Profis 20.01.2023 - 12:20 Uhr
Rohrbeck: "Marcus Ingvartsen achtet genauso auf seine Regeneration wie Mo Salah"
Der "Leiter Therapie" beim FSV über seine Zeit in Liverpool, unterschiedliche Spielertypen und die lange Winterpause
Dafür, dass die Profis des 1. FSV Mainz 05 am Samstag zum Start der zweiten Saisonhälfte beim VfB Stuttgart körperlich in Bestform antreten können, spielt auch die Arbeit von Christopher Rohrbeck und seinem Team eine wichtige Rolle. Rohrbeck ist seit 2020 zurück in Mainz als "Leiter Therapie" und behandelt die 05-Profis gemeinsam mit drei weiteren Physiotherapeuten. Über seine Zeit beim FC Liverpool, die Weltmeisterschaft in Katar mit der Schweizer Nationalmannschaft und warum es ihn regelmäßig zurück auf die Insel zieht, haben wir mit Rohrbeck vor kurzem im Trainingslager in Marbella gesprochen.
Im Erfolg der letzten Jahre des FC Liverpool steckt ein großes Stück Mainz 05. Nicht nur, weil 05-Legende Jürgen Klopp dort als Chefcoach arbeitet und Peter Krawietz als sein Co-Trainer. Auch im Bereich der Physiotherapie brachte mit Christopher Rohrbeck ein 05ER drei Jahre lang seine Expertise ein. Von 2017 bis 2020 war Rohrbeck für die Behandlung der Spieler des englischen Top-Klubs zuständig, gewann mit dem LFC unter anderem die Champions League und die englische Meisterschaft. "Eine neue Erfahrung" sei das gewesen, beschreibt Rohrbeck. Vor allem, wegen der Vielzahl an Partien, die eine hohe Belastung mit sich brachten und wenig Zeit für Privatleben. "Wir waren mehr Therapeuten als hier, aber es war trotzdem intensiver, weil ich etwas gemacht habe, was die anderen nicht gemacht haben."
Weltstars auf der Liege
Weltbekannte Stars wie Mohamed Salah, Sadio Mané oder Virgil van Dijk legten damals ihr Wohlbefinden in die Hände des 44-Jährigen. Am Ende gehe es darum, Menschen zu behandeln. "Marcus Ingvartsen achtet genauso auf seine Regeneration wie Mo Salah. Nur, dass er sich keine Kühlkammer in die Wohnung stellt oder ein eigenes Schwimmbad hat. Das ist dann der Unterschied." Den Kontakt nach Liverpool hat Rohrbeck über die Jahre gehalten. Nicht nur privat, auch zur Behandlung einzelner LFC-Spieler reist er weiterhin ein bis zweimal im Monat nach England.
Professionell auch in der Freizeit
In Mainz ist Rohrbeck eine Institution. Zwischen 2003 und 2017 arbeitete er bereits als Physiotherapeut am Bruchweg, bevor Klopp ihn nach Liverpool holte. Die Bedingungen waren damals andere, auch, wenn ihm für seine Arbeit "eine Liege und zwei, drei Geräte“ ausreichen. "Am Anfang waren wir in Mainz zu zweit. Wir haben die Trainingsvorbereitung gemacht, Tapes angelegt und hinterher massiert." Weitere Behandlungsmaßnahmen wurden extern abgewickelt.
Gewandelt und weiter intensiviert hat sich seitdem nicht nur die physiotherapeutische Betreuung. Die Spieler gehen deutlich bewusster mit ihrem Körper um, die Professionalität ist sinngemäß in der Freizeit angekommen. Das kommt auch Rohrbeck und seinen Kollegen bei ihrer Arbeit entgegen. "Heute gehen die Spieler in die Sauna oder schaffen sich Geräte an für die Regeneration zuhause. Sie achten auf ihre Ernährung oder ihren Schlaf", erklärt er.
Als Physiotherapeut müsse man ein Gespür für den jeweiligen Spieler entwickeln. Es gebe unterschiedliche Typen, die auf seiner Liege Platz nehmen: Spieler, die ihren Körper sehr gut kennen, deshalb früh und regelmäßig zu Rohrbeck und seinen Kollegen kommen. "Weil sie wissen, dass sie damit schmerz- und verletzungsfrei durch die Saison kommen. Das ist für uns am einfachsten." Dann gebe es Leute, die viele Dinge mit sich ausmachen würden, den Wechselkandidaten, den frisch aus der Jugend gekommenen Spieler oder den Neuzugang. Was alle Spieler eint: "Wenn ihnen etwas guttut und einen Benefit bringt, vertrauen sie uns.“ Vertrauen ist das Stichwort und die Basis für eine gute Behandlung. Der Behandlungsraum der Physiotherapeuten sei auch immer ein Ort, an dem sich Spieler gerne aufhalten würden. "Die Stimmung muss positiv sein. Wir reden über unterschiedlichste Themen, aber nichts verlässt den Raum", erzählt Rohrbeck. Ein gutes Mindset sei kein Nachteil für die Regeneration.
Mit der Schweiz in Katar
Die ungewöhnlich lange WM- und Winterpause war für den 44-Jährigen und sein Team mehr Chance als Herausforderung. "Für uns war es eine Möglichkeit, die Zeit zu nutzen, um chronische Dinge zu behandeln.“ Körperliche Veränderungen habe es nicht gegeben. "Die Jungs waren immer im Training.“
Wirkliche Pausen hatte auch Rohrbeck nicht seit der Bundesliga-Pause Mitte November. Mit der Nationalmannschaft der Schweiz reiste er direkt zur WM nach Katar. Eine "intensive Zeit und schöne Erfahrung“: Nach nur einer Woche Vorbereitung stand schon das erste Gruppenspiel an, die Temperaturen waren ungewohnt heiß. Eine Herausforderung, die Spieler optimal darauf vorzubereiten. Bereits bei der Europameisterschaft 2020 war Rohrbeck Teil des Staffs der Schweizer.
Lange Tage vor dem Re-Start
Seit dem Ende der Weihnachtspause gilt seine volle Aufmerksamkeit wieder den Akteuren bei Mainz 05. In der Vorbereitung und im Trainingslager in Marbella waren die Tage stets lang. Von acht bis 23 Uhr waren Rohrbeck und seine Kollegen am Werk, um die Spieler bestmöglich körperlich vorzubereiten auf den Re-Start am Samstag.