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Profis 08.03.2023 - 18:30 Uhr

Quaison-Festspiele im Berliner Westen

Der Schwede traf bei Hertha BSC besonders gerne für den FSV, zuletzt lief es dort aber auch ohne den Angreifer

Gleich drei Treffer erzielte Robin Quaison beim 3:1-Auswärtssieg der 05ER in Berlin in der Saison 2019/20.

In der Bundesliga hat der 1. FSV Mainz 05 insgesamt 14 Auswärtsspiele bei Hertha BSC bestritten, die Bilanz ist ausgeglichen. Fünf Mainzer Siegen stehen fünf Erfolge des Hauptstadtklubs gegenüber, viermal trennten sich beide Mannschaften unentschieden. Jürgen Klopp war derjenige, der mit seiner Elf den ersten Bundesliga-Auswärtssieg des FSV in Berlin sicherte. Allerdings benötigte auch die Trainer-Legende drei Anläufe, um mit einem 2:1 im Olympiastadion zu triumphieren. Das war am 22. Spieltag der Saison 2006/07, die Torschützen hießen Mohamed Zidan und Leon Andreasen. Anschließend dauerte es dann wieder ganze sieben Jahre, bis eine von Kasper Hjulmand betreute 05-Auswahl im Berliner Westen gewann: Mit 3:1 dank eines Doppelpacks von Shinji Okazaki und einem Tor von Sami Allagui.

Quaisons Dreierpack in Berlin-Westend

In der jüngeren Vergangenheit waren Auswärtsspiele im Olympiastadion dann insbesondere eng verbunden mit dem Namen Robin Quaison. Der schwedische Angreifer des FSV, der mittlerweile bei Ettifaq FC in der Saudi Pro League unter Vertrag steht, entwickelte sich zu einem regelrechten Hertha-Schreck. Die Berliner erlebten den Höhepunkt der Quaison-Auftritte am 21. Spieltag der Saison 2019/20 als der Stürmer alle drei Treffer zum 3:1-Sieg der von Achim Beierlorzer trainierten 05ER beisteuerte. Zunächst traf der Schwede nach 17 Minuten mit einem für ihn typischen Tor: Mit einer Körpertäuschung den Verteidiger verladen, die Lücke ausgespäht und platziert neben den Pfosten getroffen. "Ich war trotzdem wütend auf mich in der Halbzeit", verriet der 05-Profi nach dem Abpfiff. Die zwei vergebenen Großchancen unmittelbar nach dem 1:0 wurmten ihn.

Dass der Mann aus Stockholm nachher dennoch von einem "guten Tag für uns" sprechen durfte, lag an seiner schnellen Auffassungsgabe und einer überragenden Aktion von Karim Onisiwo. "Für mich war es das Tor des Tages", erklärte der damalige Sportvorstand Rouven Schröder. Onisiwo nahm einen Einwurf von Ridle Baku an, umspielte den Verteidiger auf der Grundlinie, passte vor das Tor, wo Quaison heransprintete und zum 2:0 vollstreckte. "Robin macht sich vor dem Strafraum noch den Schuh zu, ist eigentlich völlig aus der Szene raus, dann ahnt er, was passiert und ist zur Stelle“, erklärte Schröder. Beim 3:1 verwandelte Quaison souverän den Strafstoß nach einem Foul an Onisiwo.

Er habe sich keinen Fehlschuss leisten können, erinnert sich der Schütze. Schließlich habe Mainz 05 einen Rekord zu verteidigen gehabt. Es war der 26. verwandelte 05-Elfer in Folge. "Es war ein sehr wichtiger Sieg. Wir haben das gebraucht für unser Selbstvertrauen", erklärte Quaison. Daran hatte es in dieser Begegnung auch einem anderen 05-Profi nicht gemangelt. Einem, der im Moment im Rampenlicht steht und den Bo Svensson am Samstag nach dem 1:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim als  "einen unserer wichtigsten Spieler momentan“ bezeichnete: Leandro Barreiro, der in der MEWA ARENA den Siegtreffer erzielte, war damals in Berlin der unermüdliche Antreiber zum 3:1-Erfolg.

08.03.2023

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Schwarz beendet Horror-Auswärts-Serie

Zwei Jahre zuvor war Quaison einer der Hauptdarsteller eines ganz besonderen Mainzer Erfolges in der Hauptstadt. Besonders deshalb, weil der aktuelle Hertha-Trainer Sandro Schwarz seinerzeit seinen ersten Auswärtssieg überhaupt als 05-Coach feiern durfte. 356 Tage hatte der 1. FSV Mainz 05 auf dieses Erlebnis warten müssen. Fast ein Jahr hatte es gedauert, bis die 05-Profis dem 2:0-Sieg vom Fastnachtssamstag 2017 bei Bayer Leverkusen den nächsten Auswärtssieg folgen ließen und das Team von Schwarz mit dem 2:0-Erfolg diese unsägliche Serie in Berlin beendete. 

"Der Dreier tut gut und war ein ganz wichtiges Lebenszeichen im Abstiegskampf. Es ist ein Anfang. Für die Gruppe, für den ganzen Verein", lautete der Kommentar der Beteiligten. 17 nicht gewonnene Spiele lagen zwischen den beiden Auswärtssiegen. Es sei ungewohnt, in einem fremden Stadion zu jubeln, aber es fühle sich gut an, betonte der damalige 05-Kapitän Stefan Bell, der sich fünf Jahre später gerade ebenfalls wieder in Topform präsentiert. "Vor allem mal ein Spiel defensiv komplett souverän bestritten, mal die Standards verteidigt zu haben und vor allem mal wieder ohne Gegentor geblieben zu sein. Das gibt uns das Gefühl, dass wir es einfach noch können. Wir erwarten selbst von uns, dass wir so spielen, vor allem gegen den Ball. Wir haben extrem hoch verteidigt. Die Sechser, die Außenbahnspieler und die beiden Angreifer sind brutal marschiert. Die Laufleistung gegen den Ball war der Schlüssel und das, was uns zuletzt gefehlt hat."

Körperlichkeit & Siegeswille

"Es war schön, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Ich bin sehr glücklich darüber", sagte Doppeltorschütze Quaison, der insgesamt eine hervorragende Leistung ablieferte und zusammen mit seinem Stürmerkollegen Emil Berggreen die Hertha-Abwehr häufig vor Probleme stellte. "Der Sieg war wichtig für den ganzen Klub, für uns Spieler, für die Anhänger, für jeden der in Mainz lebt. Wir haben nun gezeigt, dass wir auch auswärts gegen ein gutes Team gewinnen können. In dieser schwierigen Situation war und ist es wichtig, immer etwas mehr zu tun, mehr zu laufen, mehr zu kämpfen, von allem, was wir machen, etwas mehr zu tun", betonte Quaison. "Von der Körperlichkeit her waren das zwei verschiedene Mannschaften", musste Pal Dardai, der zu dieser Zeit Hertha-Coach war, eingestehen. "Da haben die Großen gegen die Kleinen gespielt. Wir sind in den Zweikämpfen regelrecht abgeprallt."

Die ganze Woche über hatte Sandro Schwarz mit der Mannschaft an der notwendigen Thematik gearbeitet. "Defensive Stabilität, sauber vorwärtsverteidigen. So, wie wir aufgetreten sind als geschlossene Einheit mit Zweikampfbereitschaft und der Laufleistung, war das sehr gut. Du hast immer das Gefühl gehabt, dass es stabil ist“, erklärte der 05-Trainer. "Wir hatten eine sehr gute Kontrolle gegen den Ball, haben uns Chancen herausgespielt und zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht."

Im Februar 2018 beendeten die 05ER in Berlin unter Sandro Schwarz (li.) ihre knapp einjährige Auswärts-Misere.

Der schnelle Weg zum Tor

Die Möglichkeiten, die sich die 05ER im Olympiastadion herausspielten, wie auch die beiden Treffer, entstanden meist aus demselben Muster. Balleroberung, Ballbehauptung, dann der einfache lange Ball über die Berliner Pressingzone hinweg sowie Eins-gegen-eins-Duelle im Strafraum. So kam Berggreen zur ersten Großchance. Dann hatte Quaison seinen großen Auftritt: Der Schwede ging nach einem eroberten Ball ins Dribbling, setzte sich gegen vier Berliner durch, tunnelte zwei Verteidiger und fand die Lücke zwischen Torhüter und linkem Pfosten. Jean-Philippe Gbamin spielte dann in der 65. Minute den langen Pass, der die Hertha-Abwehr knackte. Quaison setzte sich gegen Jordan Torunarigha durch, tunnelte den Torhüter und erzielte das 2:0.

Mit diesem Sieg begann eine der besten Mainzer Phasen in den Auswärtsduellen im Olympiastadion. Seit diesem Erfolg des Teams um Cheftrainer Schwarz, der seit Saisonbeginn die Hertha coacht, hat der FSV nur noch einmal dort verloren. Unter der Regie von Svensson gab es ein 0:0 in der Nichtabstiegs-Saison 2020/21. In der vergangenen Runde gewannen die Mainzer durch Tore von Silvan Widmer und Bell mit 2:1 in Berlin. Zuletzt sicherte Anthony Caci den Mainzern im Vorrunden-Spiel in der MEWA ARENA in der vierten Minute der Nachspielzeit mit einem Volleyschuss ein mühsam erkämpftes 1:1 gegen die Schwarz-Elf.