Profis 04.11.2016 - 17:31 Uhr
RB will sich an der Spitze festsetzen
Die 05er gastieren am Sonntagnachmittag beim ambitionierten Aufsteiger aus Leipzig
Mit 21 Punkten aus neun Partien ist Aufsteiger RB Leipzig in seiner Premieren-Saison in der Bundesliga mit einer beachtlichen Bilanz aus den Startlöchern gekommen, weiter ungeschlagen und schickt sich an, die furiose Vorrunde eines anderen Debütanten aus der Saison 2008/2009 zu toppen. Die TSG 1899 Hoffenheim, damals mit 19 Punkten nach neun Spieltagen ähnlich imposant ins Fußball-Oberhaus gestartet, wurde sogar Herbstmeister und zumindest vorübergehend zu einem ernsthaften Konkurrenten von Rekordmeister FC Bayern München. Am Sonntag empfängt der einzige aktuelle Bundesligist aus den neuen Bundesländern die 05er (Anpfiff 15:30 Uhr) und möchte die Erfolgsserie gegen den Europa-League-Teilnehmer fortsetzen. Mit zwei Punkten Rückstand sieht sich der Tabellenzweite momentan zwar noch nicht als natürlicher Bayern-Jäger, möchte die gute Ausgangsposition aber solange wie möglich wahren.
"Erfolg sicherstellen können wir nie. Aber mit unserer Arbeit können wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Erfolg uns so lange wie möglich erhalten bleibt", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl, vor der Saison aus Ingolstadt nach Sachsen gewechselt, im Rahmen der Pressekonferenz vor der Partie gegen den FSV. Der Trainer führt die Philosophie seines Vorgängers Ralf Rangnick fort, der seit dem Sommer wieder einzig als Sportdirektor beim im Jahr 2009 gegründeten Klub fungiert. Den intensiven dynamischen Gegenpressingfußball - eine Spielweise, die enorm an die Substanz geht - scheint der junge Kader bestens wegzustecken. In Naby Keita (21 Jahre), Oliver Burke (19), Timo Werner (20) oder auch dem brasilianischen Rechtsverteidiger Bernardo (21) wurden im Sommer durchweg Spieler verpflichtet, für die zwar insgesamt 46 Millionen Euro investiert wurden, die aber allesamt noch am Anfang ihrer vielversprechenden Karrieren stehen. Die Strategie des finanzstarken Aufsteigers ist dabei zum einen von Nachhaltigkeit geprägt, zum anderen ist die mittelfristige Zielsetzung längst kein Geheimnis mehr. RB möchte in die Phalanx der Großen einbrechen und sich nicht nur in der nationalen Spitze festsetzen.
Dass es mit dieser Entwicklung schneller gehen könnte als erwartet, hat der bisherige Saisonverlauf gezeigt. Zwar schieden die Leipziger im Sachsen-Duell bei Dynamo Dresden in der ersten Runde des DFB-Pokals aus, können sich dadurch aber einzig auf die Herausforderungen in der Bundesliga konzentrieren und treten Woche für Woche ausgeruht an, während andere Teams inzwischen zahlreiche englische Wochen in den Beinen haben. Erste Ausrufezeichen konnten so gesetzt werden beim Sieg gegen Vize-Meister Borussia Dortmund (1:0) oder dem Punktgewinn gegen den Vorjahresvierten Borussia Mönchengladbach (1:1), während RB seine Hausaufgaben auch gegen Teams aus dem Tabellenkeller wie Darmstadt 98 (2:0), den Hamburger SV (4:0) oder beim VfL Wolfsburg (1:0) gemacht hat. Dabei kann sich Trainer Hasenhüttl nicht zuletzt auf einen homogenen Kader verlassen, der es ihm ermöglicht immer wieder durch frische Kräfte von der Bank Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen. So geschehen auch am letzten Wochenende beim 2:0-Sieg in Darmstadt, als sich seine Mannschaft lange schwer tat, bis in der 51. Spielminute der zweifache Torschütze und Matchwinner Marcel Sabitzer in die Partie kam.
Trotz der Erfolge der Anfangswochen erwartet Hasenhüttel aber auch gegen die 05er eine schwierige Aufgabe und will sich nicht von der Niederlage des FSV in der Euro Legue beim RSC Anderlecht blenden lassen: "Wer glaubt, dass wir die Mainzer aufgrund ihrer Niederlage als leichten Gegner einschätzen können, liegt gehörig falsch. Es gibt oft genug Situationen, in denen man gerade aus einer Niederlage gestärkt hervor geht. Auf uns kommt eine Mannschaft mit viel Erfahrung zu, die schon lange erfolgreich in der Bundesliga spielt und auch im internationalen Geschehen dabei ist", warnt der Trainer vor der anstehenden Aufgabe. Nicht zur Verfügung stehen werden ihm dabei die beiden Außenverteidiger Lukas Klostermann und Bernardo sowie möglicherweise der ehemalige Nationalspieler Marvin Compper, den eine Erkältung plagt.