stabilisiert hat.
"Mein Bestes zu geben, ist mein Antrieb"
Der 39-Jährige selbst weiß, dass er in seinem ersten Halbjahr als Cheftrainer angesichts der erlebten Rückschläge auch kritisch gesehen wird. Das beeinflusse seine Arbeit jedoch nicht. "Ich stehe morgens auf und will immer 100 Prozent geben in meiner Arbeit. Ich bin ein Mensch, der sich oft stark hinterfragt. Was hätte ich besser machen können? In der Ansprache, in Aufstellung, Taktik, Matchplänen. Mein Bestes zu geben, ist mein Antrieb. Immer für die Jungs da zu sein, sie weiterzuentwickeln."
Er habe auch nicht das Gefühl, von den Medien unfair behandelt zu werden. Und in den sozialen Netzwerken, in denen häufig unsachliche und persönliche Kritik erfolgt, sei er nicht vertreten. "Aber ich höre schon mal von ein paar Kumpels, dass ich mal wieder kurz durchbeleidigt worden bin. Damit komme ich zurecht. Diejenigen, die das tun, kennen mich nicht, wissen nicht wie wir arbeiten."